Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Aufarbeitung und Schlußfolgerungen

Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Januar 2020, 14:07

Für Beethoven als Nachtrag:
Lies mal gründlich was ratata » Donnerstag 9. Januar 2020, 10:30 schrieb.
Dem folgte gleich AkkuGK1 » Donnerstag 9. Januar 2020, 10:34 .

Meinst Du, dass sich alle so irren? Eher doch solltest Du begreifen, von den Grenz- und NVA-Truppen außerhalb Deiner Sicht nichts zu wissen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon HPA » 9. Januar 2020, 14:07

Hat der Rohrleger hier gerade herum gerülpst? Na Egal [grins]
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Kumpel » 9. Januar 2020, 14:16

Volker Zottmann hat geschrieben:Eher doch solltest Du begreifen, von den Grenz- und NVA-Truppen außerhalb Deiner Sicht nichts zu wissen.



Das hat bei Beethoven mit Sicherheit wenig mit nicht wissen zu tun , sondern mit Ignoranz.
Jene Ignoranz mit der seine ideologischen Vortänzer in ihren vierzig Jahren Herrschaft ein Land gründlich gegen die Wand gefahren haben.
Kumpel
 

Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Beethoven » 9. Januar 2020, 14:26

AkkuGK1 hat geschrieben: Selbst Unterfeldwebel haben bei uns Vergatterungen durchgeführt.


Lieber AkkuGK1, ich denke, dass das wohl gegen die wichtigste Vorschrift der GT der DDR (DV 018/0/008)verstoßen würde.
Es sei denn, Du meinst, dass Dich der Ufw zum Kartoffelschälen "vergattert" hat. Diese Art der "Vergatterung" meine ich allerdings nicht. [grins]

In der DV 018/0/008 heist es:

Anhang 13 - Vergatterung
1. Die Erteilung des Befehls zum Grenzdienst an den Postenführer oder Alarmgruppenführer und die Einweisung der Alarmeinheit sind mit der Vergatterung abzuschließen. Erfolgt die Aufgabenstellung nicht vollständig für die gesamte Dienstzeit, ist nur die erste Befehlserteilung mit der Vergatterung zu beenden.
2. Die Vergatterung ist prinzipiell in der Kaserne der Grenzkompanie durchzuführen.
3. Die Vergatterung hat folgenden Wortlaut:
„Der Grenzposten (Dienstgrad und Name von Postenführer und Posten)/die Alarmgruppe/die Alarmeinheit/die Einheit eingesetzt zum Grenzdienst im Grenzabschnitt der ... Grenzkompanie/im Einsatzabschnitt ... hat die Aufgabe, die Unverletzlichkeit der Staatsgrenze im zugewiesenen Grenzabschnitt zu gewährleisten und den Grenzdienst auf der Grundlage der Rechtsvorschriften und militärischen Bestimmungen politisch verantwortungsbewusst, initiativreich, wachsam und entschlossen getreu dem Fahneneid durchzuführen! - Stillgestanden! Vergatterung!“
4. Der Posten-, Gruppen- oder Zugführer hat nach der Vergatterung zu antworten: „Genosse (Dienstgrad)! Aufgabe verstanden!“.
Im Dokumentarfilm „Grenzposten” (Filmstudio der NVA) werden die Aufgaben von Posten und Postenführer an der Staatsgrenze West dargestellt. Einzigartig ist die filmische Überlieferung der Vergatterung der Grenzsoldaten bei Dienstantritt mit der Formel
„Der 1. Zug sichert den Sicherungsabschnitt 1 bis 3 der Kompanie mit der Aufgabe, Grenzdurchbrüche nicht zuzulassen, Grenzverletzer vorläufig festzunehmen bzw. zu vernichten und den Schutz der Staatsgrenze unter allen Bedingungen zu gewährleisten“.


Im Punkt 3. ist der wortwörtliche Inhalt der Vergatterung benannt. Davon war nicht abzuweichen. So wie es eben auch den wortwörtlichen Vergatterungsbefehl für TT und Einheiten anderer Strukturen der NVA gab. Also nichts mit "weg rotzen".
Vergattert wurde deshalb, weil der Vorgesetzte der Wache, des Streifendienstes (auch und gerade an der Grenze) usw. usf., nicht persönlich den Posten vor Ort, führen konnte.
Der Soldat hatte, entsprechend der Spezifik seines Postens / Abschnitts usw. und seinen erlernten Handlungsabläufen bzw. seiner Befehle, wie es sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat, zu handeln. Also Selbständigkeit und Anpassung an die jeweilige Lage und der daraus resultierenden Entschlüsse des Postens, waren durch die Vergatterung gedeckt. Er war als Posten aber auch der Dienstvorgesetzte gegenüber jedem anderen Soldaten innerhalb seines Postenbereiches / Abschnittes mit Ausnahme der Wachvorgesetzten und seinem Kommandeur (ob nun Kompaniechef, Bataillonskommandeur oder Regimentskommandeur). Und da ist es eben schwer vorstellbar, dass Ufw. Pumpelhuber die Vergatterung durchgeführt hat. Aber was solls, ich war nicht dabei und wenn Du es so sagst, kann ich nichts dagegen erwidern.

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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon HPA » 9. Januar 2020, 14:44

Ja ja

Aus einem Gerichtsurteil:

Vergatterung von Soldaten an der innerdeutschen Grenze vor befehlsgemäßem tödlichen Schußwaffengebrauch gegen einen unbewaffneten Flüchtling ist als Beihilfe zum Totschlag strafbar.
BGH, Beschluss vom 7. 8. 2001 – 5 StR 259/01; LG Berlin (lexetius.com/2001,2


Der Beschwerdeführer war für die "Vergatterung" der Soldaten verantwortlich gewesen. Er hatte sie entweder – wie regelmäßig üblich – selbst vorgenommen oder sie – im nicht sicher ausschließbaren Fall, daß er mit vorrangigen Organisationsaufgaben befaßt gewesen war – einem anderen übertragen. Den Soldaten war bei der Vergatterung, wie üblich, vor ihrem Einsatz befohlen worden, in ihrer Schicht "Grenzverletzer" an der Flucht – erforderlichenfalls durch Einsatz der Schußwaffe – zu hindern, sie festzunehmen, äußerstenfalls "zu vernichten", da der Tod eines "Grenzverletzers" eher hingenommen werden sollte als ein gelungener Grenzdurchbruch.


https://lexetius.com/2001,2873
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Kumpel » 9. Januar 2020, 15:08

Erich Mielke :

Ich will überhaupt noch etwas sagen, Genossen. Wenn man schon schießt, dann muss man das so machen, das nicht der Betreffende noch ver-, wegkommt, sondern dann muss er eben dableiben bei uns. Ja, so ist die Sache! Wat is'n dat, siebzig Schuss loszuballern, und der rennt nach drüben, und die machen ne Riesenkampagne. Da ham se recht, Mensch! Wenn er so mies äh, so schießt. Soll'n se ne Kampagne machen, das alles, äh, wie hat der gesagt, Hans Albers? Schei-, Schießer, Scheißer sein... [lacht] Der Film [unverständlich]... Entschuldigt bitte. Kann man ruhig n'bißchen lustig machen, dat is doch klar. Na hör mal zu, Mensch! Das is doch wirklich... manchmal ist doch das...

So hat man das ganz oben gesehen mit den Verordnungen über die Anwendung von Schusswaffen im Grenzdienst.Makulatur.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Nov65 » 9. Januar 2020, 15:27

Hi @Beethoven, wo hast du solchen Quatsch nur abgeschrieben?
Einzigartig ist die filmische Überlieferung der Vergatterung der Grenzsoldaten bei Dienstantritt mit der Formel
„Der 1. Zug sichert den Sicherungsabschnitt 1 bis 3 der Kompanie mit der Aufgabe, Grenzdurchbrüche nicht zuzulassen, Grenzverletzer vorläufig festzunehmen bzw. zu vernichten und den Schutz der Staatsgrenze unter allen Bedingungen zu gewährleisten“. Das war keine filmische Überlieferung- das war tagtägliche Praxis!

Das Folgende stand auf dem Papier und mag in höheren Kreisen ausschließliche Gültigkeit besessen haben(Vernichten klingt ja nicht so friedlich.) aber in der Praxis hieß es wie oben.
Auszug aus.DVDV 018/0/008. 3. Die Vergatterung hat folgenden Wortlaut:
„Der Grenzposten (Dienstgrad und Name von Postenführer und Posten)/die Alarmgruppe/die Alarmeinheit/die Einheit eingesetzt zum Grenzdienst im Grenzabschnitt der ... Grenzkompanie/im Einsatzabschnitt ... hat die Aufgabe, die Unverletzlichkeit der Staatsgrenze im zugewiesenen Grenzabschnitt zu gewährleisten und den Grenzdienst auf der Grundlage der Rechtsvorschriften und militärischen Bestimmungen politisch verantwortungsbewusst, initiativreich, wachsam und entschlossen getreu dem Fahneneid durchzuführen! - Stillgestanden! Vergatterung!“

Und ein Wort zu den Befehlsgebenden bei Vergatterungen: Auch in meiner Kompanie und im GR 35 in Berlin haben Zugführer die Vergatterung vorgenommen. Einer davon war Oberfeldwebel.
Ich rate dir, dich in Grenzersachen nicht so weit aus dem Fenster zu legen. Das war und ist nicht deine Waffengattung. Das führt folglich zu Fehlern.
Grüße von Andreas
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Beethoven » 9. Januar 2020, 15:43

Kumpel hat geschrieben:
Ach Beethoven , dein Verständnis passt so gar nicht zu deinem Nick und zu deiner Signatur.
Dienstvorschriften und Befehle sind eher dein Ding.


Dafür passt Dein Avatar. [flash]

Ansonsten finde ich und das ist ja entscheidend, dass meine Signatur sehr wohl zu mir passt. Da kannst Du im Dreieck springen.

Beim Nicknamen könnte ich Dir recht geben. Ich kann jedenfalls nicht komponiere, eigentlich auch nur auf dem Kamm blasen und ein wenig auf der Gitarre rumklimpern. Aber mein Nickname ist vermutlich genauso falsch oder von mir aus auch Unfug und an den Haaren herbei gezogen, wie der, des sich "Interessierter" Nennenden. [laugh]

Tja, wenn man anhand von Vorschriften beweisen kann, dass der Diskussionskontrahent Unsinn schreibt, sind Vorschriften so schlecht nicht, gelle?

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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon HPA » 9. Januar 2020, 15:55

Tja, wenn man anhand von Vorschriften beweisen kann, dass der Diskussionskontrahent Unsinn schreibt, sind Vorschriften so schlecht nicht, gelle?.


Das Blöde ist nur ,dass das von Dir Zitierte im Gegensatz zu "gelebten Praxis" stand. Und demzufolge überhaupt nichts beweist.

Und dies auch angemessen selbst bis hinauf zum EUGH honoriert wurde
Zuletzt geändert von HPA am 9. Januar 2020, 16:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Kumpel » 9. Januar 2020, 16:09

Beethoven hat geschrieben:Ansonsten finde ich und das ist ja entscheidend, dass meine Signatur sehr wohl zu mir passt. Da kannst Du im Dreieck springen.



Na ja Beethoven , bei deiner Signatur steht wohl mehr der Begriff Vorteil im Vordergrund als Bildung.
Damit machst du in keinem System was falsch.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Nov65 » 9. Januar 2020, 17:06

So. Aus meiner Sicht genug Zeit verschwendet für die Diskussion um den Schießbefehl.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Olaf Sch. » 9. Januar 2020, 17:45

Ich finde befremdlich, dass nach all den Jahren hier im Forum, mit Seitenweisen Diskussionen über den Schießbefehl, du diesen immer noch nicht wahrhaben willst.

Wir müssen ersteinmal unterscheiden zwischen 2 verschiedenen Typen der Grenzsicherung. Als ich 1984 in der 1.GK ankam, wurde hier die sogenannte Regimentssicherung durchgeführt. Die gesamte Kompanie rückte in den Grenzdienst aus und sicherte mit je einem Zug einen Kompanieabschnitt. Da gab es eine gemeinsame Vergatterung, durchgeführt meist vom KC oder Polit. Das vereinfachte viele Abläufe, aber man fuhr teilweise doch sehr weit und eben auch in relativ unbekanntes Terrain.

1985 wurde dann die Kompaniesicherung eingeführt um durch die kürzeren Anfahrtswege Sprit zu sparen. Dadurch gab es auch keine gemeinsame Vergatterung mehr, da nun alle 8 stunden ein Zug aufzog, dazu kam noch die Alarmgruppe in der Führungsstelle und die in der Kompanie, dann UvD und Wache, dann die Grenzaufklärer.
Der Unterfeld war UAZ, war aber Zugführer.

Es gab Mitte Ende der 80er wohl Personalmangel in den GT... vor allem im Offizierscorps.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon augenzeuge » 9. Januar 2020, 19:23

Beethoven hat geschrieben:Da könnt Ihr mir erzählen was Ihr wollt.

Freundlichst


Das merkt man. Echte sachliche Fragen willst du nicht beantworten, die Antwort steht schon fest. Schade, ist es so schwer etwas Einsicht zu zeigen?

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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon augenzeuge » 9. Januar 2020, 19:25

1985 wurde dann die Kompaniesicherung eingeführt um durch die kürzeren Anfahrtswege Sprit zu sparen. Dadurch gab es auch keine gemeinsame Vergatterung mehr,

Interessant! [shocked]
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon karnak » 9. Januar 2020, 21:59

Um es mal auf meinen Punkt zu bringen, natürlich gab es einen Schießbefehl, einen Befehl, dass man man, wie man , gegen wen man, zu welchen Anlass, Schießen kann, darf und soll. Das gibt es für jede staatliche Institution die eine Schusswaffe trägt. Gebe es den nicht könnte man die Truppe auch mit Knüppeln ausrüsten und dann gebe es einen Knüppelbefehl. Der Haken an der Sache, einigen Protagonisten geht es gar nicht um dese Art Schießbefehl, den wollen sie nicht bewiesen und bestätigt haben, sie wollen in die Geschichtsbücher geschrieben sehen, dass es einen Tötungsbefehl gab. Damit den alten Feind ins rechte Licht rücken, aber das ist eben das Problem, einen Schießbefehl der in Wahrheit ein Tötungsbefehl war, dass sind zwei schon sehr verschiedene Schuhe und einen derartigen Befehl gab es nun mal nicht, völlig egal was der Einzelne im Rahmen einer Vergatterung nun von sich gegeben haben soll.
Und natürlich muss man und kann man sich heute nur dazu bekennen, ein Schießbefehl über den das bekannte Szenario an dieser Grenze durchgesetzt werden sollte und wurde war Unrecht im Sinne elementarer Menschenrechte und konnte auf Dauer nicht gut gehen, war nichts auf was man stolz sein muß und war auch durch nichts zu rechtfertigen, es musste in die Hose gehen. Das ist aber ein anderes Thema und hat nichts mit der unterschwelligen Behauptung zu tun über einen wie immer gearteten Befehl war ein prinzipielles Töten anbefohlen.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Olaf Sch. » 9. Januar 2020, 22:18

Das zielgerichtete Töten des Grenzverletzers wurde nicht befohlen, jedoch billigend in Kauf genommen und durch Propaganda entmenschlicht. Der Schütze wurde belobigt und egal was für Scheisse die gebaut haben, nie bestraft.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon zonenhasser » 9. Januar 2020, 22:20

karnak hat geschrieben:Das ist aber ein anderes Thema und hat nichts mit der unterschwelligen Behauptung zu tun über einen wie immer gearteten Befehl war ein prinzipielles Töten anbefohlen.
Nur wenn die Grenzsoldaten mit Wasserpistolen ausgerüstet gewesen wären, wäre es nicht zu Tötungen gekommen. Selbstverständlich nimmt jeder, der mit einer MPi auf Flüchtlinge schiesst, deren Tod billigend in Kauf. Dazu braucht es gar nicht das obige Mielke-Zitat.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon karnak » 9. Januar 2020, 22:22

Was ohne Frage unschön war , um es freundlich auszudrücken, ein Einsatz von Kriegswaffen an einer Grenze immer bedeutet billigend in Kauf zu nehmen, dass man tötet. Aber auch das wäre etwas anderes als ein Befehl zum Töten, der Unterschied ist nun mal da.
Und irgendwelches Mielke Gelaber im Rahmen was für immer einer Zusammenkunft hat doch nichts mit der tatsächlichen Befehlslage in Gesetzeskraft gegossen zu tun.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Januar 2020, 22:48

AkkuGK1 hat geschrieben:Das zielgerichtete Töten des Grenzverletzers wurde nicht befohlen, jedoch billigend in Kauf genommen und durch Propaganda entmenschlicht. Der Schütze wurde belobigt und egal was für Scheisse die gebaut haben, nie bestraft.

Und wer den Befehl zum Schießen verweigerte, kam nach Schwedt. Einen kenne ich. Ich schriebs schon. (Soldat E.)
Von wegen kein Befehl.
Wer auf vermeintliche Grenzverletzer schoss und dabei eine Kuh erlegte, bekam Sonderurlaub. (So erging es meinem verstorbenen Schulkameraden Wolfgang Kuhring.)
Oder man kam bei der NVA selbst zu Tode, wie mein Kollege Fred Hartmeyer aus Warnstedt, und keiner informiert bis heute über die Todesumstände.

Aber:
Wenn ein Erschießungskommando aufzieht und statt "Feuer" der Befehlende "na los!" oder "abdrücken!" gerufen hätte, wäre der Delinquent auch tot gewesen. Ganz ohne Schießbefehl. (Stimmts Beethoven?)

Gruß Volker
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon zonenhasser » 9. Januar 2020, 23:41

karnak hat geschrieben: Aber auch das wäre etwas anderes als ein Befehl zum Töten, der Unterschied ist nun mal da.
NEIN!

Im Oktober 1969 erklärte Erich Honecker damals noch Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates: "Es muss angestrebt werden, dass Grenzdurchbrüche überhaupt nicht zugelassen werden; (...) überall muss ein einwandfreies Schussfeld gewährleistet werden; (...) nach wie vor muss von der Schusswaffe rücksichtslos Gebrauch gemacht werden, und es sind die Genossen, die die Schusswaffe erfolgreich angewandt haben, zu belobigen." https://www.spiegel.de/panorama/zeitges ... 99523.html


„Zögern Sie nicht mit der Anwendung der Schusswaffe, auch dann nicht, wenn die Grenzdurchbrüche mit Frauen und Kindern erfolgen, was sich die Verräter schon oft zunutze gemacht haben.“ So heißt es in einem Befehl der DDR-Staatssicherheit vom 1. Oktober 1973... https://www.welt.de/politik/article1098 ... waffe.html

Als „Lizenz zum Töten“ bezeichnete Hubertus Knabe, der Leiter der Gedenkstätte für Stasi-Opfer in Berlin-Hohenschönhausen, das Dokument. „Erschreckend an dem Befehl ist vor allem, dass auch Frauen und Kinder erschossen werden sollten. Erstmals gibt es nun auch einen schriftlichen Beweis für den Schießbefehl, “ sagte er WELT ONLINE.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Kumpel » 10. Januar 2020, 08:13

karnak hat geschrieben:Und irgendwelches Mielke Gelaber im Rahmen was für immer einer Zusammenkunft hat doch nichts mit der tatsächlichen Befehlslage in Gesetzeskraft gegossen zu tun.


Na ja , wäre nicht das erste mal gewesen , das sich SED Führer mit Aktenvermerken über Gesetze hinweg setzen und über Leben und Tod entschieden und hättest du
die selbe Meinung vertreten wenn du bei besagter Zusammenkunft anwesend gewesen wärst?
Letzt endlich war es für die DDR von existenzieller Bedeutung das die Grenze absolut dicht war , jede geglückte Flucht produzierte neuen Druck auf die Grenze und die DDR selbst und jeder Tote
war im Prinzip zweitrangig , wichtiger war , dass es nicht öffentlich wurde.
Es waren ohnehin alle Verräter die das Land verlassen wollten.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Nostalgiker » 10. Januar 2020, 08:20

Super Kumpel das du die Aktenvermerke kennst.
Hast du am Tisch der SED Führer gesessen weil du so genau "Bescheid" weißt?
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Kumpel » 10. Januar 2020, 08:22

Diverse Urteile bestätigen diese systematischen Rechtsbeugungen , aber das weißt du selbst.
Die Hoffnung stirbt zuletzt , gelle Nosti.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon karnak » 10. Januar 2020, 08:30

Kumpel hat geschrieben:
Na ja , wäre nicht das erste mal gewesen , das sich SED Führer mit Aktenvermerken über Gesetze hinweg setzen und über Leben und Tod entschieden und hättest du
die selbe Meinung vertreten wenn du bei besagter Zusammenkunft anwesend gewesen wärst?
Letzt endlich war es für die DDR von existenzieller Bedeutung das die Grenze absolut dicht war , jede geglückte Flucht produzierte neuen Druck auf die Grenze und die DDR selbst und jeder Tote
war im Prinzip zweitrangig , wichtiger war , dass es nicht öffentlich wurde.
Es waren ohnehin alle Verräter die das Land verlassen wollten.

Ein Erich Mielke war nebenher auch noch Politiker, wenn auch ein Schlechter, und in solchen Funktionen wird nun mal zu entsprechenden Anlässen irgendwelches populistisches Zeugs abgelassen. Und natürlich war diese dichte Grenze eng verbunden mit der Existenz des Staates DDR an sich, dass war mir auch schon klar als ich noch hätte an solchen Zusammenkünften anwesend sein können. Und dieser Umstand hat mir mehr und mehr auf der Seele gelegen, NUR , ich hätte damals keine Idee gehabt wie man dieses Problem lösen könnte und hätte auch heute im Nachhinein keine, außer dass man sich zur Kapitulation und damit Aufgabe der DDR entschlossen hätte.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Interessierter » 10. Januar 2020, 09:05

Zitat karnak:
Ein Erich Mielke war nebenher auch noch Politiker, wenn auch ein Schlechter, und in solchen Funktionen wird nun mal zu entsprechenden Anlässen irgendwelches populistisches Zeugs abgelassen. Und natürlich war diese dichte Grenze eng verbunden mit der Existenz des Staates DDR an sich, dass war mir auch schon klar als ich noch hätte an solchen Zusammenkünften anwesend sein können. Und dieser Umstand hat mir mehr und mehr auf der Seele gelegen, NUR , ich hätte damals keine Idee gehabt wie man dieses Problem lösen könnte und hätte auch heute im Nachhinein keine, außer dass man sich zur Kapitulation und damit Aufgabe der DDR entschlossen hätte.


Dir war also damals schon klar, dass ohne diese widerliche Grenze, die DDR hätte nicht existieren können, weil die Bevölkerung davongelaufen wäre ( natürlich nur wegen der " Fleischtöpfe " )!
Trotzdem hast du freiwillig und gerne dieser menschenverachtenden Diktatur und der Stasi immer weiter gedient. [denken]

Mit dieser Aussage hast du selbst viele deiner Einlassungen hier im Forum ad absurdum geführt.... [bravo]

[hallo]
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon karnak » 10. Januar 2020, 09:50

Das nicht zu verstehen hat etwas damit zu tun, dass man nicht akzeptieren kann, dass es Leute gab die trotz aller " Misslichkeiten" , Verbohrtheiten und Spiesigkeit die dieses Land hervorbrachte es man als Vaterland empfunden hat in dem man geboren wurde, es nicht hasste ,sondern hoffte dass es seinen Weg zum Besseren findet . Ein Land, dass trotz all seiner Mängel auch hat leben lassen und aus dem heraus man nicht ausschließlich nach den viel besser gefüllten Fleischtöpfen der Anderen schielt und sein ganzen Streben und seine ganze Sehnsucht nur danach ausrichtet wie man dorthin und in die Situation gelangen könnte. Für mich eine eher ärmliche Lebenseinstellung die mir vor mir selbst peinlich gewesen wäre. Ich wollte, dass mein Vaterland die Kurve bekommt und nicht das es untergeht und einen Beitrag dazu leisten.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon HPA » 10. Januar 2020, 10:01

Kumpel hat geschrieben:Diverse Urteile bestätigen diese systematischen Rechtsbeugungen , aber das weißt du selbst.
Die Hoffnung stirbt zuletzt , gelle Nosti.


Korrekt! Und die stellten nicht nur einmal fest, dass da nicht nur gegen höherrangiges (Völker)Recht sondern auch gegen diverse DDR Gesetze verstoßen und sogar die Verfassung gebrochen wurde!
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Olaf Sch. » 10. Januar 2020, 10:13

karnak hat geschrieben:Das nicht zu verstehen hat etwas damit zu tun, dass man nicht akzeptieren kann, dass es Leute gab die trotz aller " Misslichkeiten" , Verbohrtheiten und Spiesigkeit die dieses Land hervorbrachte es man als Vaterland empfunden hat in dem man geboren wurde, es nicht hasste ,sondern hoffte dass es seinen Weg zum Besseren findet . Ein Land, dass trotz all seiner Mängel auch hat leben lassen und aus dem heraus man nicht ausschließlich nach den viel besser gefüllten Fleischtöpfen der Anderen schielt und sein ganzen Streben und seine ganze Sehnsucht nur danach ausrichtet wie man dorthin und in die Situation gelangen könnte. Für mich eine eher ärmliche Lebenseinstellung die mir vor mir selbst peinlich gewesen wäre. Ich wollte, dass mein Vaterland die Kurve bekommt und nicht das es untergeht und einen Beitrag dazu leisten.


ja rede dir das mal schön. lebt sich auch so leichter.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon Kumpel » 10. Januar 2020, 10:24

karnak hat geschrieben: Ein Land, dass trotz all seiner Mängel auch hat leben lassen und aus dem heraus man nicht ausschließlich nach den viel besser gefüllten Fleischtöpfen der Anderen schielt und sein ganzen Streben und seine ganze Sehnsucht nur danach ausrichtet wie man dorthin und in die Situation gelangen könnte.


Ich fürchte das irrst du.
Die Masse derjenigen war wohl eher unpolitisch und hat sich mit dem Heranschaffen diverser Güter beschäftigt , resigniert oder ein Teil versuchte vielleicht eine legale Ausreise.
Der Knackpunkt war wohl eher der Widerspruch zwischen Realität und Selbstdarstellung der DDR und die ideologische Unterwerfung.
Leute die sich daran störten und mehr oder weniger Widerstand leisteten oder sich verweigerten waren viel gefährlicher für das System und letztendlich ein Auslöser
der diejenigen mit zog die es auf die Fleischtöpfe abgesehen hatten.
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Re: Hielten DDR-Bürger wirklich mehr zusammen?

Beitragvon karnak » 10. Januar 2020, 10:29

[grin] Ich rede überhaupt nichts schön, ich beschreibe lediglich meine damalige Haltung zu den Dingen. Eine Haltung für die ich mich auch heute nicht unbedingt schäme. Als Zeitzeuge mit seiner erlebten Sicht, wenn Dir oder anderen Prodagonisten diese auch nicht passt, weil ihr in den Wahn lebt ein Volk eines Staates DDR gab es nicht, es waren alle solche wie ihr, Leute die den Staat per se ablehnten und nur nach denen auf der anderen Seite schielten und sich allzugerne dort andienen wollten. So war die Situation nun mal bei Weiten nicht. Wenn man heute auch leichter damit lebt diesen Widerständler raushängen zu lassen.
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