Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon pentium » 1. August 2019, 10:09

Zum 90. Geburtstag Werner Tübke: Maler-Fürst in der DDR

Ein Schlachtengemälde mit heroischen Bauern wollten die SED-Genossen in den 70ern, Werner Tübke malte ihnen mit dem Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen eine große Passionsgeschichte. Trotzdem gilt er vielen bis heute als Staatskünstler. Das könnte sich ändern. Abgesehen davon: Der Maler, der am 30. Juli 2019 90 Jahre alt geworden wäre, dachte sowieso in anderen Dimensionen. Er war ein herausragender Könner, hin- und hergerissen zwischen quälenden Zweifeln und überbordendem Selbstbewusstsein. Ein Porträt.
https://www.mdr.de/kultur/themen/werner ... t-100.html

Der Begriff DDR-Kunst ist bei mir negativ besetzt. Ich verstehe darunter etwas nicht zu Definierendes: nicht ganz modern, nicht ganz altmodisch, ein bisschen plakativ, ein bisschen optimistisch, sehr vereinfacht gemalt, aber nicht expressiv, und ohne Substanz. Die Anfangsjahre waren dabei am schlimmsten. Und: Ich zähle mich nicht zur DDR-Kunst. Wenn man an die denkt, denkt man bestimmt nicht an meine Bilder.
Werner Tübke, 1999


Ausstellungstipps
"Werner Tübke. Von Petersburg bis Samarkand – Unter fremden Menschen"
Bis 3. November 2019

Panorama Museum
Am Schlachtberg 9
06567 Bad Frankenhausen

Öffnungszeiten
Di – So: 10 –17 Uhr | feiertags 10 – 17 Uhr
Juli / August auch montags 13 – 17 Uhr
Vom 18.11. bis 13.12.2019 hat das Panorama Museum wegen Bauarbeiten geschlossen.
31. Dezember 10 – 15 Uhr

Tübke-Schau in Schönebeck: "Grafiken, Zeichnungen und Aquarelle"
Industrie- und Kunstmuseum
Ernst-Thälmann-Straße 5a
Bis 24. August 2019
Geöffnet Sa und So | jeweils 14 – 17 Uhr

"Utopie und Untergang. Kunst in der DDR"
5. September 2019 bis 5. Januar 2020
Museum Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf

Öffnungszeiten:
Mo: geschlossen
Di–So: 11 – 18 Uhr | Do: 11 – 21 Uhr
Am 4. September 2019 bleibt der Kunstpalast geschlossen.
Am 3.10.2019: 11 – 18 Uhr

Buchtipp
Werner Tübke: Mein Herz empfindet optisch
Aus den Tagebüchern, Skizzen und Notizen. Hrsg. & Einl. von Annika Michalski & Eduard Beaucamp. Göttingen 2017. 396 S. mit Abb., gebunden.

Wie Staatsaufträge ausführen, ohne die eigene künstlerische Identität zu verraten, wie unter dem Dogma des sozialistischen Realismus andere und neue Wege gehen, als Maler und als Mensch? Wie er mit diesen Fragen und Konflikten gerungen hat, das zeigen seine Tagebücher.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Volker Zottmann » 1. August 2019, 11:12

Das Panorama-Museum Bad Frankenhausen, im Volksmund kurz Elefantenklo genannt, hat auch stets geöffnet. Der Bau und die Einrichtung hat damals den Kulturminister bestimmt graue Haare gekostet. Der Bau verschlang einige Millionen Mark mehr als veranschlagt und war mit vielen Jahren Verzögerung erst fertig.
Das Bild "Bauernkriegspanorama" stammt von Tübke, nur soll erwähnt sein, dass den Hauptteil seine Studenten malten. Und ein wirkliches Panoramabild ist es nie gewesen.
Persönlich fand ich seine Menschen und Gesichter zu kantig und unwirklich. Gut, wenns Kunst ist, mir hat die ebenso wenig wie die Sitte-Bilder gefallen.
Er hatte Glück, dass zu seinen Lebzeiten die Kulturkassen gut gefüllt waren und gerade er den SED-Günstlings-Zuschlag bekam.

Gruß Volker
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Beethoven » 1. August 2019, 15:24

Na, Herr Tüpke hat ne Menge Auszeichnungen erhalten und sonnte sich wohl jede Woche in Selbigen.

Ich war zweimal in dem riesigen Rundbau nahe dem Kyffhäuserdenkmal des Barbarossa. Mich hat es beeindruckt.

https://www.youtube.com/watch?v=y7UliuBN4XI

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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Volker Zottmann » 1. August 2019, 17:12

Beethoven, wirst aber zugeben müssen, dass es eben kein tatsächliches Rundgemälde ist. So, als würde der Betrachter seinen Blick einmal kreisen lassen.... Wer so etwas schon sah, kann von diesem Bildwerk, als Panorama bezeichnet, nur enttäuscht sein. Unbestritten ist es aber eine gewaltige Leistung, so viele Motive in Szene zu setzen. Nur mir gefällt es auch wegen der Düsternis überhaupt nicht.

Gruß Volker
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon pentium » 1. August 2019, 17:30

Volker Zottmann hat geschrieben:Beethoven, wirst aber zugeben müssen, dass es eben kein tatsächliches Rundgemälde ist. So, als würde der Betrachter seinen Blick einmal kreisen lassen.... Wer so etwas schon sah, kann von diesem Bildwerk, als Panorama bezeichnet, nur enttäuscht sein. Unbestritten ist es aber eine gewaltige Leistung, so viele Motive in Szene zu setzen. Nur mir gefällt es auch wegen der Düsternis überhaupt nicht.

Gruß Volker


Natürlich ist es kein richtiges Panorama, so wie etwa im Asisi-Panometer.
Produktplatzierung:
https://www.panometer.de/leipzig/unsere-ausstellungen/
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Beethoven » 5. August 2019, 06:20

Volker Zottmann hat geschrieben:Beethoven, wirst aber zugeben müssen, dass es eben kein tatsächliches Rundgemälde ist. So, als würde der Betrachter seinen Blick einmal kreisen lassen.... Wer so etwas schon sah, kann von diesem Bildwerk, als Panorama bezeichnet, nur enttäuscht sein. Unbestritten ist es aber eine gewaltige Leistung, so viele Motive in Szene zu setzen. Nur mir gefällt es auch wegen der Düsternis überhaupt nicht.

Gruß Volker


Ja, schon.

Natürlich strahlt dieses Werk kaum (keine) Fröhlichkeit aus. Aber das ist ja so gewollt. Es stellt ja auch ein düsteres Kapitel der europäischen Geschichte dar. Trotzdem ist es Kunst und man kann so viele einzelne Szenen sehen, wenn man sich dazu die Zeit nimmt. Es ist, jedenfalls für mich, schon sehr beeindruckend und ein größeres Gemälde der Neuzeit sah ich nicht.
Natürlich kann man es nicht vergleichen mit den bemalten Wänden und der Kuppel der sixtinischen Kapelle im Vatikan aus dem 15. Jahrhundert. Nicht vom Themea her (da sowieso nicht) und auch nicht von der Grazilität und des Können eines Michelangelo Buonarroti, eines Bottelcelli oder Rosseli der Renaissance.

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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon pentium » 5. August 2019, 08:40

Beethoven hat geschrieben:Natürlich strahlt dieses Werk kaum (keine) Fröhlichkeit aus. Aber das ist ja so gewollt. Es stellt ja auch ein düsteres Kapitel der europäischen Geschichte dar.

Freundlichst


Welche düstere Kapitel soll dieses Werk darstellen...?
Wiki dazu:
Entgegen den Intentionen der Auftraggeber (siehe Geschichte) schuf Tübke das Abbild einer ganzen Epoche, der Renaissance, das in der Literatur häufig mit „theatrum mundi“ (Welttheater) umschrieben wird. Er beschränkte sich dabei keineswegs auf eine zeitlich oder räumlich genau bestimmbare Momentaufnahme, geschweige denn die getreue Wiedergabe realer historischer Ereignisse, noch auf die schwerpunktmäßige Betonung einzelner Aspekte. Neben den durchaus auch auftretenden historischen Figuren wie Müntzer und Luther hat der Maler eine Vielzahl allegorischer Anspielungen auf Ereignisse (auch anderer Epochen), vor allem aber auf ureigene menschliche Ängste, auf Aberglauben, apokalyptische Vorstellungen und biblische Themen in seiner gewaltigen suggestiven Bildersprache visualisiert. Daneben nahm er zahlreiche Anleihen bei zeitgenössischen Gemälden und Holzschnitten. Außerdem hat er sich selbst, als angesichts der schier übermenschlichen Aufgabe von Selbstzweifeln geplagten Menschen, an einigen Stellen verewigt und damit den Entstehungsprozess seines Werkes dokumentiert.


„Das thüringische Bauernkriegspanorama (1976 bis 1987) ist keine didaktische Großillustration, sondern eine historische Parabel menschlicher Irrungen und Wirrungen mit Durchblick auf gesellschaftliche Unruhen, Umbrüche und Glaubenskämpfe der Moderne, auf eine Welt nicht im Aufbruch, sondern im Taumel einer Spätzeit: Weltgeschichte vollzieht sich als Weltgericht.“
„All diesen Auftragsbildern liegt ein tiefer Dissens zum ideologischen DDR-Parteiprogramm zugrunde. Mit der „Erbe“-Debatte ließen sich die Projekte bemänteln und rechtfertigen. In fast allen seinen „Historienbildern“ hat Tübke seine skeptische, ja geschichtspessimistische Anschauung und nicht das Fortschritts-Wunschbild der DDR entfaltet – die Auffassung von einer Wiederkehr des Gleichen, das aber niemals das Gleiche ist.“ (FAZ, 29. Mai 2004)


Gerd Lindner, Direktor des Panorama Museums, deutet das Gemälde so:

„Ich glaube, das Werk ist zeitlos, weil der Maler ein Geschichtsbild entwickelt hat, das sehr subjektiv ist. Auf den Punkt gebracht könnte man sagen, er zeigt die ewige Wiederkehr des Gleichen, die sozialen Grundprobleme bleiben die gleichen, das ist die Grundaussage des Bildes, dargestellt in einer totalen Form, d.h. in einer Kreisform ohne Anfang und Ende, so dass die Geschichte als Kontinuum erscheint, ohne lineare Höherentwicklung, was im eklatanten Widerspruch zum offiziellen Geschichtsbild der DDR stand.“[3]

Christina Tilmann meinte nach dem Tod Werner Tübkes:

„Es ist ein Karneval, ein Maskenfest, aber auch immer ein zutiefst pessimistischer Totentanz auf den Trümmern der Zivilisation, den Werner Tübke inszeniert. Voller Bewunderung für die Meisterschaft der Vorfahren, aber gleichzeitig durchdrungen von dem melancholischen Bewusstsein, dass diese Blüte der Zivilisation längst vorbei ist, abgelöst durch eine barbarischere Epoche.“[5]


Ein Abbild einer ganzen Epoche, der Renaissance...wo ist da das düstere...?
....
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Volker Zottmann » 5. August 2019, 12:48

Geht rein!
Das Bild macht depressiv. Die gesamte Stimmung in diesem Bau ist bedrückend.
Fast vergessen, dass das Elefantenklo genau auf dem Schlachtberg steht, dem Ort, wo die niedermetzelndste Schlacht des Bauernkrieges stattfand.
Ohne all die Schrifttafeln, all die Erklärungen wüssten viele Besucher mit dieser Düsternis überhaupt nichts anzufangen.
In dem Moment, wo mir Bilder erklärt werden müssen, hat meiner Meinung nach ein Künstler versagt.

Gruß Volker

Gleichsam geht es mir mit dem Bildhauer Peter Lenk vom Bodensee. Der kann auch was, aber die Skulpturen lassen mich an seinem Verstand zweifeln.
Volker Zottmann
 

Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon pentium » 5. August 2019, 17:03

Volker Zottmann hat geschrieben:Geht rein!
Das Bild macht depressiv. Die gesamte Stimmung in diesem Bau ist bedrückend.
Fast vergessen, dass das Elefantenklo genau auf dem Schlachtberg steht, dem Ort, wo die niedermetzelndste Schlacht des Bauernkrieges stattfand.
Ohne all die Schrifttafeln, all die Erklärungen wüssten viele Besucher mit dieser Düsternis überhaupt nichts anzufangen.
In dem Moment, wo mir Bilder erklärt werden müssen, hat meiner Meinung nach ein Künstler versagt.

Gruß Volker

Gleichsam geht es mir mit dem Bildhauer Peter Lenk vom Bodensee. Der kann auch was, aber die Skulpturen lassen mich an seinem Verstand zweifeln.


Ich meinte die Epoche, nicht den Bau und das Kunstwerk, @Beethoven schrieb:
ein düsteres Kapitel der europäischen Geschichte
darauf zielte meine Frage. Reformation und Renaissance sind doch kein düsteres Kapitel...
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Spartacus » 6. August 2019, 16:56

Werner Tübke wird hoch gehandelt, da reicht die Spanne heute von 6.000 bis 48.000 Euro.

Mag verstehen wer will, ich stehe da auf was anders, halt wahre Kunst. [hallo]

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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon zonenhasser » 6. August 2019, 17:56

Volker Zottmann hat geschrieben: dass den Hauptteil seine Studenten malten.
Einer von Tübkes Mitarbeitern sagte im Fernsehen, es hätte in der DDR nur zwei Arbeitgeber gegeben, wo richtig gearbeitet wurde: von Ardenne und Tübke.
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Nostalgiker » 7. August 2019, 07:45

Tübke nur auf das Panoramabild zu reduzieren ist etwas kurz gedacht.

Kann ja sein da die größten Kritiker hier weder dieses Werk gesehen und vor allem verstanden haben aber eine feste Meinung dazu haben.
Eine feste Meinung hatte man in der DDR wenn sie ein Funktionär vorgab, heute übernehmen so was Meinungsmacher und gehen dabei etwas difizieler vor; oder auch nicht.

"wahre" Kunst gibt es nicht.
Die Einen finden bestimmte Kunstwerke abscheulich und Andere empfinden bestimmte Kunstwerke als grandiosen Kitsch.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Spartacus » 7. August 2019, 17:42

Nostalgiker hat geschrieben:"wahre" Kunst gibt es nicht.
Die Einen finden bestimmte Kunstwerke abscheulich und Andere empfinden bestimmte Kunstwerke als grandiosen Kitsch.


Klar, liegt halt immer am Auge des Betrachters. [hallo]

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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Volker Zottmann » 7. August 2019, 21:04

Ich finde es schon mal schön, dass hier jeder seine Meinung niederschreiben konnte ohne angegriffen zu werden.
Die Geschmäcker sind auch sehr verschieden.
Ich habe persönlich nur einen solchen Künstler kennenlernen und sprechen können. Es war Willi Neubert, 2011 verstorben und viele Jahre im EHW Thale tätig. Er ist DER Email-Künstler der DDR gewesen. Als ich in der Schulzeit sagte, was er wie mit seinen Auftragswerken ausdrücken wollte, wurde ich abgekanzelt vom Zeichenlehrer, wie er damals noch hieß. Er hatte keine Ahnung, dass ich Neubert Dank der Urania, der meine Mutter im Kreis vorstand, persönlich kannte und genau wusste, wovon ich sprach.
Seine falsche Einschätzung zu meiner Bewertung musste er dann zähneknirschend zurücknehmen.

Auch Neubert konnte was, er wurde aber auch von den Kommunisten für sie eingespannt. Es war einerseits einträglicher, als wenn er Stahlarbeiter geblieben wäre, andererseits hat es den Mann beflügelt und ausgefüllt. Obwohl seine Arbeiten tadellos sind, müssen einem die in ihrer überbordenen Aussage aber nicht gefallen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Merkur » 8. August 2019, 07:43

Volker Zottmann hat geschrieben:Er hatte keine Ahnung, dass ich Neubert Dank der Urania, der meine Mutter im Kreis vorstand, persönlich kannte und genau wusste, wovon ich sprach.
Gruß Volker


Schön, dass Du als 14-jähriger Milchbubi die große Ahnung hattest. [super]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon HPA » 8. August 2019, 07:46

Schön, dass Du als 14-jähriger Milchbubi die große Ahnung hattest.


Tja , das ist halt nicht jedem gegeben. Insofern solltest du da nicht immer von Dir ausgehen.
HPA
 

Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Merkur » 8. August 2019, 07:56

HPA hat geschrieben:
Schön, dass Du als 14-jähriger Milchbubi die große Ahnung hattest.


Tja , das ist halt nicht jedem gegeben. Insofern solltest du da nicht immer von Dir ausgehen.


Was ja auch kein Problem ist. Nur wundere ich mich halt über den 14-jährigen „Kunstsachverständigen“ und seine Erfahrung. [wink]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon destiny » 8. August 2019, 09:52

Ich war vor ein paar Jahren dort und fand es schon beeindruckend.
Dazu kam auch der Vortrag welcher dort gehalten wurde, der Mitarbeiter erklärte das Werk in Etappen, dass machte das Ganze noch verständlicher und interessanter zur damaligen Geschichte.
Müntzer hat es versucht und mit dem Leben bezahlt, es ist ein geschichtsträchtiger Ort.
Denken ist schwer, darum urteilen die Meisten.    (Carl Gustav Jung)  

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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Volker Zottmann » 8. August 2019, 20:32

Merkur hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:Er hatte keine Ahnung, dass ich Neubert Dank der Urania, der meine Mutter im Kreis vorstand, persönlich kannte und genau wusste, wovon ich sprach.
Gruß Volker


Schön, dass Du als 14-jähriger Milchbubi die große Ahnung hattest. [super]


Zumindest wusste ich das zu den Emailbildern haargenau vom Künstler selbst. Da wusste auch ein 14 -Jähriger mehr als der Zeichenlehrer, der nur dachte, Ahnung zu haben. Manche Schüsse gehen auch nach hinten los.

Gruß Volker
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Grenzwolf62 » 8. August 2019, 21:11

Ich hatte so 1985 rum einen Bekannten der war als Kunststudent bem Maler-Professor Tübke, kann mich entsinnen das der nicht so begeistert war.
Der Maler Tübke, zumindest hat er die alten Maltechniken beherrschert, heutzutage erziehlt ja sogar ein Lappen mit dem man die Pinsel gereinigt hat Höchstpreise.
[wink]
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Volker Zottmann » 9. August 2019, 18:14

Grenzwolf das deckt sich mit früheren Bekundungen andere Mitmaler...
Ich wohne ja recht dicht am Kyffhäuser und so haben wir während der Bauzeit schon einige Male vorbeigeschaut. Eine gewisse Zeit war gegen Eintritt mal Einlass, da war Tübke noch voll bei der Arbeit. Dann hat sich der ganze Rundbau ja nochmal immens verteuert, weil mittendrinnen, ähnlich wie bei BER, alles Mögliche geändert wurde. Da sind also kurz vor gedachter Eröffnung nochmal gewaltige Umbauten, Fußbodenausrisse u.s. weiter gewesen. Er hatte immer mindestens ein halbes Dutzend Studenten dabei, die alles malten, was dem Meister zu viel war. Einige durften sich mit ihrem gemalten Gesicht verewigen.
Wie viele Millionen Ostmark da zusätzlich noch mal auf dem Schlachtberg verstreut wurden, wäre mal interessant die Wahrheit zu erfahren.
Man hat aber auch nie des Stophs Energierechnung an der Müritz gesehen.... Alles heute vage Schätzungen, weil Vieles bewusst verschleiert wurde.

Gruß Volker
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon Edelknabe » 6. August 2023, 08:59

Der Rainer war gestern mit seiner Susanne dort. Kaffee und Kuchen schon um die Mittagszeit, das war meiner Susanne irgendwie vollkommen daneben. Aber gut, auch da saßen Besucher, unten auf deren Terrasse. Es hatte sich bestimmt Keiner gefunden der Bockwürste warm machen konnte. Das Werk selber, man kann das eigentlich nur mit den Worten "Das war nichts anderes wie echte Arbeit" definieren. Und das alles über Jahre, ähnlich einem Kraftwerksneubau nur das der meist in kürzerer Zeit vonstatten geht. Irgendwie vermisste ich auf dem Rundbild die kämpfenden Bauern. Weil man uns in der DDR doch beigebracht hatte, das Bauer zu damaliger Zeit recht einfach gekleidet und dazu noch spartanisch bewaffnet war. Zu viele Rüstungen und tolle farbenfrohe Kleidung somit da in der Runde, die man zu damaliger Zeit bestimmt sinngemäß nur bei Galeria Kaufhof bekommen hatte.

Rainer Maria
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Re: Zum 90. Geburtstag Werner Tübke

Beitragvon pentium » 6. August 2023, 11:10

Für mich eines der faszinierendsten Kunstwerke weltweit. Seine Werke sah Werner Tübke nicht als DDR-Kunst. Als die DDR-Führung den Maler, Kunstprofessor und Mitbegründer der Leipziger Schule 1976 mit dem Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen beauftragte, wurde aus dem erwünschten Propaganda-Bild nach sowjetischem Maß ein subjektives Abbild der sich ewig wiederholenden menschlichen Leidensgeschichte. Tübke opferte für das 123 Meter breite und 14 Meter hohe Monumentalwerk seine Gesundheit und arbeitete über Jahre hinweg bis zu 10 Stunden täglich an ihm. Mit über 1.700 Quadratmetern ist es eines der größten Wandgemälde der Welt. Vor ein paar Tagen wäre Tübke 94 Jahre alt geworden.

Mehr hier:
https://www.ostkunstwest.de/kapitel/mit ... d-kanonen/

Laut Internetpräsenz des Museums, gibt es dort im Cafe nicht nur Torte sondern auch richtiges Mittagessen. Gut Bockwurst ist es nicht so jeden sein Ding. Was deine kämpfenden Bauern betrifft, findet man diese schon auf dem Kunstwerk...
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