Es gab eine Dreiteilung der DDR-Bevölkerung, die Minderheiten der Systemanhänger und der Systemkritiker sowie eine große Mehrheit der Angepassten.
Es gab dabei unterschiedl. Generationen:
-Die Generation der misstrauischen Patriarchen (Die Jüngsten unter ihnen wurden während des Ersten Weltkrieges geboren, die Ältesten in den 1890er Jahren. )
-Die Aufbaugeneration (Eine tief gespaltene Generation bildete die Aufbaugeneration der DDR, zu der die Jahrgänge 1925 bis 1935 gehören. )
-Die funktionierende Generation (Als funktionierende Generation werden die zwischen Mitte der 1930er bis Ende der 1940er Jahre geborenen Jahrgänge zusammengefasst)
-Die integrierte Generation (Die "Integrierten" wurden in den 1950er Jahren geboren und ausschließlich vom DDR-Sozialismus geprägt. )
-Die entgrenzte Generation (Die Angehörigen der entgrenzten Generation wurden zwischen 1960 und 1972 geboren. )
-Wende-Kinder (Die Generation der Wende-Kinder beginnt mit den 1973 und endet mit den 1984 Geborenen.)
Als Generation der misstrauischen Patriarchen wird in der Literatur eine kleine und prägende Gruppe von zumeist kommunistischen Mitbegründer*innen der DDR verstanden. Unter ihren Altersgenossen stellte sie eine isolierte Minderheit mit einem eigenen Lebensstil und Habitus dar. Die Jüngsten unter ihnen wurden während des Ersten Weltkrieges geboren, die Ältesten in den 1890er Jahren. Die Generation war gezeichnet von zwei Weltkriegen und ihren Nachwirkungen, von Not und existentieller Unsicherheit, politischer Verfolgung und den besonderen Erlebnissen des politischen Kampfes bzw. Widerstands. Diese Erlebnisse prägten zeitlebens die Weltanschauung und die Handlungsweisen der Angehörigen dieser Generation. Sie fungierten in der DDR als Träger, Interpreten und Vermittler des Sozialismus. Sie versuchten damit, ihre traumatischen Erfahrungen mit der Hoffnung auf eine große politische Zukunftschance zu kompensieren. Ihre politische und kulturelle Einstellung wies dabei geradezu zivilreligiöse Züge auf (vgl. Ahbe/ Gries 2006a: 92f.). Aufgrund der im NS-Staat gemachten Erfahrungen fehlte ihnen auch nach Gründung der DDR das Grundvertrauen in ihre Mitmenschen. Für sie bedeutete Demokratie die unanfechtbare Vormachtstellung der marxistisch-leninistischen Partei (vgl. Fulbrook 2019).
Eine tief gespaltene Generation bildete die Aufbaugeneration der DDR, zu der die Jahrgänge 1925 bis 1935 gehören. Ihre Kindheit verbrachte diese Generation in den Vorkriegsjahren des Nationalsozialismus (Ahbe/Gries 2006a: 94). Unter dem Diktat der misstrauischen Patriarchen bauten sie die DDR auf. In keinem anderen DDR-Generationszusammenhang war der soziale Aufstieg so stark verbreitet. Die DDR bot, insbesondere den Frauen, soziale Chancen und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten, die vom starken Fach- und Führungskräftebedarf sowie von der programmatischen Förderung von Arbeiter- und Bauernkindern angetrieben wurden. So stellten Mitglieder dieser Jahrgänge überproportional oft Leistungsträger der DDR (Ahbe/ Gries 2006a: 94).
Zudem waren viele DDR-Bürger*innen dieser Jahrgänge ausgesprochen systemtreu. Nur wenige von ihnen waren Kirchgänger*innen (vgl. Fulbrook 2019). Planbarkeit, Leistung und Erfolg waren die Maxime dieser Generation. Die Menschen versuchten mit Ausdauer, aber kaum rebellisch, ihr Leben zu meistern. Die Aufbau-Generation wurde in besonderer Weise vom Bau der Mauer betroffen. Bis zum Mauerbau 1961 gab es noch die Möglichkeit, über Berlin in die alten Bundesländer auszuwandern. Die Menschen dieser Generation waren damals jung und gut ausgebildet und hätten in der Bundesrepublik eine neue Existenz aufbauen können. Der systemloyale Teil blieb freiwillig in der DDR (vgl. Ahbe 2007: 45f.; Ahbe/Gries 2006a: 95). Als sich die Geschichte der DDR dem Ende zuneigte, hatten auch die Angehörigen der Aufbau-Generation das Rentenalter erreicht und griffen kaum mehr in die politischen Auseinandersetzungen der 1980er Jahre ein. Die neuen Reise- und Konsummöglichkeiten, die sich nach der Wende boten, nutzten sie indessen aktiv (vgl. Ahbe/Gries 2006a: 95).
Als funktionierende Generation werden die zwischen Mitte der 1930er bis Ende der 1940er Jahre geborenen Jahrgänge zusammengefasst (vgl. Ahbe/Gries 2006a: 96ff.). Angehörige dieser Jahrgänge sind geprägt durch die in ihrer Kindheit und Jugend erlittene Kriegsnot. Sie lernten schnell, unauffällig sowie pragmatisch zu sein, eben: zu funktionieren (vgl. Brähler u.a. 2004). Zu ihren Verhaltensregeln gehörte es, nicht negativ aufzufallen, sich nicht entmutigen zu lassen, sich durchzukämpfen sowie keine Fragen zu stellen und nicht anzuklagen. Aus dieser Generation entsprang eine Vielzahl von Bürgerrechtler*innen, welche die friedliche Revolution vorbereiteten und anführten (vgl. Ahbe/Gries 2006a: 96; Land/ Possekel 1998; Grunenberg 1993). Nach 1990 erging es den Angehörigen dieser Generation schlechter als der Aufbau-Generation. So mussten sie sich den neuen Herausforderungen des Berufslebens unter westlichen Bedingungen bzw. der Arbeitslosigkeit stellen (vgl. Ahbe/Gries 2006a: 98). Sowohl in den 1970er und 1980er Jahren als auch nach 1990 steckten sie in zweitrangigen Positionen ohne Aussicht auf größere Karriereschritte fest. Zuerst besetzte die Aufbau-Generation diese Posten, nach der Wiedervereinigung waren dies häufig Altersgenossen aus den alten Bundesländern (vgl. Ahbe/Gries 2006a: 98; Haupt/Liebscher 2005: 129).
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