Dr. 213 hat geschrieben: Ich gehe also in den Intershop und kaufe mir eine Dose Coca- Cola und dazu noch zwei Marsriegel.
Das Wechselgeld wird auf volle DM Beträge ausbezahlt und die Pfennigbeträge in Kaugummikugeln zurückgegeben.
Diesen Trick hatte sich die klamme DDR ausgedacht, um auch noch die letzten West- Groschen Wechselgeld günstig einzubehalten.
Dr. 213 hat geschrieben:Ich hörte auch von einer Geschichte, wo 2 von einem Berliner Dach aus starten wollten.
Die beiden wurden aber noch vor dem Start einkassiert wenn ich es recht erinnere.
az: Da werde ich dich vielleicht noch überaschen. Kennste den Schlager "Ein Schiff wird kommen" ?
vorläufige Festnahme 14.8.1985 gegen 9 Uhr
Mir gelingt es noch einen kleinen Stapel Geldscheine zu greifen und in meiner Unterhose zu schieben.
Unter einem Vorwand gehe ich auf's Klo. Dort wandert das Geld hübsch verteilt in meinen beiden Socken.
Mehr kann ich im Moment nicht tun. Dann geht es auch schon los. Es ist ein Zweitürer.
Ich muß über den zurück geklappten Beifahrersitz nach hinten einsteigen.
An Flucht ist nicht zu denken. Als wenn er Gedanken lesen konnte mahnte der Bulle mich,
lieber nicht abzuhauen. Er selbst wäre auch gut zu Fuß und würde mich sofort wieder einfangen.
Dann geht die Fahrt auch schon los. Anhand der Fahrstrecke merke ich, daß die Fahrt genau in Richtung
Stasi Zentrale geht. Kurz davor biegt der Wagen jedoch in der August- Bebel Straße auf einen kleinen Hinterhof.
Wir steigen aus. Es ist zu meinem erstaunen jedoch nicht die Stasizentrale.
Die befindet sich noch ein Stück weiter weg. Ich kenne diese Gegend wie meine Westentasche.
Es muß unmittelbar in der Nähe zur Tanzschule Niemeyer und dem Schifffahrtsmuseum am Steintor sein.
Das Dienstgebäude ist recht unscheinbar und nicht sofort als Dienststelle zu erkennen.
Auf dem Hof gibt es einen Flachbau. Dort laufen Männer in Zivil herum. Auch ganz Junge Kerle.
Sie tragen Anzug und Krawatte. Das sollte wahrscheinlich Eindruck machen,
wirkte aber bei diesen noch recht jungen Bübchen etwas komisch. Im Hof standen nur zivile Fahrzeuge herum.
Genaues wird mir nicht vorgeworfen. Dauernd fragen die mich, ob ich mal in einem Wohnwagen war.
Offenbar war denen die Größenordnung ihres Fanges noch nicht wirklich bewußt, stelle ich innerlich
leicht amüsiert fest. Besser so, wenn meine Fluchtvorbereitungen noch nicht erkannt worden sind.
Am liebsten würde ich nun mein verstecktes Geldbündel aus der Socke holen und es ihnen lässig
mit einem breitem Grinsen vor ihnen auf den Schreibtisch feuern.
Dieser Gedanke sorgte innerlich bei mir für Heiterkeit und verstärkte in mir das Gefühl von
zumindest partieller Überlegenheit. Ernsthaft betrachtet saß ich jedoch ganz schön in der Patsche.
Andere wären in dieser Situation schon völlig zusammen gebrochen.
Vom Verstand verlassen, die Hände wie gelähmt, dem Schiksal sich ohne Gegenwehr ergebend.
Dabei war noch nicht einmal viel passiert. Die Art Verhör, wie man sie aus Krimis im Fernsehen kennt,
hatte man sich offenbar für später aufgehoben.
Man wollte sich wohl die Atmosphäre nicht durch zu viel Druck vermasseln.
Mein Fahrer bleibt noch einige Minuten und flüstert dabei geheimnisvoll mit dem deutlich
älteren Ober- Krawattenträger. Er muß hier der Chef sein. Denn auch die jungen Spunde, die mit den
viel zu großen Krawatten, so als würde hier gleich eine Konfirmationsfeier für die jungen Burschen beginnen,
sprachen ihn immer unterwürfigst mit „Genosse Oberleutnant“ an.
Oder sagten Oberstleutnant zu ihm ? So genau weiß ich es heute nicht mehr.
Ich muß auf einem alten schäbigen Hocker ohne Rückenlehne Platz nehmen.
Auf der Sitzfläche liegt ein dünner Putzlappen.
Ich wunderte mich noch über diesen komischen alten Lappen.
Irgendwie paßte der da überhaupt nicht dort hin.
Mit heutigem Wissen kann man sagen das mit diesem Lappen sicher eine Geruchsprobe erstellt worden ist.
Ich bin bei einer ganz speziellen Dienststelle gelandet, die erst später nach der Wende als K1 bekannt wurde.
Ich erhalte Zettel und Bleistift und soll einfach aufschreiben was ich alles getan habe.
Nach einiger Zeit herrscht Aufbruchstimmung unter den Krawattenträgern.
Ich werde in eine große Sammelzelle im Hauptgebäude an der Straße geführt. Ich bin dort ganz alleine.
Ab und zu kommt ein Uniformierter und schaut kurz in den Raum.
Nach einiger Zeit werde ich wieder in die Baracke in das Vernehmerzimmer geführt.
Zweite Vernehmung
Ich erhalte wieder Stift und Zettel zum Aufschreiben meiner „Taten“.
Der Chefvernehmer giert nach meinem Geschreibe auf dem Zettel und merkt wohl das ich abgelenkt bin.
Ich beginne kaum noch zu schreiben und gebe so dem Vernehmer zu verstehen,
daß ich wohl zu aufgeregt und abgelenkt zum Schreiben bin und bräuchte daher
noch ein wenig Ruhe und Abgeschiedenheit.
Das ich dabei wieder zurück in die Große Zelle im Hauptgebäude will erwähne ich dabei aber nicht offen.
Der Chefvernehmer sieht endlich ein, daß ich in der Sammelzelle von vorhin viel
schreibfreudiger gewesen war. Unt tatsächlich passiert das unglaubliche.
Wie vorausgedacht führt man mich nun tatsächlich über den Hof
zurück in die große Sammelzelle des Hauptgebäudes, und nicht etwa in die benachtbarte Zelle
wo die Tür offen stand und darin ein Menschen- Vogelkäfig in der größe einer Telefonzelle zu sehen war.
Hinter mir schließt sich die Tür. Ich muß hier so schnell wie möglich entkommen denn ich weiß nicht,
ob mir dieses Kunststück der Manipulation noch einmal gelingt.
Dr. 213 hat geschrieben:
Ich pers. war es gewesen, der sich da ein UFS600 unter den Nagel gerissen hat. Auf gut DDR- Deutsch "entwendet".
Mein getuntes UFT721 hatten'se auch schon auf dem Tisch zu liegen.
Das ich noch viel größeres an Funktechnik in der Mache hatte, wußten die aber zum Glück noch nicht.
Der Chef, der übrigens fast genauso ausschaut wie der Opa auf dem Shoppingkanal, der immer die Bratfannen
anbiedert, der war bestimmt kein Anfänger. Mitte 50 wird er gewesen sein.
Du wirst noch über einige Unglaublichkeiten stolpern.
augenzeuge hat geschrieben:Mal ne Zwischenfrage an Karnak. War es schon eine vorläufige Festnahme oder nannte sich das anders, wenn man dich wegen kriminellen Verdachtsgründen aus einer Verkehrskontrolle rausholte und dich zwang, die Uniformierten zu einem Verhör auf das VPKA zu begleiten, wo man auch deine Taschen, Auto durchwühlte, dich aber selbst unangetastet lies?
AZ
tom-jericho hat geschrieben:Dr. 123,
du sag mal!
Das könnte aber auch ein interessantes neues Drehbuch für Polizeiruf 110 aus Rostock mit unserem Charly Hübner aus Neustrelitz sein, oder???
tom-jericho hat geschrieben:Den Weg Deiner Flucht brauche ich auf meinen alten Karten gar nicht nachvollziehen, den kenne ich auch so.
Nicht das Du jetzt gerade mit Martin Semmelrogge zusammen in Drei Bergen wohnst, und darüber berichtest!
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