
An manchen Tagen kann ich diese Uniformen einfach nicht mehr sehen. Schon beim Heraustreten aus dem Block in der Leninallee (heute Landsberger Allee) in Lichtenberg stehen sie vor der Tür, mich befällt das typische mulmige Gefühl im Magen, das ich immer nur hier habe. Als ich noch in Kreuzberg wohnte, waren Polizisten für mich immer »Bullen«. Hier gibt es für diese Bezeichnung gleich ein Jahr Knast wegen »Diskriminierung staatlicher Organe«.
Auf die Bevölkerung umgerechnet gibt es in Ost-Berlin doppelt so viele Polizisten wie im Westteil. Vielleicht sind sie deshalb immer in Zweiergruppen. »Warum treten die Volkspolizisten so häufig als Paar auf? Weil sie nur zu zweit ihre zehn Schuljahre zusammenkriegen«, spottet der sozialistische Volksmund. Und wenn man mit diesen preußischen Kameraden zu tun hat, hat man den Eindruck, dass etwas Wahres dran ist. Es sind meist nicht die hellsten Köpfe, die am 150%igsten sind. Die ihr Unwissen mit Disziplin und Härte überspielen.
Dabei ist eine Enschüchterung meist gar nicht nötig, die gibt es schon vom Anfang der sozialistischen Erziehung an. Nicht dass im Westen die antiautoritäre Erziehung gesiegt hätte, aber Ja-Sager und Buckler habe ich dort nie in solchen Mengen getroffen, wie hier täglich in Ost-Berlin. Es tut weh.
Und es zieht sich durch die gesamte Gesellschaft, das Anpassen, das Mitmachen, das Nicht-aus-der-Reihe-tanzen. So wie die Militarisierung.
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Interessante Erkenntnisse und Empfindungen eines " Kreuzbergers " im Jahre 1982.