von SkinnyTrucky » 12. Oktober 2010, 20:38
Ich stell doch ma eben meine Geschichte hier noch mal rein....hehe, kopiert aus einem anderen Forum....
....falls jemand nach meiner Geschichte halt fragt, kann ich diesen Fred hier verlinken in unserem Forum hier....
....20 Jahre ist es jetzt her, das ich aus der DDR und aus der NVA geflüchtet bin...und beinahe in Schwedt gelandet bin....ich habe angefangen meine Geschichte im Grenzforum zu veröffendlichen, will das dann auch mal hier tun....
Zur Erklärung schonmal vorweg, ich bin damals in der DDR noch ein Junge gewesen, was ich aber nun schon lange nicht mehr bin....das soll allerdings nich Gegenstand meiner Anwesenheit hier sein und ich werde mich dahingehend auch weiter nicht äussern....
Hier kommt meine Geschichte:
Teil 1
Wie versprochen will ich mal langsam anfangen meine Story aufzuschreiben....habt Geduld, ich schreib nich gleich alles auf....
....also...naja, ich bin ja nun im Mai 89, zwei Monate nach meinem Facharbeiterbrief zu den Funkortern bei der Luftwaffe gezogen worden...nach ewigen Wochen gab es mal nen Kurzurlaub, 3 Stunden mit der Bahn nach Hause, 3 Stunden wieder zurück....da war ich noch ganz artig.....ein paar Wochen später gab es wieder nen Kurzurlaub und ich fuhr nich alleine.....naja, Zivilklamotten hatte eh jeder dabei, die hatten wir dann auch schonma gleich nach der Abfahrt in Rostock angezogen, der Armeefilz war ja wirklich nich zu ertragen, optisch wie kratztechnisch nich...und eh die selben Klamotten wie jemand anders, nee dat ging ja nu wirklich nich....
....nu gut...vorher am Bahnhof holten wir uns noch reichlich was zu trinken, die Bahnfahrt sollte ja auch lustig werden...und naja, im Feierlaune und im jugendlichen Leichtsinn kippten wir den Doppelkorn oder was et war unverdünnt und wie kalte Brause runter....ganz klar, das dat Zeusch ja dann auch Wirkung zeigt....oh Mann....
....jau, in Wittenberge trennten sich dann unsere Wege....ich musste weiter nach Salzwedel, die anderen Richtung Magdeburg....hmmm nur mein Anschlusszug liess halt noch auf sich warten....ich konnte noch bestens aufrecht gehen und verspürte Hunger, naja, McDreck gab es noch nich aber dafür was viel Besseres, nämlich, die Mitropa....also da rein....
...jau und da warteten noch andere, irgendwie wartete immer jemand in der Mitropa in der DDR, so war ich dann auch nich alleine....angeheitert wie ich war, sass ich jedenfalls nich allein am Tisch und derjenige, mit dem ich da sass, hatte wohl auch seinen Grund nach starken Spirituosen zu verlangen, nach und beim Essen....achja, wird wohl jeder kennen, der aus der DDR kommt.....getrunken wurde gerne mal einen, wenn sich wenigsten zwei Leute trafen....egal wozu....
....so gings dann halt weiter rauf mit den momentanen Leberwerten....mit dem Anstand aber leider weit bergab....ach komm, einer geht noch....is ja so schön gesellig mit dir und der Zuch kommt eh erst gegen....na ich weiss et nich mehr....wir haben ihn aber noch gekricht...ziemlich duhn....hahahahaha....übrigens, kennt noch einer das Wort *duhn*....typisches DDR-Wort glaub ich...naja, jedenfalls da wo ich herstammte....
....naja, zusammen sind wir stark, sassen wir sogar noch in der richtigen Ferkeltaxe in Richtung meiner Geburtsstadt...bei Arendsee in etwa schwanden mir aber irgendwie meine Sinne....Doppelkorn haut ganzschön rein wenn man es fleissig konsumiert...ach und allgemein frustriert weil man halt bei der Asche is und et sowieso nen Sch***staat is, fing ich wohl auch an, an irgendeinen, vielleicht sogar völlig unschuldigen Fahrgast, meine ganze Frustration ab zu reagieren....ich war wirklich dermassen breit von all dem Schnaps...naja, dem gefiehl das wohl nich und irgendwann, es war ja auch dermassen dicht an der Grenze, betrat die Trapo unseren Wagon....boar ey, ich mit meiner Aparthie gegenüber Uniformierten....naja, ich fing schlusssendlich an mich mit denen zu prügeln, aber die waren halt zu zweit, und ich kaum noch Herrin meiner Sinne....am näxten Bahnhof verständigten se dann die Grenztruppen an denen se mich übergaben wollten....in meiner Stasiakte steht ja nu alles drin, was ich der Trapo im Vorbeifahren an der hellbeleuchteten Grenze in der Ferne so alles an den Kopf geknallt habe....ich behalte die Äusserungen mal für mich aber nur soviel....ich wurd direkt wie Staatsfeind Nr 1 behandelt....und weil ich nich Ruhe gab, wurde mit *sampfter Gewalt* mir meine Nase gebrochen....
Teil 2
Also jetzt mal weiter....
...nun ja, man hatte mich zur Resong gebracht mit einigen Faustschlägen....sampfte Gewaltanwendung stand im Stasibericht...danach wurde das Grenzregiment aufm Fuchsberg in Salzwedel benachrichtigt und die kamen mit so einem UAZ-Jeep und holten mich ab....ich weiss halt noch was es für ein Auto war, weil wir auf Arbeit auf der Gassammelstation Heidberg halt auch solche hatten....
....nun gut, angekommen aufm Fuchsberg wurde ich wieder sampft gebeten in eine Zelle zu gehen....die gab es da direkt vorne im Wachhäuschen...vielleicht gibt es hier ja welche, die dort mal Wache hatten....ich glaube, es waren 2-3 Zellen, ich kam in die letzte...nun ja, diese Zelle hatte innen ein schweres Eisengitter an einer Wand, dahinter waren Rohre und Kräne, ich denk, das dort eine Art Hauptverteiler von Fernwärme installiert war....kann aber auch was anderes gewesen sein....jedenfalls bekam ich wohl Panik und tobte wie wild in der Zelle rum und brachte es fertig, dieses schwere Eisengitter komplett aus der Verankerung zu reissen und merkte wohl, das ich damit kein Ausweg freigelegt hatte, sondern, das ich nun nur noch weniger Raum in dieser kleinen Zelle hatte....die Panik nahm wohl nur noch zu...so das ich noch wilder wurde...ich pakte den Hocker der in der Zelle stand und brach ein Bein davon ab und probierte damit das Kuckloch in der Tür zu vergrössern, was mir auch ein wenig gelang....das Hockerbein war aus Eisen...die Tür aus Holz.... naja, ich machte dabei aber auch einen riesen Krach, so das irgendwann die Wache kam und die ganze Ravage sah und mich in die vorderste Zelle bugsierte, da war dann nichts mehr drin und ich gab wohl irgendwann Ruhe....
....für die, die in Salzwedel gedient haben: Der Vorfall war im August 1989...
....morgens dann, ich weiss nich mehr wie spät, bekam ich was zu trinken und zu essen und man fragte mich, ob ich mich beruhigt hatte.....ich hab nur gefragt, wo ich bin und was passiert ist...man erzählte mir was ich angestellt habe in der Nacht zuvor....ich fühlte mich elend und wollte es nich glauben und man zeigte mir die demolierte Zelle samt Tür und dem Gitter, was noch immer diagonal den Raum einnahm....danach nahm man mich mit in die Wachstube und ich durfte mich setzen....man sagte es kommt gleich ein Arzt....ich so, wieso das denn...da sagte mir der Wachsoldat, ob ich denn garnichts merken würde...meine Nase würde dermassen schiefstehen.....nee, ich hab echt nichts gemerkt...
....nagut, der Arzt kam und ich stand auf, er trat vor mich und fühlte meine Nase und machte damit eine Bewegung und meinte, jetz isse wieder grade....ich hab noch immer nichts gemerkt...ich war wohl immernoch betäubt vom Alk....danach verschwand er und ich wurde in die Zelle zurück gebracht...nach ner Zeit kam dann wieder jemand und meinte, das meine Einheit verständigt sei und das jemand unterwegs is, um mich abzuholen...und das ich wohl riesen Ärger bekommen würde...ich fühlte mich nur noch elender....
....naja, irgendwann am späten Nachmittag kam dann ein Reservist aus meinem Trupp und wir wurden zum Hauptbahnhof von Salzwedel gefahren und dann ging es zurück nach Rostock mit der Bahn....zuvor musste ich meine Uniform wieder anziehen, meine Zivilklamotten waren ja sowieso voller Blut und eh illegal....und ja, der Reservist hatte wohl riesen Mitleid mit mir und erzählte mir auch, das grosser Trouble auf mich zukommen würde....angekommen in Hinrichshagen schlief ich erstmal und wurde am näxten Morgen sehr früh zur Technischen Einheit gebracht nach Rövershagen wo ich bei der Vergatterung nach vorne treten musste und wo unser Oberste allen erzählte, wie sehr ich das Ansehen unserer Truppe geschädigt habe und das ein Ermittlungsverfahren gegen mich läuft beim Militärstaatsanwalt in Neubrandenburg und dieser Staatsanwalt wohl schon geäussert hatte, das es wohl ein halbes Jahr Schwedt geben würde und das diese Zeit nach zu dienen sei...ich war fertig mit den Nerven....
....nach der Vergatterung musste ich Kohlen stapeln....ab und an wurde das kontrolliert....selbst mein Hauptmann kam vorbei und fragte mich, was mich geritten hatte so ein Scheiss zu machen und sagte, das mit Schwedt wird wohl nich abzuwenden sein...und ich wüsste ja wohl, was da so drübber geredet wird....ich glaub, so elend hab ich mich mein ganzes Leben nicht gefühlt....
....am Nachmittag, ich war noch immer Kohlen am stapeln, kamen einige Leute vorbei, die ich zu meinen engsten Freunden zählte und wollten nun auch wissen was passiert ist...naja, wo wir so da standen und ich es erzählte kam ein weisser Trabbi-Combi durch Tor ins Objekt gefahren, es war so ein Combi wo die hinteren Seitenscheiben auch weiss waren...einer meinte noch, kuck da kommt die Firma, die werden dich wohl gleich holen...und ja, nach ner knappen Stunde ich musste zum Offiziershaus kommen und im Zimmer von unserem Hauptmann sass dann ein Herr in Zivil...mein Hauptmann verliess das Zimmer und so sass ich also da mit einem Mitarbeiter der Stasi...
....dem musste ich halt selber nochmal schildern, was ich getan habe, bzw wie die Fahrt in den geplanten Urlaub aus meiner Sicht abgelaufen ist und er sagte mir, das ich damit das Ansehen der Truppe sehr geschädigt habe und ob ich es bereue....natürlich bereute ich es und das nur der Alkohol Schuld war an allem, ich ja normal nichts vertrage und es echt viel zu viel war, und das es nur harte Sachen waren die wir getrunken haben und ich sonst kaum trinke und wenn nur Bier....das wäre mir so noch nie passiert....
....er begann auf einmal auch zu sagen ob ich wüsste, das soein Vergehen Schwedt zur folge hatte und wie ich denn politisch stehe weil ich doch sehr arge Dinge gegenüber der Transportpolizei über den Staat und seine Diener geäussert habe...das war übrigens das erste Mal, das mir jemand sagte, was ich so von mir gelassen habe am bewusten Abend in der Bahn....nun gut, ich war immer ein fleissiger Schüler, hatte gute Noten und war stolz auf meinen guten Facharbeiterabschluss und auch super zufrieden mit der Arbeitsstelle in der ich wohl auch nach der Dienstzeit gerne gesehn werden würde und das auch als meine Zukunft sehe....mein Chef hätte sich immer für mich eingesetzt und politisch habe ich ein ausgesprochen linkes Weltbild....
....er bestätigte mir, das von seiten meiner Arbeitsstelle nur gute Dinge zu hören waren, es war ja schliesslich schonmal wegen meiner Subkulturzugehörigkeit ne Untersuchung gewesen, die aber eingestellt wurde, weil damals keine Anzeichen waren, das ich subversief sei...jaja, ich konnte mich wohl auf meinen Chef verlassen...nun gut....auch von Seiten meines Hauptmannes, meinem Vorgesetzten halt auf der Radarstation Nr 9(der Blase) war nur Gutes zu hören sagte er und es wäre ja wohl schade, wenn ich ein halbes Jahr ausfallen würde....auch sagte er, er habe als Mitglied der Staatssicherheit einen grossen Einfluss auf den Staatsanwalt und er will sich einsetzen um mir eine Chance zu geben es aber irgendeine Strafe geben müsse....
....nun gut, einige Tage später wurde bei einer Vergatterung 5 Tage Arrest in Rostock gegen mich ausgesprochen und ich handelte mir grosses Misstrauen in der gesammten Mannschaft ein....zum einen, weil ja jeder wusste, das die Stasi wegen mir da war und auf einmal das Strafmass so drastisch gesunken war...man is ja nich blöd und könne eins und eins zusammenziehen...
Teil 3
Also...ich glaube, Anfang September war es dann so weit, ich wurde nach Rostock gebracht....ohne meine Schulterstücken und das doofe Käppi...
...die Arrestanstalt lag in der Nähe vom Hauptbahnhof...wenn man aus ihm rauskommt, dann geht man rechts die Strasse entlang und ich weiss nich mehr, war es die erste oder zweite Strasse links rein....direkt auf der Ecke das Haus....da war im Keller ein Zellentrakt mit wenigen Zellen....ich glaub es waren nur drei....wir waren auch nur drei Arrestanten da in dieser Woche...naja, viel in der Zelle gesessen haben wir nicht....
...den ersten Tag gleich, wurde ich kurz vor dem Mittag noch ins Wehrbezirksamt(ich weiss nich ob das so heisst, kann auch anders sein) gebracht und wir mussten in der Küche helfen....Salat schneiden, abwaschen usw...abends gings zurück in die Arrestanstalt...dann war Körperpflege angesagt und Zeitungseinsicht...wir drei sassen in der grössten Zelle mit geöffneter Tür und sahen uns Zeitungen an und laberten miteinander....im zentralen Raum war das Wachzimmer, dort kuckten die beiden Bewacher Fernsehen, wir durften uns in die Tür stellen und zukucken...22:00 war Einschliessung, um 6:00 wurden wir geweckt und an dem Dienstag kam ein Reservist mit einem Barkas und ich musste da einsteigen...es hiess, ich musste ihm helfen bei Besorgungen zu tun in Rostock...nun gut, wir fuhren zu einer Kaserne, er müsse aber vorher noch ne Flasche Schnaps kaufen...ich so, wieso dat denn....er so, na die soll ich jemanden in die Kaserne bringen, einem Offizier, da müssten wir dann einen Teppich abholen und zu dessen Haus bringen, dafür sei ich mit...halt zum schleppen...nach dem Einladen, ich weiss nich mehr was es für eine Kaserne war, führen wir in den Süden von Rostock in eine ziemlich wohlhabende Gegend....standen überall solche typischen Finnhäuser....in eines musste halt der Teppich und auch noch ne Treppe hoch....ich sach euch, watt ne Hütte.....hätt ich ja auch gern....war wohl ein ziemlich hohes Tier dieser Offizier....ich war echt ein schickes Haus...danach führen wir in eine andere Kaserne, unterwegs aber wieder zu nem Getränkeladen, diesmal aber für uns, jeder halt erstma ne Flasche Bier....ich so zu dem Resi...ich dachte ich hab Arrest und nun sowas, so kann es weitergehen...naja, es ging so weiter, es war bereits Nachmittag, da ging es irgendwo in den Osten von Rostock, wieder in eine Kaserne, ich weiss aber nich mehr warum wir da waren...ich kann mich aber noch gut an den Shop erinnern...er erinnerte schon stark an einen Intershop....da gabs zB Nike's zu kaufen, ich weiss sogar noch den Preis....220,- OM wollten se dafür....warn so weisse halbhohe....ach und sonst gab es da viel ausm Westen...echt kein Scheiss....war wohl ne Offiziersschule der Marine oder sowas....ich weiss et echt nich mehr...der Resi zeigte mir aber halt den Shop, weil er selber das kaum einem erzählen konnte...sowas glaubt ihm ja schliesslich niemand....naja, danach sind wir wieder zu nem Getränkeladen, haben noch ein Bier getrunken und es wurde Zeit mich abzuliefern in der Arrestanstalt....
....dann der selbe Ablauf wie am Vorabend...näxten Tag brauchte ich nich arbeiten, da bekam ich dann Besuch...ein nur wenig älterer Mann als ich stellte sich vor als jemand von der Stasi...er kam dann mit in meine Zelle, die Tür wurde verschlossen und er offenbarte mir, das die Stasi ja nun mich vor Schwedt gerettet hatte und er sich etwas ausgedacht hatte, wie ich nun eine Gegenleistung erbringen könne, ich wär ja schliesslich ein ziemlich sozialer Typ und auch für *unsere Sache* oder etwa nicht....ich fragte, was er damit meinte...er so, nun ja, ich kenne doch viele Leute in der Truppe und es wird doch viel geredet und ob da nich wohl der ein oder andere dabei wäre, der mal etwas über Fluchtgedanken losgelassen hätte und so....und das das sie mich vor Schwedt bewahrt haben ja eine grosse Geste war....ich sagte, ja, das wäre es, ich aber nich der Typ bin, Leute anzuschwärzen....das könnte ich nich....er wieder, naja....das mit Schwedt könnte aber immernoch stattfinden, immerhin ist ja bekannt, was ich da geäussert habe im Suff und das Menschen im Suff oft die Wahrheit sagen....ich sagte, aber ich kann mich an nichts mehr erinnern und ich hätte es bestimmt nich so gemeint...und da begann er einige Fakten auf den Tisch zu knallen, die ich nur gesagt haben konnte über meine Tante und Onkel in Lüdenscheid zB....ich merkte, das ich nun echt in der Zwickmühle sass und gab nach langem hin und her klein bei....
....wie er sich das denn vorstellen würde....nun ja, ich soll meine Ohren halt offenhalten, wer halt staatsfeindliche Äusserungen von sich gibt und insbesondere, wer sich mir anvertraut aus der DDR abhauen zu wollen....ich solle eine Postfachadresse auswendig lernen, ihm kurz vor einem Ausgang eine Postkarte schicken, und ihm mitteilen, wann ich den hatte und dann von Hinrichshagen nach Graal-Müritz laufen....er würde mich dann als Anhalter mitnehmen und bei einem Kaffee irgendwo in Graal-Müritz könnte ich ihm dann meine Erkundungsergebnisse mitteilen.....pffff....ich konnte nich anders als ja zu sagen, ich hatte eine Schweineangst vor dem Einfluss der Stasi und vor Schwedt....
....ich musste eine Erklährung unterschreiben, bekam einen Zettel mit seinem Namen und der Postfachadresse....übrigens war es sein Klarname, so stehts in meiner Akte....ich bin ihn aber wieder vergessen, in meiner Stasiakte war der Name auch geschwärzt....ich weiss nur noch, das es ein kurzer Name war, so mit vier Buchstaben im Vornamen und vier im Nachnamen....die Erklährung, die ich unterschrieben hab, ist in meiner Akte zu finden....
...der Donnerstag im Arrest war wieder Küchendienst wie am Montag, am Freitag auch und dann am Samstag morgens wurd ich wieder nach Hinrichshagen gebracht....
....ich kann mich in den Arsch beissen, das ich den Namen des Stasimannes nicht mehr weiss, ich würd mich sogerne heute mit ihm unterhalten, wie er halt in diesen Stasiapparat zu solch einer Tätigkeit kam....es gibt ja kaum Stasileute, die heute offen sich zu ihrem Job äussern...
...übrigens hab ich ihn nur einmal gesehen....ich musste nie tätig werden...ich habe auch nie wieder Ausgang beantragt, oder ich liess die regulären verfallen.....meinem Hauptmann war ich im Oktober mal riesig dankbar, das er mir nen regulären Ausgang gestrichen hatte, nur weil ich mich nicht rasiert habe...
...Kurzurlaube habe ich aber genossen, einer war zum Wochenende des Mauerfalls....rein zufällig....seid Oktober war auch in der Truppe etwas zu spüren das ein anderer politischer Wind weht, Politunterricht gab es nich mehr, das wurden allgemeingesellschaftliche Discussionsrunden, ziemlich locker....bis zum 15ten November hätte das erste Treffen stattfinden sollen mit dem Stasimann, das war abgesprochen...soweit die Situation....
Teil 4
Nun ja...es kam also der Tag des 9ten 11ten....hahahaha....9/11...1989...die Grenze ging auf....
Mein Kurzurlaub stand an....am Vorabend der Reise(am 10ten) sass ich mit zwei meiner echt gut vertrauten Kameraden in der Unterkunft in Rövershagen zusammen bei einer Flasche Hochprozentigen....und ja, wir wussten das sich was bewegt in der DDR....ich erzählte ihnen von meiner Begegnung mit dem Stasimann und was ich tun sollte...auch erzählte ich das ich schon die ganze Zeit versuchte, mich davor zu drücken, um den 15ten Nov rum sollte ich den Stasimann wieder treffen...auch erzählte ich einem dieser beiden Kameraden, das sein Name genannt wurde bei dem Gespräch mit dem Stasimann....dieser Kamerad machte nie ein Hehl daraus, Lust zu haben, sich bei Gelegenheit den Westen ankucken zu wollen....es gab sicher noch eine andere Quelle in der Truppe, die das dem Stasimann gemeldet hatte....ich war veranlasst, diesen Kameraden im Auge zu behalten...mir war das sehr sehr unangenehm, genau das diesem Kameraden erzählen zu müssen, er sagte aber, das wär schon in Ordnung, wat wollen se denn machen, abhauen würde er eh nie, da er Frau und Kinder hat und sagen kann man eh viel und überhaupt, kuhl das ich es ihm erzählt habe....
....nun ja, die Flasche leerte sich, man wurde müde...ich wollte mit dem letzten LKW nach Hindrichshagen....man verabschiedete sich und gab mir mit auf dem Weg blos kein Scheiss zu bauen und wieder zu kommen....ich muss dabei sagen, das es ja bekannt war, das die DDR täglich weniger Einwohner hatte zu der Zeit und das die Grenze grad offen war....ich sagte, nun ja, wo will ich denn hin....ich hätte eh nur diesen Wehrpass und mein Perso liegt beim Wehrkreiskommando(meine Mutter wollte das damals bei der Einberufung so, das ich keine Scherereien bekommen sollte)...im Arrest sei ich einem Maat begegnet, der mit seinem Wehrpass probiert hatte nach Tschechien rüber zu kommen und festgenommen wurde...klar das ich nich so blöd sein werde und es bestimmt bald besser wird in der DDR....und ich eh keine Chance hätte, mit dem Pass mal in den Westen zu kommen....
....nun gut, morgens in Hinrichshagen ging ich in voller Armeefilzmontur zum Bus um nach Rostock zu fahren....der Bus fuhr auf Abstand an der Technischen Zone in Rövershagen vorbei und beim Anblick meiner Blase, der Radarstation 9, beschlich mich ein sehr sehr komisches Gefühl...so von alsob mir mein Unterbewustsein sagen will, hör mal, dat Ding siehst du grad zum letzten Mal...ich kuckte solange auf dat Dingen, wie es ging....nun gut, der Bus kam an in Rostock, der Zug führ pünktlich und in Wittemberge hatte ich halt wieder den bekannten Aufenthalt....nun hatte ich aber noch was Geld in der Tasche und leistete mir ein Schwarztaxi....wer die DDR kennt, kennt auch diese Erscheinung....man brauchte mit ner Reisetasche bewaffnet meist nie lange warten auf einem Bahnhofsvorplatz und man wurde angesprochen von jemanden, der sich ein wenig dazu verdienen wollte...war illegal aber doch gab es das oft....einen Haufen Ostmark leichter kam ich an in Siedenlangenbeck....ich wohnte seid kurz vor der Einberufung wieder bei meinen Eltern...nur war da niemand...ich wusste ja, das mein Vater eh in Moskau war...er is mit einigen der LPG-Bauern auf einer Reise dorthin gewesen...ach mir war es nur Recht....nur meine Mutter, mein Bruder und dessen Freundin waren auch nich da....und sonst war das Dorf wie ausgestorben....hmmmm, watten hier los....??? Sind wohl alle drüben...
Hmmm, achja, et war später Nachmittag und so fuhr ich noch in die Stadt, ich wusste ja wo sich meine Freunde so trafen und ja ich fand einige gegenüber vom Wasserturm in diesem grossen Restaurant, keine Ahnung wie dat damals hiess....aber egal..die Grenzöffnung war Thema Nummer eins und man erzählte, das sie am folgenden Tag wieder rübber wollten und fragten ob ich mitwolle....ich so, hmmm dat geht nich, ich hätte ja nur den blöden Wehrpass und damit würde ich nich rübbergelassen, sondern direkt wegen Fahnenflucht festgenommen....da sagte einer meiner Freunde, das er bei seinen Eltern noch ein Ausweis liegen hätte, den hätte er mal verloren und als er einen neuen hatte, halt wiedergefunden...
....hmmm....lang überlegt und dann machten wir aus, das er morgens bei seinen Eltern anrufen würde und das ich kommen würde um diesen abzuholen..seine Eltern kennen mich ja eh und ich könnte ja zum Dank ihm die Hälfte des Begrüssungsgeld geben....nun gut...ich führ nach Hause zurück, wo meine Mutter, mein Bruder und dessen Freundin auch schon warteten und mir schilderten, das se halt auch drüben waren um mal zu kucken und das sie et schade für mich fanden, das ich halt die Möglichkeit nich hatte....tjaaa sagte ich, et is halt so und das sie, meine Mutter, halt damals gewollt hatte, das ich nun kein Perso hätte....sagte se, is auch ma gut, sonst wär ich jetz nur auf dumme Gedanken gekommen....die fischen bestimmt alle Wehrpflichtigen raus an der Grenze...pfff, mir wurde bei dem Gedanken ganz anders....zumal ich eh bekannt war bei Stasi und so...
....aber trotzdem fuhr ich dann am näxten Morgen zu den Eltern des besagten Freundes und holte dessen früheren Ausweis dort ab, fuhr wieder nach Hause, ass mit meiner Mutter zu Mittag und fuhr dann nach Salzwedel um die Freunde vom Vorabend zu treffen...meine Mutter meinte nur noch, ey mach kein Scheiss, ich will dich nachher wiedersehen...jaja, ich kann ja eh nich in den Westen mit dem blöden Wehrpass...
....naja, den Wehrpass liess ich dann aber schön zu Hause liegen und fuhr mit der Bahn in die Stadt....am Treffpunkt war kaum noch jemand, die waren schon wieder alle drüben....zwei bekannte Mädchen waren aber noch da und wir beschlossen zur Grenze zu trampen....sie meinten, an der Grenze wird garnich so genau auf die Passbilder geschaut und ich seh irgendwie dem einen Freund mit viel Fantsie doch etwas ähnlich....okee dann, also los im jugendlichem Leichtsinn....und ja, zum Vorkontrollpunkt bei Brietz sind wir noch gelaufen und ja im Troubel dort bekam ich nen Stempel in den Ausweis ohne grossen Abgleich ob es nun auch mein Ausweis is....ging ganz schnell, es wollten ja viele rübber und so war ich an der Hürde schonmal vorbei....
...danach waren es noch gut 5 km bis zur eigendlichen Grenze und wir hatten Glück....ein roter Calibra hielt an und fragte uns ob wir mitwollten....klar wolln wa...die zwei Mädels hinten rein, ich vorne rein....der Typ stellte sich vor als jemand, der mit Schuhen handelt und grad von ner Geschäftsreise oder so zurück wolle nach Westdeutschland, er war wohl auf Erkundungstour nach potenziellen Absatzmärkten in der DDR....naja, nach etwas Stau und Gelaber über den Fall der Mauer kamen wir am Grenzkontrollpunkt kurz vor Bergen/Dumme an....mir wurde echt ganz anders, ich fing heftig an zu schwitzen und zu zittern beim Anblick der Grenzer mit ihren Kalschnikows....nun ja, wir mussten nich aussteigen und der Schuhtyp gab unsere Ausweise dem an der Fahrertür stehenden Kontroletti in die Hände und sah wie bleich ich war und meinte was los sei....ich sagte nur, das mir unwohl sei und ich riesen Schiss hätte....sagte der, nun beruhige dich mal, die tun nichts und er tat auf meiner Seite den Türverriegelungsknopf runter und schaute mich an und sagte, ob ich mich nun besser fühle...ich schaute ihn nur entgeistert an und dachte, wenn du wüsstest du Doof wen du da grade zum illegalen Grenzübertritt und zur versuchten Fahnenflucht verhielfst....nun gut, wir bekamen ohne Beanstandungen die Ausweise zurück, man besschränkte sich nur auf ne kurze Kontrolle wie viele im Auto sassen und fuhren los zur Grenze, die lag ja noch gut 50-100 Meter weiter oder so....und plötzlich waren wir im Westen....pffffff....kurz dahinter war ne Baracke des BGS und da liess er uns raus...
....der BGS fragte uns ob wir das erste Mal hier wären und als wir das bejaten sagte man uns, na dann geht erstmal zum DRK dahinten links und holt euch euer Begrüssungsgeld ab....gesagt getan....einige 100 Meter weiter links die Strasse rein war ein Campingplatz oder sowas und auch ne Baracke wo der DRK das Geld ausgab...damit sind wir eratma nach Bergen rein und dort in eine Frittenbude...hahaha, Fritten und Coca-Cola...und irgendwie kamen wir uns blöd dabei vor....aber egal...danach sind wir noch ein wenig in Bergen rumgelaufen und dann wollten die beiden Mädels zurück....okee, haun wir wieder ab nach Salzwedel...ich hatte zu der Zeit noch nich echt daran gedacht da zu bleiben aber auf dem Weg zur Grenze zurück dachte ich doch über alles nach....ich hätte noch 12 Monate zur Armee gemusst und hatte da eh keinen Bock drauf und beim Vorbeilaufen an der BGS-Baracke sagte ich dann, nee geht ihr mal, ich bleib hier....ich klopfte also an beim BGS und erzählte denen alles und die nahmen meinen Ausweiss und fingen an zu lachen.....hahahaha....wie jetz, du hastet geschafft mit einem Ausweis von jemand anders über diese Grenze zu kommen...ich so, naja, wat sollte ich machen, ich hätte nur den Wehrpass, den Perso musste ich ja als Soldat abgeben...sagten die wieder, da hab ich mich aber in grosse Gefahr begeben....ich sagte, ja ich hab auch geschwitzt wie wild bei den Kontrollen....aber et ging gut....sonst wär ich ja wohl nich hier...nun gut, se riefen irgendwo an und nach ner 3/4tel Stunde kam dann jemand mit nem VW-Bulli und nahm mich mit zur BGS-Kaserne in Lüchow...da bekam ich nen Unterkunftsausweis mit dem Vermerk, das ich den Ausweis von jemand anders bei mir führe und man zeigte mir erstmal die Kantine und gab mir nen Zimmer zum übernachten und sagte mir, ich werde näxten Morgen nach Lüneburg gefahren...ich hab noch gefragt ob ich telefonieren könne und rief meine Mutter an....das ging erstaunlich gut und ich erzählte ihr, das ich kein Bock mehr auf Armee hätte und erstma in Westdeutschland bleiben will und ich werd mich wieder melden wenn ich weiss, wie es weiter geht...irgendwie konnte se mich verstehen und hatte wohl eh was geahnt....Mütter fühlen sowas...
....die BGS oder Bereitschaftspolizeikaserne oder was es nun war liegt ja nun am Ortsausgang von Lüchow und das krasse ist, das man die erleuchtete Grenze von da aus sehen kann und das war ein rares Gefühl nun zu wissen, das das jetzt aber die andere Seite war, von der ich sie sah...
Teil 5
Okee...mal wieder weiter im Text....
....erstmal zu den Zweiflern unter uns einige Fakten, die ich so aus meiner Stasiakte genommen habe:
Ich war damals NVA-Soldat bei den LSK-LV/3.LVD/43.FRBR/FuTA-4301 auf der St68U...der Eingeweihte kann dieses Kürzel entziffern...am 24/08/1989 wurde ich durch die Trapo gestellt, vom 18.-22. September '89 sass ich im Arrest in der Arrestanstalt der Stadtkommandantur in Rostock ein.
Hat jemand zufällig einmal das Wort KK-Material *Krypton* gehört....???? Ich sollte als IM-S eine Quelle werden, um die Bearbeitung dessen möglich zu machen....ich habe aber keine Ahnung was damit gemeint ist....des weiteren ist direkt ein anderer IM in meiner Truppe auf mich angesetzt worden um zu prüfen inwieweit ich geeignet bin als IM und ob ich der Stasi bei den ersten beiden Gesprächen was vorgemacht habe....
Nun gut....ich war nun im Westen, alleine in einer Kantine der Bereitschaftspolizei in Lüchow, ass was, kaufte mir ne Flasche Bier und ging zurück zu meinem angewiesenen Zimmer....die Kaserne war wie ausgestorben, nur hi und da sah man mal jemand....alles war so anders, etwas lockerer und ich war beeindrukt von all den Gebäuden niedersächsisch einheitlich aus roten Backsteinen....machte alles einen friedlichen Eindruck....kuckt sie euch mal an an der B248 am Ortsausgang von Lüchow....von da aus konnte man auch die Lichterkette der Grenze sehen weit in der Ferne....aber irgendwie fühlte ich mich sicher und geborgen in dem Moment....
....nachdem ich meine Mutter angerufen hatte, machte es mir gemütlich in meinem Zimmer als irgendwann die Tür aufging und ne gute Bekannte vor mir stand, die Schwester von na Ex von mir aus Mellin...man hatte sie wohl wegen unserer beider ähnlich schwarzen Outfits zu mir geschickt....naja, wir sassen noch ne Weile zusammen und erzählten uns so, was jede so getrieben hat im letzten halben Jahr...wir hatten uns die Zeit ja nich mehr gesehen....ihr ging es wohl ähnlich als schwarzes Schaf in der Familie und sie wollte nur so weit weg wie möglich....wir machten aus, das wir irgendwie probieren die erste Zeit beieinander zu bleiben, damit nich jede allein da steht....
....am näxten Morgen dann sollten wir mit noch einzelnen mit nem Kleinbus nach Lüneburg gefahren werden zur Kaserne der nördlichen Abteilung des BGS, meine Bekannte durfte aber nicht mit....es stellte sich heraus, das sie gerade noch keine 18 war und somit wieder zurück musste in die DDR....Tränen flossen, sie bereute es sich jemals dem BGS gestellt zu haben, ich wünschte ihr viel Glück und das schon nichts passieren werde und ja nu eh alles anders kommt und so...nun gut, der Bus fuhr los...mir vielen die guten Strassen direkt auf und das alles so einen friedlichen Eindruck machte, wenn der Bus durch eine Ortschaft kam...
...angekommen in Lüneburg wurde uns dann mitgeteilt, das wir einige Stationen durchlaufen mussten zur Aufnahme in die Bundesrepublik...alle möglichen Fragen wurden gestellt und an der letzten Station halt wo wir hinwollen, ich bekam ein Ticket nach Lüdenscheid zu meiner Tante...bei irgendeiner Station wurde mir mit geteilt, das ich vorher aber noch einmal zum Kommandanten kommen sollte weil ich als Fahnenflüchtling mich gemeldet habe....ein Soldat brachte mich dorthin....ein netter Herr in Uniform stellte sich vor als Kommandeur der nördlichen Hälfte des BGS und liess Kaffee und Kuchen bringen, das erledigte der Soldat, der mich zu ihm gebracht hat...und das auch alles schön militärisch in etwa wie ich es seit nem halben Jahr gewöhnt war....irgendwie fühlte ich mich auf einmal sehr wohl in meinen Zivilklamotten und dachte nur so bei mir, ha..se nehmen sich nichts, hier wie drüben...alles schön preussisch...
...der Kaffee und Kuchen wurde in einem weiterem Zimmer serviert, der vollhing mit Wimpeln, Fahnen und anderer Militaria aus der DDR...der Kommandant sagte stolz.....alles Beutestücke und zwinkerte mit dem Auge, ich musste lachen und wir setzten uns und ich begann ihm zu erzählen wo ich herkam und was ich gemacht haben in den NVA, auch meine Geschichte mit der Stasibegegnung und so weiter....ab und an hatte er Fragen, die ich ihm bereitwillig beantwortet habe, ich machte sogar Skizzen von der technischen Zone in Rövershagen und versuchte mich an technische Daten zu den einzelnen Stationen da zu erinnern....
....als der Kommandant dann zufrieden schien, hat er sich bedankt und gefragt, ob ich noch Fragen hatte....ja die hatte ich....und zwar ob ich jemals noch einmal Soldat sein müsste...er meinte, nee, du hast 6 Monate im Ausland gedient, 3 Monate würden schon reichen in einer fremden Armee um nicht mehr als Bundeswehrsoldat gezogen zu werden...vielleicht als Reservist, aber da wäre die Wahrscheinlichkeit doch sehr gering, da ich halt bei der Gegenseite war...und ich so keine Erfahrungen habe in der Bundeswehr....
....zweite Frage war, ob sich nun Leute vom Verfassungsschutz oder so noch bei mir melden würden...er könne es nich auschliessen aber so geheim war meine Arbeit wohl nich, so das ich da wohl auch kaum was zu befürchten hätte.....und ja, bis heute hat sich niemand mehr bei mir gemeldet....der kalte Krieg war für mich also damit zu Ende.....
...ein Bus brachte mich zum Hauptbahnhof von Lüneburg, dann gings mit der Bahn über Hannover, Bielefeld, Dortmund, Hagen nach Lüdenscheid....ich bekam meine ersten flüchtigen Eindrücke von wild lebenden Bundesbürgern aller Couleur....
....hahahaha, aufm Bahnhof von Lüdenscheid/Brügge angekommen wusste ich erst nich wo ich hinmusste...ich hab halt jemand gefragt, der an der Ecke stand und fleissig Bier am trinken war....war wohl der diensthabende Penner dacht ich so, der kennt sich hier bestimmt aus....hallo sie, wissen sie zufällig wo hier die Parkstrasse is....er so....sach ma, wir sind hier nich in Düsseldorf he, dat is Brügge....ich so...aber hier muss es so'ne Strasse geben....irgendwann traf ich aber jemand anderes, der et dann doch wusste....nun dat richtige Haus suchen.....und ich fand es...mit schlotternden Knien lief ich zur Tür und klingelte...es dauerte eine Weile und meine Tante öffnete....was machst du denn hier, du bist doch bei der Armee...ich so, naja, jetz nich mehr, jetz werd ich wohl gesucht und muss halt hier im Westen bleiben....nagut komm erstmal rein...es gab was zu essen und ich musste alles erzählen....mein Onkel knallte ab und an solche Phrasen dazwischen von 45 würdeste dafür erschossen worden sein und so....aber naja, et war ja nun nich mehr 45 sagte ich dadrauf....ich konnte immer gut kontern auf sowas....
....ich zog in das Dachfirstzimmer ein, ein schmales Gästezimmer ganz oben...Pläne wurden geschmiedet für meine Eingliederung, Arbeit, Anmeldung, Konto eröffnen usw...meine Tante und mein Onkel kann ich dafür echt dankbar sein....keine 14 Tage später war ich voll intergriert, hatte gutbezahlte Arbeit als Maschineneinrichter in einer Spritzgussfirma, half meine Tante und Onkel wo ich konnte, arbeitete schonmal schwarz bei Familien von meinen türkischen Arbeitkollegen, die wegen mir keinen teuren Elektriker holen mussten und so...nach ner Weile kristallisierte sich heraus, das der Chef der Firma mit mir und meinem Wissen in Steuerungs und Regeltechnik super zufrieden war, er somit auch nie wieder einen Service rufen musste wenn mal was nich richtig funktionierte und schickte mich auf ne Schulung des Spritzgeräteherstellers nach Radevormwald....später offenbarte er mir, das der Meister in der Firma ja nun schon ziemlich alt ist und in Zukunft ein neuer her musste und das er mich wohl, wenn ich mich weiter so gut beweise, in zwei Jahren zur Meisterschule anmelden will.....meine Karriere stand vor der Tür.....kuhl dachte ich....ein super Start....mein Onkel und meine Tante waren sehr stolz auf mich, mein Vater auch, der das dann später auch bei einer Betriebsführung durch mein Chef erfahren hat....
....es kam dann aber etwas anders....aber dazu im näxten Teil....nur vorweg schonmal....ich bereue nichts und ich hatte ne wilde, erlebnisreiche, stürmische und exessieve und vor allem schöne Zeit gehabt und bin ein wenig stolz darauf diese 1000 verschiedenen Erfahrungen gesammelt zu haben....aussergewöhnliche allemal....
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel)
