25 Jahre Mauerfall: DDR und Homosexuelle
IM „Detlef“ und „After Shave“…
So war die am 15. Januar 1973 in Ostberlin gegründete Homosexuelleninitiative Berlin (HIB) der erste organisierte Zusammenschluss von Lesben und Schwulen im gesamten Ostblock. Vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) argwöhnisch beäugt traf man sich vornehmlich in Privatwohnungen und diskutierte über Möglichkeiten der rechtlichen Besserstellung der LGBT in der DDR. Oder man feierte, und das mit einem Trick: Sie meldeten sich nicht als organisierte Lesben, Schwule oder Transen an, sondern mieteten in Gaststätten Nebenzimmer für Geburtstagsfeiern.
DDR und Homosexuelle – das war für die Nomenklatura um Honecker, Krenz & Co. immer etwas mit dem wahren Sozialismus Unvereinbares, auch in der Freien Deutschen Jugend (FDJ) waren bekennende Homosexuelle nicht sonderlich gut gelitten. Bemühungen der HIB, öffentliche Treffpunkte für Homosexuelle einzurichten, wurden noch bis 1979 vom Ministerrat der DDR im Keim erstickt. Und so kam es vor Schwulenkneipen regelmässig zu komischen Szenen. Männer liefen zehn Minuten vor der Öffnung des Lokals auf dem Gehsteig auf und ab, als wollten sie nur frische Luft schnappen. Ging ein Licht an und die Tür wurde geöffnet, strömten die Homosexuellen binnen fünf Minuten hinein, dann wurde die Tür wieder verschlossen.
„Beliebt“ waren gerade Schwule übrigens beim MfS als potentielle Spitzel, angeworben wurden sie allerdings zumeist mit der Drohung, sie bei einer Verweigerung der Mitarbeit zu denunzieren. Schwulen „Inoffizielle Mitarbeiter“ (IM) der Stasi wurden Decknamen wie „Detlef“, „After Shave“ oder „Wärme“ verpasst. Gleichwohl gab es auch in der DDR immer Cruising-Areas und inoffizielle Schwulenkneipen, in Erfurt etwa die „Johannesklause“ oder in Berlin das „Burgfrieden“. Und sogar der Staat organisierte monatlich schwul-lesbische Diskoveranstaltungen in den staatlichen Jugendklubs. Dies allerdings nicht, um ein Zeichen der Offenheit zu geben, sondern um die Szene besser beobachten zu können. Das war auch einer der Gründe für die Genehmigung der staatlichen Behörden von überregionalen Pfingstfesten der HIB seit Mitte der 1970er Jahre.
Stasi: „Homosexuelle beobachten und registrieren!“
Die HIB traf sich nach 1975 alle zwei Wochen sonntags gerne im Berliner Ortteil Mahlsdorf, und zwar im privaten Gründerzeitmuseum von Lothar Berfelde, die sich den Künstlernamen Charlotte von Mahlsdorf gab. Hier wurden Faschingsbälle und Silvesterfeiern veranstaltet, zu denen zeitweise über 200 Menschen kamen. Als 1997 Jahre herauskam, dass auch Charlotte von Mahlsdorf (1928 – 2002) seit 1971 „auf freiwilliger Basis“ für die Stasi als IM spitzelte, hat das ihrem Bild als LGBT-Ikone nicht geschadet. Doch nicht nur in Berlin gab es eine organisierte LGBT-Szene. Im April 1982 gründete sich etwa der Leipziger Arbeitskreis Homosexualität (LAH) als erster seiner Art.
Fortsetzung hier:
http://www.queerpride.de/25-jahre-mauer ... elle-16709
Also so völlig verborgen und unbekannt waren Homosexuelle scheinbar damals in der DDR nun auch nicht.