An nichts sollte es den Menschen fehlen in Mestlin, einem Dorf knapp 40 Kilometer östlich von Schwerin im heutigen Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, urkundlich erwähnt erstmals bereits im Jahr 1312: Krankenhaus, Restaurants, Post, Geschäfte, Oberschule, Kindergarten und moderne Wohnungen - all das wurde innerhalb weniger Jahre hochgezogen. Erwin Schulz zum Beispiel erlebte als Kind, wie sein Geburtsort im Rekordtempo zu einem Arbeiter- und Bauernparadies umgebaut wurde. Bis es losging, habe es nicht mal eine ordentliche Straße gegeben, durch Matsch und Modder habe man laufen müssen, am besten in Gummistiefeln. Dann sei aber plötzlich alles ruckzuck gegangen, erzählt er in der NDR Fernseh-Dokumentation "Das DDR-Musterdorf Mestlin". Höfe wurden abgerissen, im Eiltempo wuchs an ihrer Stelle ein neues Gebäude nach dem anderen aus dem Boden.

Opulenter Mittelpunkt des Dorfs: das Kulturhaus. 2017 bekam der Verein Denkmal Kultur Mestlin e.V. für seine Bemühungen um den Erhalt den Deutschen Preis für Denkmalschutz.
Bloß keine Mangelwirtschaft im Musterdorf
Fortan gab es hier alles, was anderswo fehlte. Denn Mangelwirtschaft durfte es im Musterdorf nicht geben. Allein im Jahr 1960 wurden fast 90 Fernseher, 30 Motorräder und 20 Kühlschränke von der Konsumgenossenschaft verkauft. Mestlin entwickelte sich zu einem Sehnsuchtsort in der DDR. "Eigentlich waren alle sehr zufrieden hier", erinnert sich Helga Schulz, die einst den Kindergarten geleitet und bis zu 160 Kinder betreut hat, in der Dokumentation: "Jeder hatte ein Bad. Und die meisten hatten auch noch ein Kinderzimmer, was man vorher ja gar nicht kannte". Allerdings habe sie selbst dort auf politisch korrekte Erziehung achten müssen. "Das war manchmal ein bisschen übertrieben", sagt sie rückblickend. "Ich muss sagen, die Kinder kannten ja Moskau bald besser als die nächste Kreisstadt." Mestlin wurde beliebt, zog die Menschen ob seiner für das flache Land hervorragenden Lebensbedingungen aus dem Umland an - bald zählte das Dorf 1.700 Einwohner.
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