Ferienarbeit in der DDR

Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon bruno » 1. April 2011, 15:10

ab der 8.klasse (aber mindestens 14 jahre alt) konnte man als schüler

in der ddr, in den ferien, arbeiten, sowohl in den winterferien (1 woche von 3 wochen)

als auch in den sommerferien (3 wochen von 8 wochen).

ich hatte in jeden ferien davon gebrauch gemacht, immerhin konnte man sich von dem

verdienten geld mal das eine oder andere leisten.

u.a. hatte ich in der konservenfabrik gispersleben, im wtb (waren täglichen bedarfs),

als erntehelfer in einer lpg oder als geschirrattache in einer ho-gaststätte (tellerwäscher)

gearbeitet. nach den prüfungen in der 10.klasse sind wir als schulklasse

in ein "lager für arbeit und erholung" nach gierstedt (ca. 20 km von erfurt) zum

kirschen pflücken gefahren, aber da bin ich, wegen meiner nachtblindheit,

nach 2 nächten rausgeflogen, ich hatte mich nachts um eins im bungalow/bett geirrt.



für die volkswirtschaft der ddr war die ferienarbeit ein wichtiger bestandteil um die urlaubszeit

mit schüler und studenten abdecken zu können.
bruno
 

Re: Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 1. April 2011, 15:35

Ja, Bruno, ich war bei Ferienjobs auch immer dabei. Ob in Ost oder in West.

Mit 14 Jahren hatte mir mein Opa einen "Job" in der Küche der Reichsbahn besorgt.

Wer schon mal in einer Küche gearbeitet hat, weiß was einen da erwartet. [flash] Erstens ist man nur von Frauen umgeben, die generell nicht auf den Mund gefallen sind und sich nebenher natürlich auch um die Fortsetzung der sexuellen Aufklärung der jüngsten Mitarbeiter gern bemühen. Dazu dienten nicht selten die Erlebnisse der vergangenen Abende.
[shocked]

Nein,ich habe dort nicht nur Zwiebeln geschält, aber anderes Gemüse war schon mal dabei. Letztlich war es sehr lukrativ, auch anstrengend, aber immer interessant.

Später hatte ich mal 2 Wochen nur Regale auf Dachböden zusammengebaut. War nur dumm, dass die gedacht hatten, ich brauch 3 Wochen dafür..... [denken]

In Westberlin war es in den 80ern so easy als Student Arbeit zu bekommen. Einmal rief ich in den Semesterferien früh bei einem Taxibetrieb an. 2h später hatte ich den Job. Die suchten einen für Alles. Von Wagenwäsche bis Überführungen. Damals hatte ich die ersten Mercedes Diesel gefahren. Man waren die lahm. [flash]

Da ich ein netter Kerl war, gabs auch immer zusätzlich Trinkgeld. Die Taxifahrer verdienten in dieser Zeit nicht schlecht.

In den anderen Ferien arbeitete ich für ein Bauhaus als Auslieferungsfahrer. Mein Hauptkunde waren die Franzosen (Alliierten) in Berlin. Ständig war ich in deren Kasernen unterwegs. War irre toll, mir wurde viel gezeigt und Probleme gab es nie. Das ich vor knapp 4 Jahren aus der DDR gekommen war, spielte nie eine Rolle, die waren einfach immer locker. Nachdem man mich kannte, durfte ich mich völlig frei bewegen, in die Kaserne kam ich mit Handwinken.
Am Ende war man richtig traurig, so gut war die Zusammenarbeit gewesen.

Ich erinnere mich an diese Zeit sehr gern.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
"Es ist manchmal gefährlich, Recht zu haben, wenn die Regierung Unrecht hat. (Voltaire)"
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 95257
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 1. April 2011, 17:53

Ferienarbeit, da fällt mir sofort der Leipziger Milchhof an der Brandenburger Brücke ein, da konnte ich früh und Abends hinlaufen. Heute steht auf dem Gelände ein Baumarkt, nachdem über zwei Jahrzehnte die ruinösen Gebäudeteile das Auge nicht gerade erfreuten. Ich immer an der Kistenwaschanlage( die Kisten für die Milchbeutel)he, wer kennt noch den DDR-Milchbeutel mit einem Liter Fassungsinhalt und deren Transportkisten im Hochsommer, da krochen schon die Maden heraus, wenn sie nicht schnell genug von den Auslieferungsfahrern eingesammelt wurden. Dann rein in die Heißwasserwaschstraße mit dem Ding und am Ende von den sechs Metern kam ein blitzeblanker Kasten heraus, der wurde noch getrocknet( da fällt mir der Handfön im Thüringer Hof auf der Toilette ein...Micha, der beim Buchmessetreffen), nein, getrocknet hieß noch eine Weile stehengelassen und dann gestapelt.
Immer gutes Geld nur wieviel da verdient wurde...das liegt schon zu lange zurück? Und du warst weg von der Strasse in den Ferien, kamst demzufolge nicht auf dumme Gedanken als junger Kerl.

Rainer-Maria und habt ihr schon gehört...gelernte DDR-Bürger, das UTP (Unterricht in der Produktion) ist wieder im Kommen, denn eine Bad Dübener Firma (Bad Düben liegt bei Leipzig) will es unter anderem Namen wieder praktizieren.
Ich sage es doch:"Vom Sozialismus lernen heißt auch mal was zu übernehmen, was Hand und Fuss hatte". Nicht dieser ständig unausgegorene Mist, der heute ständig ausgespuckt wird von angeblich gebildeten Leuten?"
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 19034
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon werraglück » 3. April 2011, 21:24

Für mich war Ferienarbeit ne gute Abwechslung zur Langenweile der 8 Wochen Sommerferien... [grins]

Ich habe da auch verschiedene Sachen gemacht. Einmal habe ich in 2 Wochen den kompletten Schulzaun gestrichen oder ich war in der Küche eines Pflegeheims und habe dort das Gemüse geputzt.
Ach schwelg...das waren noch Zeiten...
werraglück
 

Re: Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon Luchs » 5. April 2011, 14:10

bruno hat geschrieben:...
nach den prüfungen in der 10.klasse sind wir als schulklasse

in ein "lager für arbeit und erholung" nach gierstedt (ca. 20 km von erfurt) zum

kirschen pflücken gefahren, aber da bin ich, wegen meiner nachtblindheit,

nach 2 nächten rausgeflogen, ich hatte mich nachts um eins im bungalow/bett geirrt.
....


Mensch, da sei mann froh, dass die dich nicht bei einemMädel im Bett erwischt haben... [laugh]

Rainer-Maria hat geschrieben:da fällt mir der Handfön im Thüringer Hof auf der Toilette ein...Micha, der beim Buchmessetreffen


Echt Leute, das war ein tolles Ding. So einen Händefön habe ich noch nie vorher gesehen. Innerhalb von wenigen Sekunden waren die Patschehändchen trocken. Allerdings machte das Ding ein Geräusch, wie ein startendes Flugzeug.

Nichts desto trotz, selbst wenn es dort im Thüringer Hof kein gutes Essen geben würde, wäre allein der Wassernassehändemitluftabstreifpustefönmaschine schon ein Grund für den technisch Interessierten, dort mal einzukehren.

Schaut mal:

Viele Grüße [hallo]
Micha
Politik ist nicht die Lösung, Politik ist das Problem.
Benutzeravatar
Luchs
Bundesbahn / Bahn AG
Bundesbahn / Bahn AG
 
Beiträge: 1836
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 09:48
Wohnort: Bad Bederkesa

Re: Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon Affi976 » 5. April 2011, 14:30

Wir haben einen Dysonstaubsauger DC29 Animal pro, der macht ähnliche Geräusche beim saugen. Die Nachbarn denken dann immer, jetzt hat der sich auch noch `nen Düsenflieger angeschafft [grins] .
Aber saugen kann er!
VG Affi
Benutzeravatar
Affi976
          
          
 
Beiträge: 1685
Bilder: 492
Registriert: 22. April 2010, 15:39
Wohnort: Weimar - Thüringen

Re: Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon Zicke » 5. April 2011, 16:22

Luchs hat geschrieben:selbst wenn es dort im Thüringer Hof kein gutes Essen geben würde
BildBild
der war gut Micha
dieser Föhn und ne gute Mikrowelle ist das beste im Haus
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
Benutzeravatar
Zicke
 
Beiträge: 6985
Bilder: 1
Registriert: 2. November 2010, 19:03

Re: Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon bruno » 5. April 2011, 19:58

Luchs hat geschrieben:
bruno hat geschrieben:...
nach den prüfungen in der 10.klasse sind wir als schulklasse

in ein "lager für arbeit und erholung" nach gierstedt (ca. 20 km von erfurt) zum

kirschen pflücken gefahren, aber da bin ich, wegen meiner nachtblindheit,

nach 2 nächten rausgeflogen, ich hatte mich nachts um eins im bungalow/bett geirrt.
....


Mensch, da sei mann froh, dass die dich nicht bei einem Mädel im Bett erwischt haben... [laugh]

das muss ich doch mal los werden, das mädel ist die mutter meiner kinder und
meine wirtschaftsgeldvernichtungsmaschine!
bruno
 

Re: Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon S51 » 6. April 2011, 06:02

Die Ferienarbeit hatte den Vorteil, das man sich da das Moped zusammensparen konnte. Jedenfalls zu einem Teil, den nicht unbedeutenden Rest haben dankenswerterweise die Eltern übernommen.
Eine Woche habe ich mal in Leipzig auf dem Bau Bewehrungen für Deckenplatten montiert. In Dürrweitzschen habe ich bei der Obst- und Gemüseernte mitgemacht (das Problem, möglichst nicht zu verfänglichen Zeiten in der falschen Baracke erwischt zu werden, kenne ich irgendwie daher auch) und hauptsächlich in einem Möbelwerk Doppelstockbetten für Quelle und Neckermann gebohrt, zusammengestellt, montiert, demontiert und verpackt. Da ging es nach Zeit und Menge, das brachte richtig Geld. War normalerweise nur um die 100,-- / 150,-- Mark pro Woche möglich, konnte man nach drei Wochen im Möbelwerk beinahe 900 Mark nach Hause mitnehmen.
S51
 

Re: Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 8. April 2011, 13:20

Hmmmm, ich war dank Ferienjob schon Steinesammler, Kartoffelnachleser, Rübennachleser, Nachtwächter/Heizer, Saatgutumschipper(dat et trocknet), Strohstapler, Zaunstreicher und Mädchen für alles in einer Werkstatt einer Milchviehanlage....und ich hab mir dabei gut wat verdient....für DDR-Verhältnisse dann...nech... [wink]

Beinahe jede Ferien hab ich gearbeitet...

groetjes uit Heerlen

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9275
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Ferienarbeit in der DDR

Beitragvon vs1400 » 15. Januar 2012, 16:10

ich hab ab der 7. klasse, jeweils in den sommerferien, bis zur 10. immer die zeit zum geldverdienen genutzt.
angefangen hab ich als faschienenbinder im forstbetrieb.
dann folgten 2 sommer als strohgabler und der letzte sommer als strohfahrer.
damals war man mächtig stolz über sein erstes selber erarbeitetes geld und konnte so langsam nachvollziehen wie schwer es ist zu arbeiten.

gruß vs
vs1400
 


Zurück zu Der normale Alltag i.d. DDR/BRD

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast