Arbeits-Disziplin / Ein Test in der "DDR"

Arbeits-Disziplin / Ein Test in der "DDR"

Beitragvon andr.k » 20. Februar 2015, 21:56

Arbeits-Disziplin. Ein Test in der "DDR"

30.März 1988

dpa Berlin - Um die Arbeits- Disziplin im "DDR "- Fernsehgerätewerk Staßfurt (Bezirk Magdeburg) zu erhöhen, griff der Generaldirektor des Kombinats zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Er schloss kurzerhand eine Stunde vor Schichtschluss das Werkstor.

Die Mitarbeiter sollten damit am vorzeitigen Verlassen des Betriebes gehindert werden, berichtet dazu die Magdeburger "Volksstimme".

Der "Erfolg" war überwältigend. Schon 45 Minuten vor Schichtschluss hätten sich die ersten Arbeiter nichtsahnend vor dem Ausgang versammelt. Ständig seien mehrere hinzugekommen. Ihren eigenmächtig vorverlegten Feierabend begründeten sie mit folgenden Feststellungen: "Wir hatten keine Arbeit mehr" oder "Unsere Arbeit ist für heute geschafft".

Zehn Minuten vor dem Schichtschluss habe der Direktor das Werkstor öffnen lassen, da sich schon zu viele Arbeitnehmer am Ausgang versammelt hatten, berichtet die "Volksstimme".


Aus einer von der Zeitung angeregten Leserdiskussion sei die Tendenz abzulesen, so heißt es, dass eindeutig für mehr Konsequenzen bei der Durchsetzung einer höheren Arbeits-Disziplin in der "DDR" plädiert wird.

Gab es ähnliche Situationen bei euch in den Betrieben?

AK
Zuletzt geändert von andr.k am 20. Februar 2015, 22:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Arbeits-Disziplin. Ein Test in der "DDR"

Beitragvon Grenzwolf62 » 20. Februar 2015, 22:04

Wir hatten im VEB damals vorm Tor eine Stechuhr, war lustig die Schlange davor und es gab immer murren wenn ein paar mehrere Karten abstechen mussten, das dauerte immer [wink]
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Arbeits-Disziplin. Ein Test in der "DDR"

Beitragvon augenzeuge » 20. Februar 2015, 22:12

Ich habe mehrere Extreme in der DDR erlebt.

Anfangs arbeitete ich in einem Betrieb, wo 5:30 Uhr Arbeitsbeginn war. Max. 30% waren dann auch da und stempelten für die anderen mit, die 40min später eintrafen.
Das gleiche passierte zum Feierabend.

Später war es wie in deinem Beitrag. Die Zeiten wurden auf die Minute kontrolliert, schon ab 5min Verspätung gab es eine Verwarnung. Dummerweise von denen, die nur rauchend rumstanden. [wink]

Ein Mitarbeiter, der die Norm nicht schaffte- auch das gab es- durfte die Mittagspause durcharbeiten.

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Re: Arbeits-Disziplin / Ein Test in der "DDR"

Beitragvon Grenzwolf62 » 20. Februar 2015, 22:48

Wir haben schon fleißig gearbeitet, die Normalsteine vermauern in der Flucht war schon hart, auch der Handputz mit der Kelle, kann heute von den Dachsen gar keiner mehr, wenn es allerdings ein Bierchen gab dann gab es ein Bierchen und auch vom Klaren wurde ordentlich genascht, hatte einen alten Kollegen aus Schlesien, der hatte einen Daumen der war 4cm dick, der meinte immer "Daumenbreite nehmen wir noch", war bei dem Daumen halt fast eine viertel Pulle Klarer [grins]
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Re: Arbeits-Disziplin. Ein Test in der "DDR"

Beitragvon Rei » 25. Februar 2015, 20:00

Grenzwolf62 hat geschrieben:Wir hatten im VEB damals vorm Tor eine Stechuhr, war lustig die Schlange davor und es gab immer murren wenn ein paar mehrere Karten abstechen mussten, das dauerte immer [wink]

Ja die gute alte Stechuhr,war schon Erlebnis.
Dann kam die Auswertung,habe dann Stunden gesessen um die Karten zu vergleichen,mit der Arbeitszeit.Echt geil.
Aber gibt es das nicht auch noch heute?
Gruß Rei
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Re: Arbeits-Disziplin / Ein Test in der "DDR"

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Februar 2015, 20:11

Grenzwolf62 hat geschrieben:Wir haben schon fleißig gearbeitet, die Normalsteine vermauern in der Flucht war schon hart, auch der Handputz mit der Kelle, kann heute von den Dachsen gar keiner mehr, wenn es allerdings ein Bierchen gab dann gab es ein Bierchen und auch vom Klaren wurde ordentlich genascht, hatte einen alten Kollegen aus Schlesien, der hatte einen Daumen der war 4cm dick, der meinte immer "Daumenbreite nehmen wir noch", war bei dem Daumen halt fast eine viertel Pulle Klarer [grins]


Mensch Grenzwolf62, waren wir in einer Brigade? [grins]

War bei uns im Ausbau nie anders. Irgendwer hatte immer Durst. Allerdings wurde immer erst hat gearbeitet. War damals ein toller Zusammenhalt.

Gruß Volker
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Re: Arbeits-Disziplin / Ein Test in der "DDR"

Beitragvon ratata » 25. Februar 2015, 20:40

Wie stand es immer in der Verpflichtung der Kollegen im Kollektivvertrag . " Meine Arbeitszeit beginnt und endet am Arbeitsplatz "
Zum Glück damals war mein Arbeitsort 15 Km von der Kreisstadt entfernt .
Als junger Meister hatte man doch schon Probleme mit den älteren Kollegen . Wenn sie Durst hatten , dann hatten sie Durst . Dann hatten sie sich Mut angetrunken und sind zum Direktor ,dort heulten sie sich dann aus , er hat nichts unternommen , Der Kollege erschien dann wieder an seinen Arbeitsplatz .
So stand man als Meister zwischen den Fronten .
Die Arbeitszeit bei uns begann um 6 h 40 . Pünktlich sollte ja angefangen werden .Pünktlichkeit wurde von denen verlangt , die mit den eigenen Transportmitteln zu Arbeit kamen .
Aber da meine Firma es so handhabte , das die Mitarbeiter aus weiterer Entfernung mit dem Betriebsbuss kamen , war er mal selten zum Arbeitsbeginn im Betreib .
Jeden Freitagsvormittag fuhren aus der Verwaltung Mitarbeiterinnen , mit den Abteilungsfahrzeug zu Einkaufen in die Stadt .
Die Produktionsarbeiter konnten das nicht .

Als ehemaliger Meister eines DDR .Betriebes bekam man Schläge von unten und von oben .
Als jedoch die Wende kam . Da hatte man die bravsten Mitarbeiter .
MfG ratata
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Re: Arbeits-Disziplin / Ein Test in der "DDR"

Beitragvon Wosch » 25. Februar 2015, 20:45

ratata hat geschrieben:Wie stand es immer in der Verpflichtung der Kollegen im Kollektivvertrag . " Meine Arbeitszeit beginnt und endet am Arbeitsplatz "
Zum Glück damals war mein Arbeitsort 15 Km von der Kreisstadt entfernt .
Als junger Meister hatte man doch schon Probleme mit den älteren Kollegen . Wenn sie Durst hatten , dann hatten sie Durst . Dann hatten sie sich Mut angetrunken und sind zum Direktor ,dort heulten sie sich dann aus , er hat nichts unternommen , Der Kollege erschien dann wieder an seinen Arbeitsplatz .
So stand man als Meister zwischen den Fronten .
Die Arbeitszeit bei uns begann um 6 h 40 . Pünktlich sollte ja angefangen werden .Pünktlichkeit wurde von denen verlangt , die mit den eigenen Transportmitteln zu Arbeit kamen .
Aber da meine Firma es so handhabte , das die Mitarbeiter aus weiterer Entfernung mit dem Betriebsbuss kamen , war er mal selten zum Arbeitsbeginn im Betreib .
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MfG ratata



Bei uns damals im schönen Mecklenburg bekam der Meister aber auch immer die höchste Quartalsprämie!!!

Wosch aus Kassel. [hallo]
Ich bin stolz darauf, noch nie den "Melde-Button" benutzt zu haben!
Mecklenburger sind nicht nachtragend, aber vergessen tun sie auch nicht!
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Re: Arbeits-Disziplin / Ein Test in der "DDR"

Beitragvon steffen52 » 25. Februar 2015, 21:03

ratata hat geschrieben:Wie stand es immer in der Verpflichtung der Kollegen im Kollektivvertrag . " Meine Arbeitszeit beginnt und endet am Arbeitsplatz "
Zum Glück damals war mein Arbeitsort 15 Km von der Kreisstadt entfernt .
Als junger Meister hatte man doch schon Probleme mit den älteren Kollegen . Wenn sie Durst hatten , dann hatten sie Durst . Dann hatten sie sich Mut angetrunken und sind zum Direktor ,dort heulten sie sich dann aus , er hat nichts unternommen , Der Kollege erschien dann wieder an seinen Arbeitsplatz .
So stand man als Meister zwischen den Fronten .
Die Arbeitszeit bei uns begann um 6 h 40 . Pünktlich sollte ja angefangen werden .Pünktlichkeit wurde von denen verlangt , die mit den eigenen Transportmitteln zu Arbeit kamen .
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MfG ratata

Mit der Arbeits -Disziplin im VEB-Betrieb ist es nicht so einfach gewesen! Wer konnte die Arbeiter davon abhalten in der Arbeitszeit sich an einen Geschäft anzustellen, weil es gerade dieses oder jenes gab! Nach
Feierabend gab es das ja nicht mehr! Auch mein Meister, ratata, schaute immer dumm und drohte mit Bestrafung, wem hat das interessiert, kein Schwein, jeder hat sein Ding gemacht! Als ich noch Lehrling war, wurde ich vor geschickt um mich anzustellen und nach einer Weile kamen die Altarbeiter und stellten sich dazu und gut war es! Dem Meister wurde etwas mit gebracht von der Bückware , da war er still! [super]
Grüsse Steffen52
"Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!"
Friedrich Schiller
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Re: Arbeits-Disziplin / Ein Test in der "DDR"

Beitragvon Huf » 25. Februar 2015, 21:19

Und alles Beschriebene von Euch war, ich denke, wir sind uns da einig, Kommunistenkram pur, oder?

VG Huf [hallo]
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Re: Arbeits-Disziplin / Ein Test in der "DDR"

Beitragvon ratata » 25. Februar 2015, 21:23

Bei uns damals im schönen Mecklenburg bekam der Meister aber auch immer die höchste Quartalsprämie!!!

Danke Wosch , so war es leider nicht bei mir im Betrieb . Damals hatte ich mich überreden lassen , von meinem älteren Meistern .Seinen Arbeitsplatz zu übernehmen.
Er ist dann in die Hauptmechanik aufgestiegen . Der Verdienst mit Lohngruppe 8 , war eigentlich gut .
Dann wurde ich in Gehalt reingedrängt ,wo ich weniger Verdienst hatte .als mit LG 8 . das war der Anschiss .
Stempelkarten gab es bei uns nicht ,wir vertrauten unseren Mitarbeitern . In den Betrieben wo es diese gab und dann noch in 2 -3 Schichten gearbeitet wurde , da war es doch üblich , das einer dann Freitagsabend für 4-5 Kollegen zum Feierabend stempelte , die anderen waren schon zu Haus .

@ Klaus , wir Indianer an der Basis , hatten schon unsere Sorgen und Nöte . Die Häuptlinge hatten doch jede Verbindung nach unten verloren . ratata
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Re: Arbeits-Disziplin / Ein Test in der "DDR"

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Februar 2015, 22:21

So "frei" wie in den letzten DDR-Jahren waren die Arbeitnehmer nie wieder. Ich war nach meiner WBK-Zeit auf den Tag 8 Jahre in einem ortsansässigen VEB. Das war von 1977 bis 1985. Eine halbe Stunde vor der Frühstückspause standen die ersten Arbeiter an der Küche, am Pausen-Bungalow mit Kaffee- und Brötchenausgabe. Die eigentliche Pause und länger wurde dann zum Skaten verwendet.
Zum Feierabend standen die Ersten am Pförtner 20 Minuten vor dem Ertönen der Werkssirene. Wenn sie hulte, ging der Schlagbaum auf... Ein Schaustück sozialistischer Arbeitsmoral!
Ich selbst hatte in der Investabteilung eine Anstellung mit "Freifahrschein". Wir gingen und kamen tagsüber nach Gefühl. Wenn Wichtigeres als die Arbeit anstand, wurde gegangen. Das war so! Dieses Privileg hatte die gesamte Verwaltung schon lange vor meinem Erscheinen! Wer das heute bestreitet, der belügt sich.

Sonnabends von Halle angeordneter Subbotnik! Da gab es finanzielle Zulagen. Am Montag dann gab es Polystyrol-Unterlagen zum Ruhen, denn da gab es ja kein Material, denn das war seit Samstag alle. Der Staat war bekloppt!

Der erste Betrieb, wo straffe Ordnung herrschte, war meine Privatklitsche ab 1985. (Mein Chef hat mich stets ausgebeutet! [wink] )

Gruß Volker
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