Hallo Merkur, vielen Dank.
wenn Du es mir erlaubst, versuche ich die Faelle einzuordnen.
Merkur hat geschrieben:1. Eine Lehrerin durfte nicht mehr Lehrerin sein, weil sie dem MfS ihre Anschrift als Deckadresse zur Verfügung stellte und folglich IMK/DA war.
2. Ein Polizist durfte nicht mehr Polizist sein, weil er sein ABV-Dienstzimmer dem MfS für Treffs mit IM zur Verfügung stellte und damit IMK/KW war.
die beiden scheinen mir nur "pflichtbewusste DDR-Buerger" zu sein, die fuer eine kleine Taetigkeit vom MfS ausgewaehlt wurden. "Nein" zu sagen waere nicht normal bzw. einfach gewesen, oder ?
Merkur hat geschrieben:3. Ein Hochschuldozent durfte nicht mehr an der Universität lehren, weil er eine Quelle der HV A im Operationsgebiet betreute und als Instrukteur für diese Quelle tätig war.
6. Ein Angestellter der Justiz durfte als solcher nicht mehr tätig sein, weil er als IM im Anwohnerbereich zur Sicherung eines militärischen Objektes eingesetzt war (Militärspionageabwehr).
7. Ein ehemaliger Angehöriger der NVA wurde aus der Bundeswehr entlassen, weil er als IMS für die Sicherheit in einem Munitionslager verantwortlich war und über Missstände bei der Bewachung und im Sicherungssystem seinem Führungsoffizier von der HA I berichtete.
8. Im Rahmen des IREX-Programmes weilte ein Wissenschaftler einer DDR Universität in den USA und wurde nachrichtendienstlich angesprochen. Er meldete dies bei Rückkehr dem MfS und wurde IM. Später durfte er aufgrund der IM-Tätigkeit nicht mehr an der Uni tätig sein.
die Faelle haben mMn mit Spionage zu tun, was mit einer IM-Taetigkeit weniger zu tun hat, oder ?
Merkur hat geschrieben:4. Ein Angestellter durfte beim Wasserstraßenamt nicht mehr tätig sein, weil er als IM der HA I bei der Volksmarine tätig war und über eventuell geplante Fahnenfluchten auf See berichten sollte und zur Stimmung innerhalb der Besatzung berichtet hat.
5. Ein ehemaliger Angehöriger der Grenztruppen (Berufssoldat) durfte nach 1990 nicht im öffentlichen Dienst tätig sein, weil er als IM Personeneinschätzungen von Grenzern lieferte und mit dem Abwehroffizier die Zusammensetzung bestimmter Postenpaare abstimmte.
hier wird es schon schwer. Im Grunde geht es darum ein Vertrauensverhaeltnis auszunuetzen, um moegliche "staatsfeindliche" Handlungen zu unterdruecken. Finde ich nicht i.O..
ABV hat geschrieben:Die gesamte Persönlichkeit wird einzig und allein auf den "IM" reduziert.
wenn das so ist, wird es sein wir Merkur und Karl sagen, ein politisches Instrument.
ABV hat geschrieben:Ich meine wenn jemand noch immer nichts aus seiner Vergangenheit gelernt hat, wird ihn ohnehin kein vernünftiger Mensch in ein verantwortungsvolles Amt wählen.
stimmt...
Merkur hat geschrieben:Ich möchte nicht wissen, wie viele der aufrechten Demokraten, die heute klug reden und nicht in der DDR gelebt haben, sich bei einer Ansprache durch das MfS zur Zusammenarbeit verpflichtet hätten.
Ach Quatsch, wie komme ich darauf ? Nätürlich hätten alle aufrechten Demokraten eine Werbung kategorisch abgelehnt und dem operativen Mitarbeiter erklärt: Also nein für ihre demokratisch nicht legitimierte Unterdrückungsbehörde in diesem Unrechtsstaat, die hunderttausende freiheitsliebende Menschen auf perfide Weise unterdrückt und bespitzelt, die tausende Unschuldige in Kerkern und Wasserzellen inhaftiert und für ein System, dass an der Grenze auf Menschen wie auf Hasen schießt, kommt eine Zusammenarbeit nicht infrage. Also nein, so etwas verstößt ja gegen jegliche ethisch-moralischen Grundsätze.
ich kann Deine Frustration verstehen. Die heutigen Demokraten haetten bestimmt genauso wie die damaligen DDR-Buerger gehandelt. "People are people..."
In meiner Jugend hoerte ich am Samstagabend immer
Garrison Keillor im
National Public Radio, der immer gute Geschichten ueber den einfachen Mann erzaehlte. Eine dieser Geschichten endete in dem Spruch, "wenn Du nicht nach Minneapolis wolltest, wieso bist Du in den Zug gestiegen ?"
Meiner Meinung nach gibt es nur diese eine Moeglichkeit. Wenn wir die Fehler dieses Systems nicht wiederholen wollen, muessen wir schauen, dass es gar nicht erst dazukommt.
Berliner