Der 13. August 1961 aus DDR Sicht

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Der 13. August 1961 aus DDR Sicht

Beitragvon Dieter1945 » 1. März 2011, 10:21

Aus "Beiträge zur Geschichte der Grenztruppen der DDR - Heft 3 - In der ersten Sicherungsstaffel"

So wurde der Frieden bewahrt

Die Aktionen zum Schutz der Staatsgrenze am 13. August verliefen nach langfristig und detailliert vorbereiteten militärischen, politischen, ideologischen, wirtschaftlichen und organisatorischen Maßnahmen großen Umfangs, wobei besonders alle militärischen Operationen genau mit den Bruderstaaten abgestimmt waren. Sie hatten auf der Beratung der Ersten Sekretäre der Zentralkomitees der kommunistischen und Arbeiterparteien der Staaten des Warschauer Vertrages vom 03. bis.05. August 1961 in Moskau die ausdrückliche Zustimmung dieses Gremiums gefunden.
Am Sonnabend, dem 12. August 1961, um 16.00 Uhr. unterzeichnete Walter Ulbricht, Erster Sekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates, die von einer Gruppe unter Leitung des Genossen Erich Honecker ausgearbeiteten Befehle und Maßnahmepläne.
Als Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates der DDR wurde Genosse Erich Honecker auch mit der Führung aller mit den Sicherungsmaßahmen zusammenhängenden Operationen beauftragt. In seinem Operativstab, der am späten Abend des 72. August im Berliner Polizeipräsidium zusammentrat, liefen alle Fäden zusammen. von dort aus wurden die entscheidenden Befehle und Weisungen an die Bezirkseinsatzleitungen, die Stäbe der NVA und der anderen Schutz- und Sicherheitsorgane sowie die entsprechenden wirtschaftsleitenden Organe gegeben.


In der ersten Staffel - Verband Frömming

Um 20.00 Uhr des 12. August traf der Chef des Stabes der Deutschen Grenzpolizei, Generalmajor Borufka, im Stab des Verbandes ,,Ring um Berlin" ein. Er überbrachte den Befehl des Kommandeurs der Deutschen Grenzpolizei, sofort zur verstärkten Grenzsicherung unter Beibehaltung des 8-Stunden-Dienstes überzugehen. Die dafür vorgesehenen Maßnahmen waren für die Angehörigen des Verbandes nicht ungewöhnlich, sondern bei entsprechenden Aktivitäten des Gegners an der Grenze schon oft durchgeführt worden. Sie wurden auch diesmal exakt erfüllt. Die in den späten Abendstunden beginnende Zuführung von Verstärkungskräften aus den Grenzbereitschaften Pirna und Görlitz, von der Offiziersschule der Deutschen Grenzpolizei war schon etwas ungewöhnlich. Darüber hinaus meldete sich gegen 23.00 Uhr noch Oberstleutnant Krug mit Abteilungen der Lehrbereitschaft der Bereitschaftspolizei in Potsdam bei Oberstleutnant Frömming. Innerhalb weniger Stunden wurde der Verband so auf das Doppelte seines Personalbestandes verstärkt. Um 23.00 Uhr traf im Stab der Brigade der Richtungsoffizier des Ministeriums des Innern, Oberstleutnant Grundmann, mit der Vollmacht des Ministers zur Auslösung von Gefechtsalarm für den Verband ein. Er übergab dem Kommandeur die konkreten Einsatzbefehle. Pünktlich um 00.00 Uhr begannen die Handlungen der Einheiten und Truppenteile des Verbandes. In kürzester Frist bezogen die Grenzposten der einzelnen Kompanien gedeckt die für die verstärkte Grenzsicherung mit 12-Stunden-Dienst vorgesehenen Grenzabschnitte. Dabei konnten gefährdete Richtungen durch die inzwischen in die Grenzbereitschaften eingegliederten Verstärkungskräfte besonders abgesichert werden. Zur vorgesehenen Zeit wurden alle Grenzübergangsstellen im Bereich des Verbandes, ohne den Transit der Besatzungsmächte in Westberlin von der Stadt in das Gebiet der BRD auch nur kurzfristig zu, beeinträchtigen, für den gesamten zivilen Verkehr geschlossen.
LKW's setzten sich in Bewegung und brachten die bereitgestellten Pioniergeräte und -mittel in die komplizierten, provokationsgefährdeten Abschnitte, mit deren pioniermäßigem Ausbau sofort begonnen wurde. Die Truppen waren auf den Einsatz politisch und militärisch umfassend vorbereitet.
Im Referat auf der Parteiaktivtagung der Parteiorganisationen der Deutschen Grenzpolizei vom 1. August hatte der Leiter der politischen Verwaltung, Genosse Generalmajor Breitfeld, in Auswertung der 13. Tagung des ZK u.a. betont: ,,Jeder Soldat am „Ring um Berlin“ muss begreifen, dass von seinem politisch klugen Handeln, von seiner exakten Befehlsdurchführung und von seiner Standhaftigkeit die Sicherheit am „Ring um Berlin“ und damit die Verwirklichung der Maßnahmen zur Lösung der Westberlin-Frage abhängen."
Entsprechend dieser Schlussfolgerung, legten wir den Schwerpunkt unserer Arbeit in den Wochen vor dem 13. August auf die Entlarvung der Absichten der Bonner Machthaber, erinnert sich der damalige Leiter der Politabteilung einer Grenzbereitschaft im Südosten von Potsdam und jetzige Oberst, Hans Renner. .Vielleicht", so sagte er im Gespräch, „haben uns das Tempo im Ablauf der Ereignisse und die Vielfalt aktueller Erscheinungen gegnerischer Tätigkeit damals gezwungen, sehr verantwortungsbewusst die Frage nach dem erzieherischen wert unserer politischen Arbeit zu stellen. Jedenfalls werteten wir die Ergebnisse streng danach, was in der Haltung der Genossen zur Erfüllung ihrer militärischen Aufgaben erreicht wurde. wir kannten die Stimmungen und Meinungen .unserer Genossen und wachten streng darüber, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Vorgesetzten und Unterstellten nicht durch formalen Umgang mit den Menschen gestört wurde." Das zahlte sich am 13. August in hohen Leistungen aus, obwohl die Genossen erst Stunden später erfuhren. dass ihr Einsatz Teil einer umfassenderen, die Lage in und um Berlin grundlegend verändernden Operation war. Einer Operation, . . . die an dem nun anbrechenden Tag, einem Sonntag, die Welt aufhorchen ließ. Zu dieser Zeit wussten die Genossen noch nicht, dass die Grenzsicherungskräfte auch an den anderen Teilen der Staatsgrenze zur verstärkten Grenzsicherung übergegangen waren. Es war ihnen noch unbekannt, dass die Truppenteile und Verbände der NVA sich aus ihren Ausgangsräumen in Bewegung gesetzt hatten, um ihre Bereitschaftsräume an der Staatsgrenze zu Berlin (West) zu beziehen.
Ebenso wussten sie nicht, da6 die um Berlin dislozierten Verbände der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland in ihren Kasernen gefechts- und marschbereit, gewissermaßen Gewehr bei Fuß standen, um allen Eventualitäten jederzeit vorbeugen zu können. Ganz sicher dachten zu diesem Zeitpunkt aber viele der hier eingesetzten Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere noch nicht einmal im Traum daran, da$ solche Maßnahmen auch innerhalb des Stadtgebietes wirksam werden könnten, um die bisher vor allem offene Staatsgrenze der DDR gegenüber Westberlin zu schließen. Und doch war gerade das - und damit die Sicherung des Friedens - Ziel und Inhalt aller unter Leitung des Genossen Erich Honecker um 00.00 Uhr begonnenen Aktionen, deren Beginn die Genossen im Abschnitt des Verbandes Frömming erlebten und mitgestalteten. Am 13. August 1961, um 01.11 Uhr sendete der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst eine Erklärung der Staaten des Warschauer Vertrages in die Welt. Die Soldaten und die Bevölkerung erfuhren, da6 sich die Regierungen der Warschauer Vertragsstaaten an die Volkskammer und an die Regierung der DDR, an alle Werktätigen des sozialistischen Staates gewandt hatten, .an der Westbeliner Grenze eine solche Ordnung einzuführen, durch die der Wühltätigkeit gegen die Länder des sozialistischen Lagers zuverlässig der Weg verlegt und rings um das gesamte Gebiet Westberlins einschließlich seiner Grenze mit dem demokratischen Berlin eine zuverlässige Bewachung und wirksame Kontrolle gewährleistet wird."
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Re: Der 13. August 1961 aus DDR Sicht

Beitragvon augenzeuge » 2. März 2011, 21:28

Zum 13.8.1961, die DDR-Wochenschau:



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