Er sah die Mauer im Fernsehen und buchte den Flug nach Berlin. Als John F. Kennedy zum zweiten Mal
Berlin besuchte, fand er, dass das genügt. Ab sofort war er Berliner. Immerhin nahm er Anteil am
Schicksal der Mauerstadt. John Runnings tat das auch, wenn auch nicht vom Balkon des Schöneberger
Rathauses aus. John Runnings bekundete seine Anteilnahme mit einem großen Hammer in der Hand
direkt auf der runden Mauerkrone.
23 Jahre, nachdem John F. Kennedy Berliner wurde, sah John Runnings zu Hause an der Westküste der
Vereinigten Staaten eine Fernsehsendung über die merkwürdige Mauer im fernen Europa. Er sei
"wie elektrisiert" gewesen von den Bildern, sagte er später. Das kann gut sein, denn der Rentner hatte ein
spezielles Hobby: Wer war ein passionierter Freigeist mit der Lust am illegalen Grenzübertritt. Eine so
ausdrückliche Grenze wie jene, die er da im Fernsehen sah, hatte John Runnings noch nie durchbrochen.
Er buchte gleich den Flug nach Europa.
Ganz wichtig an John Runnings Hobby war der welthistorische Auftrag. Der (West-)Berliner Presse diktierte er:
"Ich werde die Mauer in ein Mittel für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit verwandeln." Seinen ersten Wandlungs-
versuch nannte er "International Pee-In". Möglichst viele Menschen aus der ganzen Welt sollten an die Mauer
pinkeln, um so die Fundamente zu erweichen. Die Öffentlichkeit hielt sich zurück, John Runnings pinkelte allein.
Und wurde von den DDR-Grenzsoldaten ein paar Meter vom Schutzwall weg in den Westsektor abgeschoben.
Die Mauer blieb vorerst stehen.
...auch hier geht es weiter:
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ ... 19618.html
W. T.