Medikamententests in der DDR - „Keine Menschenversuche“Medikamententests westlicher Hersteller waren in der DDR Alltag. Mindestens 321 Studien wurden durchgeführt. Ein Skandal sei das nicht, sagen Forscher. Waffen, Menschen, Kunst. Als Alexander Schalck-Golodkowski für die bankrotte DDR Devisen besorgte, ließ er keine Geldquelle aus. Medikamentenstudien für den Westen waren eine von vielen, nur die Hälfte der Erlöse floss zurück ins Gesundheitssystem der DDR. „Wie ein Zuhälter verkaufte die Regierung ihre kranken Bürger und prostituierte das Land als Versuchslabor“, schrieb im Frühjahr 2013 der „Spiegel“.
Die Empörung über die Menschenversuche war groß. Medizinhistoriker wurden beauftragt, den Vorwürfen nachzugehen. Nach gut zweieinhalb Jahren, vielen Dutzend Aktenregalmetern mit Dokumenten aller beteiligten DDR-Behörden, der Stasi, in Firmenarchiven und Unikliniken sowie nach zahlreichen Interviews sei es Zeit für eine vorsichtige Bilanz, heißt es nun im Abschlussbericht des Forschungsprojektes „Klinische Arzneimittelforschung in der DDR“.
Hinweise auf 900 StudienInsgesamt fanden die Historiker Hinweise auf 900 von westlichen Pharmafirmen beauftragte Studien, bei 321 davon ist die Durchführung hinreichend dokumentiert. Die getesteten Wirkstoffe seien zeittypisch. Die Zusammenarbeit begann bereits in den 1960er Jahren, selbst der Mauerbau konnte die historisch gewachsenen Verbindungen der medizinischen und pharmazeutischen Professionen in den beiden deutschen Teilstaaten nicht unterbinden. Bei den Studien handelte es sich meist um Arzneimittelprüfungen in der Phase drei.
Es wurde an den DDR-Bürgern also nicht die grundsätzliche Verträglichkeit der Substanzen getestet. Vielmehr ging es darum, die Wirksamkeit an möglichst vielen Patienten in unterschiedlichen Ländern zu erproben.http://www.tagesspiegel.de/wissen/medik ... 23840.html