
Im Interview berichtet der gebürtige Bützower Uwe Kaspereit über seine Gefangenschaft in der DDR.
Der gebürtige Bützower Uwe Kaspereit empfand das Leben in der DDR als eingeengt und bedrückend. Man wurde bevormundet und hatte die sozialistische Ideologie anzunehmen und zu vertreten, die von der SED* vorgegeben war. Diese Beeinflussung spürte er in der Schule, in der Freizeit und später im Berufsleben. Aber es gab für ihn auch viele schöne Momente in seiner Kindheit und Jugendzeit. Julia Heidebruch von der Schülerzeitung ClaRo (Lindenschule Lübtheen) sprach mit Uwe Kaspereit über seine Erfahrungen:
Was ist damals alles passiert?
Uwe Kaspereit: Als ich mir als junger Erwachsener die Frage stellte, warum wir eingesperrt sind und nicht dahin fahren dürfen, wohin wir wollen, entstand bei mir der Wunsch, im Westen leben zu wollen. Dort, wo man frei war und seine Meinung sagen konnte. Da, wo nicht auf Menschen geschossen wird, nur weil sie das Land verlassen wollen. Ich war der Meinung, das Recht zu haben, dafür einen Antrag stellen zu dürfen, ganz legitim und gewaltfrei. Flucht wollte ich nicht riskieren wegen der Minen und des Schießbefehls an der Grenze.
Warum sind Sie in das Gefängnis gekommen?
Weil der Antrag dann abgelehnt wurde, plante ich eine demonstrative Handlung in meiner Heimatstadt. Ich wollte auf die Einhaltung der Menschenrechte hinweisen. Letztendlich brachte ich dann in der Nacht vor dem 1. Mai im Stadtgebiet selbstgefertigte Zettel an Haustüren an, auf denen ich gemeinsam mit einem Freund Losungen schrieb: „Kämpft für den Frieden! Gegen Aufrüstung! Für die Einhaltung der Menschenrechte“ usw. Daraufhin wurde ich verhaftet und eingesperrt und bin dann zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Wie war der Tagesablauf im Gefängnis?
Die ersten drei Monate war ich in Untersuchungshaft der Staatssicherheit. Das war furchtbar zermürbend, eintönig und einsam. Man sah keine anderen Häftlinge, wurde eingeschüchtert und ständig verhört, obwohl ich alles zugegeben und meine Gründe genannt hatte, nicht in der DDR leben zu wollen. Der Tagesablauf war monoton. Aufstehen, Zelle fegen, waschen, frühstücken, Mittag essen, Abendbrot und wieder schlafen. Dazwischen Totenstille und keine Kommunikation mit anderen Menschen, einfach grausam. Ständig wurde ich durch den Türspion beobachtet, auch in der Nacht, wozu dann natürlich ständig das Licht angemacht wurde. Ich hatte auf dem Rücken zu liegen, Gesicht zur Zellentür und die Hände auf der Decke. Später im Strafvollzug, im Zuchthaus und im Arbeitslager musste ich im Schichtsystem arbeiten und war zuerst mit vier Gefangenen auf einer Zelle, später dann mit 25 Strafgefangenen.
Hier geht es weiter:
https://www.svz.de/deutschland-welt/jun ... 39591.html