Einen weiteren Schatz habe ich in meiner Filmkiste gefunden. Diesmal sind es nicht selbstgedrehte Aufnahmen.
1990 hatte ich von einem Offizier der Grenztruppen 8mm Filmspulen mit Aufnahmen von "Der Schlacht bei Gorleben" erhalten. Einem ZDF Redakteur hatte ich die Filmspulen 1993 zur Verfügung gestellt.
Die Aufnahmen und Kommentar stammen aus seinem Beitrag über die Dorfrepublik Rüterberg.
Eigentlich wollte ich Euch den Filmclip erst zu Weihnachten "schenken", aber ich habe schon heute bei Youtube für Euch eingestellt. Der Film ist nicht öffentliche, sondern nur hier beim Neuen Forum zu sehen.
Dieter1945
Die „Schlacht“ von GorlebenEine Darstellung der Ereignisse aus der Sicht des englischen Publizisten David Shears, Autor des Buchs
"Die häßliche Grenze" Seewald Verlag Stuttgart 1970- Titel der englischen Originalausgabe "The Ugly Frontier", London 1970
„Gorleben ist ein Dorf an der Elbe. Es ist nur auf den genauesten Karten zu finden, und nur wenige Deutsche haben jemals davon gehört. Dennoch fand hier an einem bewölkten Oktobertag 1966 eine „Schlacht“ statt, die als die ernsteste Konfrontation an der Grenze seit dem Krieg gilt. Es fielen zwar keine Schüsse, aber es wurde Gewalt angewandt, indem westdeutsche Boote ostdeutsche NVA-Schiffe auf dem Fluß rammten, während britische Truppen und Panzer bereitstanden, um Feuerschutz zu geben. Generalmajor Mike Strickland, der ranghöchste anwesende britische Offizier sagte später: „Es hätte leicht einen dritten Weltkrieg auslösen können.“ Er mag die Sache übertrieben haben, aber das Risiko war unkalkulierbar. Dennoch wurde über den Zwischenfall in Deutschland zu jener Zeit nur wenig berichtet, und in der Außenwelt blieb er fast unbemerkt.
Bis 1966 wurde diese Arbeit, wenn auch nicht ohne Zwischenfälle, ausschließlich von Westdeutschland ausgeführt. Am 10. August im Jahr zuvor hatten ostdeutsche Wachen vier Maschinengewehrsalven auf das westdeutsche Vermessunqsschiff „ Kugelbake“ angegeben, als es Messungen etwas flußaufwärts von Lauenburg vornahm. Zehn Einschläge wurden gezählt, aber niemand verletzt. Die Ostdeutschen behaupteten damals, daß das Schiff,, Kugelbake“ die Staatsgrenze der DDR verletzt habe.
Das Problem dieser Vermessungsschiffe besteht darin, daß sie, wenn sie ihre Arbeiten vernünftig durchführen wollen, den Fluß von Ufer zu Ufer in einer Zickzacklinie durchfahren müssen. Und dies war der Punkt, an dem die,, Kugelbake“ der Uneinigkeit zwischen Ost und West über den Verlauf der Grenze zum Opfer fiel. Sie konnte sich nicht einfach, wie die endlose Reihe der östlichen und westlichen Schiffe, die ungehindert zwischen Hamburg und Berlin hin und her fahren, an die Fahrrinne halten; sie mußte in das Gebiet, das die DDR als ihre Hälfte des Flusses bezeichnet, einfahren. Ostdeutschland hat sich niemals eindeutig darüber geäußert, wo die Grenze nach seiner Meinung verläuft.Manchmal wird behauptet, daß die Linie der Mitte des Flusses folge, und manchmal, daß sie durch die Fahrrinne bestimmt werde. Keine der beiden Definitionen hilft in der Praxis weiter, da die Fahrrinne sich nicht nur von Jahr zu Jahr ändert, sondern sich auch ständig um die Mittellinie schlängelt. Auf jeden Fall widersetzt sich die DDR dem Anspruch Westdeutschlands, daß die Grenze entlang dem östlichen Ufer der Elbe verlaufe.
Es begann im September 1966, als das Wasser-und Schiffahrtsamt in Hamburg die ostdeutsche Behörde in Magdeburg benachrichtigte, daß ein kleines Boot ausgesendet würde, um die Wassertiefe in dem knapp 100 Kilometer langen Grenzabschnitt der Elbe auszuloten. Dies ist auf jeder Wasserstraße Routinearbeit. Auf der Elbe muß sie mindestens einmal alle zwei Jahre durchgeführt werden, um die Lage der Fahrrinne festzustellen.
Die „ Kugelbake“ begann ihre Messungen am 3 Oktober. Vermessen, Ausbaggern und Bojenlegen gelten als normale Tätigkeiten, die nötig sind, um die Elbe als Glied in Berlins wichtigsten Verbindungen zum Westen offenzuhalten.
Zwei Tage später schickten die Ostdeutschen ein eigenes Verrmessungsschiff die „Lenzen“ in denselben Grenzstreifen des Flusses. Sie arbeitete nahe dem komunistischen Schiffahrtskontrollpunkt bei Schnakenburg, während die „Kugelbake“ etwas weiter flußabwärts operierte. Die „Lenzen“ wurde prompt vom Westen mit der Begründung aufgehalten,daß die Ostdeutschen kein Recht zu Flußarbeiten entlang der Grenzstrecke der Elbe hätten.
Daraufhin zogen die DDR-Behörden in der Nacht vom 6. auf 7.Oktober die Erlaubnis für die Arbeiten der „Kugelbake“ zurück. Jedesmal, wenn die“Kugelbake“nun auslief legten schnelle ostdeutsche Patrouilenboote vom gegenüberliegenden Ufer ab und bildeten eine Linie entlang der Mitte des Flusses, um den Kapitän des Vermessungsschiffes zu warnen, daß er diese nur auf eigenen Risiko überqueren könne.
Es ist nicht verwunderlich, wenn man die Einschüsse vom Jahr zuvor in der,, Kugelbake“ bedenkt, daß der zivile Kapitän und seine Mannschaft vorsichtig vorzugehen beschlossen. Sie widersetzten sich dem Drängen Bonns, ihren Weg durch die Sperrlinie der bewaffneten Boote hindurchzurammen, und gaben sich damit zufrieden, in der Fahrrinne zwischen den Markierungsbojen auf und ab zu fahren. Schließlich zogen sie es vor, zu streiken, statt sich auf irgendwelche Heldentaten einzulassen. Nun war Stillstand eingetreten: die Linien waren gezogen. Für Sir Frank Roberts, den damaligen britischen Botschafter in Bonn, und seine Mitarbeiter war die Frage jedoch nicht nur, ob die Briten die Westdeutschen unterstützen sollten oder nicht; schließlich ist und bleibt die Bewachung der Grenze hauptsächlich eine Aufgabe der Alliierten und nicht der Deutschen.
Und dieser Teil der Grenze ist britisch. Vom Standpunkt der britischen Botschaft aus waren die Ostdeutschen dabei die Probe aufs Exempel zu machen, wogegen man sich widersetzen mußte. Sie hatten ein westliches Unternehmen gestört, das seit dem Krieg unbehindert durchgeführt wurde. Wenn die Vermessungstätigkeit auch bloß durch die Tradition gerechtfertigt war, so war sie doch ein Teil des Gewohnheitsrechts, auf dem die westliche Position gegenüber den Russen entlang der Zonengrenze in vielen Punkten aufgebaut ist. Hier handelten die Ostdeutschen in einem klaren Bruch dieses Rechts, und das Auswärtige Amt in London war entsprechend beraten. Der Chef der britischen Militärmission beim sowjetischen Hauptquartier in Potsdam wurde beauftragt, einen mündlichen Protest beim sowjetischen Generalstabschef einzulegen. Der sowjetische Offizier antwortete erwartungsgermäß, daß dies nicht eine russische, sondern eine ostdeutsche Angelegenheit sei.
Die Bonner Regierung war von einer geschlossenen Haltung weit entfernt. Bei dem Gedanken an eine gewaltsame Konfrontation wurde man im Verkehrsministerium blaß vor Schrecken. Erstens -Sollte es eine Schießerei oder ein Geramme geben, was würde aus der,, Kugelbake“ und ihren wertvollen Echolotgeräten? Zweitens - würden die Ostdeutschen sich mit einer Störung des Schiffsverkehrs nach Berlin rächen?
Da die Schiffe 1965 nicht weniger als 1 561 200 Tonnen Ladung nach Berlin gebracht hatten und dabei waren, 1,6 Millionen im Jahre 1966 dorthin zu bringen, würde ein solcher Schritt eine Bedrohung für die isolierte Stadt darstellen.
Auf der anderen Seite unterstützte das Ministerium für Gesamtdeutsche Fragen unter Erich Mende die britische Position mit Nachdruck.
Ein hoher Beamter bedrängte sogar Brigadegeneral Heinrich Müller, den Kommandeur des Bundesgrenzschutzes, notfalls Gewalt anzuwenden, um die „ Kugelbake“ durch die kommunistische Blockade zu geleiten. General Müller widersetzte sich diesem Ansinnen mit der Begründung, daß erst die politische Lage geklärt sein müsse. Der Fall wurde dem damaligen Kabinett Erhard vorgelegt. Es beschloß, daß die „Kugelbake“ ihre Vermessungstätigkeit wieder aufnehmen und versuchen solle, die Elbe von Ufer zu Ufer zu überquerer;. Nun hatte Großbritannien die nötige deutsche Unterstützung, und am 14 Oktober gab Sir Frank Roberts seinen amerikanischen und französischen Kollegen, Georqe McGhee und Francois Seydoux, einen Bericht über die Lage und die Konsequenzen, die England daraus ziehen wollte.
Sir Frank Roberts war auch in Verbindung mit der Spitze der britischen Rheinarmee und der britischen Luftwaffe in Deutschland durch das sogenannte „Commanders- in-Chief- Committee“. Zu dieser Zeit ging es nicht mehr darum, ob das Recht der,, Kugelbake“ geltend gemacht werden solle, sondern wie man die kommunistische Blockade brechen könne.
General Müller fiel die Aufgabe zu,einen taktischen Plan auszuarbeiten.Sie schien die Kenntnisse eines Marineoffiziers eher als die eines ehemaligen Panzerkommandeurs zu erfordert. Aber der General sagte später, daß seine Erfahrungen in den Panzerschlachten in Nordafrika ihm dabei zugute gekommen seien. Die westlichen Schiffe mußten irgendwie die Blockade von einem starken Dutzend kommunistischer Patrouillenboote brechen und eine Durchfahrt für die „ Kuqelbake“ frei machen. Die Erfolgschancen beruhten darauf, eine gewaltige Konfusion in der feindlichen Linie hervorzurufen, und dies hing wieder von einem engen Zeitplan, dem Überraschungseffekt, der Geschwindigkeit und der Manövrierfähigkeit auf der westlichen Seite ab. Das Problem mit der streitkenden Mannschaft der „ Kugelbake“ wurde schnell gelöst.
General Müller ersetzte einfach die Mannschaft vom Oberdeck und vom Maschinenraum mit Leuten von seiner Küstenwache an der Ostsee. Die technischen Experten für die Echolotarbeit von der normalen Besatzung der „Kugelbake“ blieben an Bord. Um seine gemischte Flotte noch zu verstärken, ließ er unter dem Schutz der Dunkelheit zwei Pontonboote auf Lastwagen zu Gorlebens kleinem Hafen bringen. Er wußte, daß sie mit ihren kräftigen Außenbordmotoren schnell beweglich sind und große Bugwellen hervorrufen können. Bei seinem Plan waren nämlich die Bugwellen für das Durchbrechen der gegnerischen Linie wichtig. Er sah zwei Phasen vor: In der ersten Phase sollte sich die 36 Tonnen schwere “Kugelbake” geleitet von zwei westdeutschen Patrouillenbooten, der blockierenden Reihe aus NVA-Booten zweimal nähern und, wenn nötig, jedesmal wieder umkehren. Bei Phase 2 sollte mit Gewalt ein Weg frei gemacht werden. Dies würde durch eine Aufteilung der westlichen Boote, von denen die meisten dann immer noch im Hafen wären, in zwei Flottillen geschehen, von denen jede ein schnelles Pontonboot, ein Rettungsboot und mindestens vier Zollboote enthalten würden.
Sollte Phase 2 nötig werden, würden die beidern Flottillen aus dem Hafen auslaufen und sich der ostdeutschen Linie von den Flanken her nähern und dann nahe und parallel zu den kommunistischen Booten dem Zentrum zu fahren.
Wenn die anführenden Boote der beiden westdeutschen Reihen sich in der Mitte nahe kämen, sollte die gesamte Flotte in Richtung auf die ostdeutsche Linie drehen und versuchen, ihren Weg durch die Zwischenräume zu rammen. Das Ziel sollte sein, die feindlichen Boote in zwei weit auseinanderliegende Gruppierungen zu trennen und einen breiten Zwischenraum mit relativ ruhigem Wasser zu lassen, durch den die „Kugelbake“ hindurchfahren, zum östlichen Ufer gelangen und ihre Messungen durchführen könnte.
Während der ganzen Handlung sollte ein Hubschrauber dessen kräftiger Wind noch die Wirkung der Wellen verstärken sollte, knapp darüberfliegen. Bis auf den Helikopter hatte der Plan große Ähnlichkeit mit den Seeschlachten des 17. und 18 Jahrhunderts! Die Zustimmung kam schnell aus Bonn und London. Inzwischen beschloß die britische Rheinarmee, Panzer und Panzerspähwagen der 7. Panzerbrigade zur Unterstützung am westlichern Ufer bereitzustellen.
Die Truppen wurde von Brigadegeneral Richard Worsley angeführt,dessen Aufgabe darin bestand, sein Hauptquartier nahe Gorleben aufzuschlagen, sich mit dem British Frontier Service und mit allen anwesenden deutschen Organisationen in Verbindung zu setzen und angemessene Aktionen durchzuführen, um die Lage wiederherzustellen.
Er ließ seine zwei Einheiten mit Centurion- Panzern hinter Bäumen tarnen, so daß sie von der anderen Seite nicht gesehen werden konnten, stellte aber einige seiner zwölf Panzerwagen offen am westlichen Ufer auf.
Seine Verbindunq mit dem Hauptquartier der britischen Rheinarmee in Rheindahlen, wo Edward Tomkins, der britische Gesandte, als Verhindungsmann eingesetzt war bestand aus direktem und vollkommen sicherem Funkkontakt. General Müller war am 17. Oktober, dem Vorabend des Zwischenfalls, zu stundenlangen Besprechungen bei dem damaligen Bundesinnenminister Lücke,dem der Bundesgrenzschutz unterstand.
Sie trafen sich seltsamerweise nicht in Bonn, sondern in dem geheimen unterirdischen Bunker in der Eifel, der als Nothauptquartier für den Ernstfall gebaut wurde. Denn der Zwischenfall von Gorleben fiel zufällig mit der sogenannten „Fallex Übung“ zusammen, während der die meisten hohen Bonner Beamten in den bombensicheren Unterschlupf gekommen waren. Während seines Gesprächs mit Herrn Lücke wurde General Müller deutlich angewiesen, Schußwaffen nur zur Selbstverteidigung zu gebrauchen, womit er auch gänzlich übereinstimmte.
Am Morgen der Konfrontation flog er mit einem Hubschrauber direkt von der Eifel nach Gorleben, um den Befehl über seine Flußtruppen und das BundesgrenzschutzbatailIon am Ufer zu übernehmen. Außerdem hatte er einen Funkwagen zur Hand, der telefonische Verbindung mit dem Minister ermöglichte. Ebenso waren in Gorleben die Leute der British Frontier Service zugegen.
Zwei von Ihnen sollten sich an diesem Tag besonders auszeichnen.Colin Ball,der den Kommandeuren am Ufer unschätzbare Hinweise bezüglich der Ortsbeschaffenheit gab, und Freddy Hope,der am Steuerhaus der „Kugelbake“ stand,deutlich sichtbar in seiner unverkennbaren Uniform als ein Symbol britischer Präsenz.Der Vertreter der britischen Botschaft auf der Szene,der ebenfalls eine wichtige Rolle in diesen Tagesereignissen spielte, war Hugh Stephenson, ein achtundzwanzigjähriger „Second Secretary“ (etwa dem Legationsrat zweiter Klasse entsprechend“, der zu Aubrey Pernell, einem Offizier des British Frontier Service, am Morgen des Zwischen falls sagte: „Sie wissen, daß wir all dies auf Ihrer Behauptung aufbauen, daß die Ostdeutschen niemals auf einen Mann des British Frontier Service schießen!“
General Strickland, der gerade erst das Amt des Chefs des Verbindungsstabes der britischen Streitkräfte übernommen hatte, war Vorgesetzter des British Frontier Service. Aber er spielte nur eine beratende Rolle in Gorleben und konnte Brigadegeneral Worsley keine Befehle geben. Er konnte aber seinen Rang gegenüber Brigadegeneral Müller behaupten, und dies war der Grund seiner Anwesenheit. Die Briten waren der Meinung, daß General Müller unter Kontrolle gehalten werden müsse, wenn man die Situation in der Hand behalten wolle.
Westliche Helikopter waren gestartet, um einen Überblick zu bekommen, aber alles, was sie sehen konnten, waren ein paar Maschinengewehrstellungen. Brigadegeneral Worsley konnte seine Sorgen den ganzen Tag über nicht beschwichtigen, und er war dabei nicht der einzige. Man kam überein, daß zur Vermeidung möglicher Mißverständnisse ein Offizier des British Frontier Service auf die andere Seite hinübergehen und den Ostdeutschen sagen solle, daß die „Kugelbake“ ihre Vermessungsarbeiten wieder aufnehmen würde und das sie ihre Intervention beenden sollten. Dies wurde von Ron Sherell durchgeführt, indem er über ein Megaphon zu einigen ostdeutschen Booten neben einer Mole sprach. Die Mannschaften reagierten überhaupt nicht. Sie schauten nicht einmal auf.
Inzwischen wurde die lokale Presse, mit Ausnahme eines Fernsehkameramanns, angewiesen, sich in dem Dorf zurückzuhalten. Die einzigen zivilen Zuschauer auf dem westlichen Ufer waren ein paar verwirrte Landarbeiter. In einer bestimmten Phase des Planes sollte sich General Strickland der anderen Seite deutlich zeigen, um durch die Anwesenheit eines so „hohen Tieres“ Eindruck zu machen. Ein ostdeutsches Boot lief auch prompt aus und kreuzte langsam nahe dem westlichen Ufer auf und ab, während ein Offizier der Volksarmee es eifrig mit einer Filmkamera
(Hierzu siehe Film) fotografierte.
Phase 1 wurde dann wie vorgesehen durchgeführt. Die „ Kugelbake“ begann ihre Fahrt mit den zwei Begleitbooten zu dem anderen Ufer. Daraufhin fuhren die schnellen kommunistischen Boote promt in die Reihe, um ihre Weiterfahrt zu versperren, wie sie es schon oft zuvor getan hatten. Anstatt einen Rammversuch zu unternehmen, kehrte die „Kugelbake“ planmäßig friedlich wieder zurück und wiederholte das Manöver. Ein großer Royal-Air-Force-Hubschrauber und ein ostdeutscher Hubschrauber flogen inzwischen am westlichen und östlichen Ufer auf und ab. Auf beiden Seiten wurden keine Schiffe versenkt, aber es gab einige Kratzer und Splitter, als die Holzboote der Kommunisten mit den robusten Stahlwände der größeren westlichen Boote kollidierten.
Kein Beobachter am Ufer konnte stolzer auf diesen unblutigen Sieg sein als General Müller, dessen Plan so großartig funktioniert hatte. „Was die andere Seite nicht erkannt hat”; sagte der weißhaarige deutsche General später, war, daß der Wellengang unserer Boote der sie gegen ihr Ufer drückte. Sobald ich dies selbst merkte, änderte ich die Befehle. Ich verzichtete auf meinen ursprünglichen Plan, die gegnerischen Kräfte in zwei Gruppen mitten im Fluß aufzuteilen, und befahl meinen Leuten, sie statt dessen zwischen die Molen zurückzudrängen - und es gelang.
Die Mannschaften des Bundegrenzschutzes hatten keine Waffen an Bord, und die deutschen Zöllner in den Zollgrenzbooten hatten nichts als Seitengewehre. Nachdem die „Kugelbake“ ihre zwanzig Minuten lange Zickzackfahrt von Ufer zu Ufer beendet hatte, während die ein gesperrten ostdeutschen Mannschaften Beschimpfungen mit ihren westlichen Gegnern austauschten, kehrte die gesamte westliche Streitmacht triumphierend in den Hafen zurück.
Seit dem Zwischenfall von Gorleben haben Venmessungsschiffe von beiden Seiten in aller Ruhe ihre Messungen auf dem Fluß ohne Zwischenfall ausgeführt. Man muß dabei allerdings feststellen, daß die Ostdeutschen sich bei ihrer Vermessunq auf ihre eigene Seite des Flusses beschränkten. hauptsachlich um die Einfahrt zu ihren Häfen auszubaggern.
Generalmajor Strickland, der ranghöchste anwesende britische Offizier, sagte später:
Es hätte leicht einen dritten Weltkrieg auslösen können.http://www.tageblatt.de/db/main.cfm?DID=970816
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