Wie die Stasi Nazi-Verbrecher als Spitzel warbbs-28-10-DW-Kultur-Stuttgart-jpg.jpg
Auf Großkundgebungen wie 1974 auf dem Bebelplatz in Ost-Berlin feierte die SED-Führung ihren Antifaschismus. Im Ministerium für Staatssicherheit hatte man dagegen keine Probleme, mit ehemaligen Himmler-Mitarbeitern zu paktieren
Quelle: picture-alliance / akg-images
Nur auf einem Gebiet war die DDR der Bundesrepublik gefühlt stets überlegen: Scheinbar konsequent ging der SED-Staat, der Millionen Menschen die Freiheit vorenthielt, hunderttausende wegsperrte und hunderte umbrachte, gegen die Schatten der braunen deutschen Vergangenheit vor.
Der "Antifaschismus" war so etwas wie das Glaubensbekenntnis der sozialistischen Diktatur, noch wichtiger als die Verheißungen des Kommunismus. Demnach gab es Nazis nur im Westen.
Doch dieses Bild war stets eine Lüge. Schon mitten im Kalten Krieg wurde bekannt, dass die SED kein Problem mit Nazis hatte, solange sie sich der neuen Gewaltherrschaft unterwarfen. Wer das befolgte, wurde von den DDR-Behörde gegen Ermittlungen geschützt, selbst wenn es um Morde an behinderten Kinder ging wie bei der Jenaer Ärztin Rosemarie Albrecht .Mehr NSDAP-Mitglieder als im BevölkerungsdurchschnittAuch in der SED gab es im mittleren Funktionärsapparat der 60er- bis 80er-Jahre zahlreiche ehemalige NSDAP-Mitglieder, sogar etwas mehr als im Bevölkerungsdurchschnitt .
Neue Forschungen des Rostocker Historiker Henry Leide von der Stasiunterlagen-Behörde zeigen jetzt, dass auch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) keinerlei Probleme hatte, NS-Verbrecher als Spitzel in Westdeutschland zu werben.
Manche bekamen sogar das Angebot, jederzeit in der DDR abtauchen zu können. Insgeheim führten die zuständigen MfS-Offiziere die gesamte "antifaschistische" Staatsideologie der DDR ad absurdum: "Wir schätzen nicht den Menschen nach seiner Vergangenheit ein, sondern wie er heute ist und was er für die Gesellschaft leistet."Leide hat bereits eine umfangreiche Studie und wichtige Aufsätze über die aktive Strafvereitelung der Stasi bei NS-Verbrechen vorgelegt. In seinem neuen Artikel, der diese Woche im Dezember-Heft der renommierten Aufarbeitungszeitschrift "Horch & Guck" erscheint, hat er Belege für die Verlogenheit der DDR-Selbstdarstellung und der bis heute von Ex-Stasi-Leute vorgetragenen Behauptungen zusammen getragen.
Laut ehemals führenden MfS-Funktionären sei "eine Zusammenarbeit mit nachweislichen NS-Verbrechern für das MfS tabu" gewesen. "Inoffizielle Mitarbeiter" (IM), bei denen der Verdacht auf Verstrickung in NS-Verbrechen aufkam, seien "unter allen Umständen" gründlich überprüft worden. Falls sich die Vorwürfe bestätigt hätten, so wäre die Folge "bei IM im Operationsgebiet", also Spitzeln in der Bundesrepublik, der "Abbruch der Zusammenarbeit" gewesen, "auch wenn diese exzellente Informationsmöglichkeiten besaßen".
Diese Behauptungen der Stasi-Rentner kann Leide vollständig widerlegen. Er zeigt anhand von zwei schwer belasteten SS-Tätern, dass verschiedene Stasi-Abteilungen bedenkenlos Versprechungen machten, obwohl sie genau um die Vergangenheit der IM wussten.Weitere Details findet man hier:
https://www.welt.de/kultur/history/arti ... -warb.html
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