zoll hat geschrieben:Ein Wessi hat aus Interesse und auch aus Neugierde nach der Öffnung des Arbeiter- und Bauernstaates, also gleich im Frühjahr 1990, die grenznahen Dörfer im Osten von Schöningen besucht.
Seine Eindrücke über diese besuchten Höfe waren allerdings ganz anders. Die Stall- und Wohngebäude waren stark bis sehr stark vernachlässigt. In der Mitte eines jeden Hofes war der Misthaufen mit dem üblichen Gestank und der Güllerinne. Die Hoffläche war weder gepflastert, asphaltiert oder sonstwie befestigt. Einfach fest gefahren Erde. Fertig.
Wie es innen im Stall und Hof aussah konnte er nicht feststellen. Das bäuerliche Entgegenkommen gegenüber einem Wessi war eher von Misstrauen geprägt.
Der Wessi ist auf einem Dorf am Harz groß geworden und kann sich an die Verhältnisse dort noch sehr gut erinnern. Der Vergleich würde so ausfallen - die DDR Höfe vermittelten das gleiche Bild wie die Westhöfe um 1950. In 40 Jahren keine Veränderung.
Bei einem Gespräch mit einem Bauern, der mit einem Pferd seinen Privatacker seit Hofübernahme in der DDR bearbeitete, erfuhr er, dass dieser niemals in eine LPG eingetreten war. Und das er trotz der Repressalien seitens des Staates konsequent seinen Weg gegangen ist.
In Norddeutschland nennt man so einen "Sturkopp".
Der Wessi vermutet, dass die von ihm aufgesuchten Höfe ebenfalls Privathöfe waren.
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Zu den Wohnungseinrichtungen einer LPG fällt mir als Bildbetrachter auf, soviel anders sah es 1980 in vielen Privatwohnungen in der Bundesrepublik auch nicht aus. Ob diese LPG Wohnung dem üblichen Standard eines Bauern entsprach?
Hallo Peter, deine Eindrücke kann ich bestätigen. Aber das war auch Taktik des Arbeiter-und-Bauern-Staates. Die Orte, die du dir 1990 angesehen hast, sie lagen alle im vorgelagerten Sicherheitsbereich der DDR. Nicht umsonst gab es in den 50-ziger Jahren auch die Aktion Ungeziefer – Sicherheit bestimmter Bevölkerungsgruppen.
Der Gegner war aggressiv und brandgefährlich. Sollte denn nun bei einem Überlaufen der Kriegstreiber das Tafelsilber präsentiert werden?
Dieses Aussehen diente doch zur Abschreckung, dass sich ein Weiterlaufen in den ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates sich nicht weiter lohnen würde.
Zufriedenheit und Stärke dieses Staates wurden doch zur Genüge in der „
Aktuellen Kamera“ dargestellt. Immer nur strahlende leuchtende Gesichter.
Was die Nachrichten-Sendung zeitlich nicht bringen konnte, wurde dann tiefgründig von Karl Eduard von Schnitzler wahrheitsgemäß erläutert.