Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon steffen52 » 8. September 2020, 19:34

Es gibt noch einige Dinger zu erzählen(schreiben). Zum Beispiel: Da ich auch Hundefutter an die GK ausliefern musste, hatte dazu einen Hänger der mit Alu ausgeschlagen war. Mein Begleiter( Beifahrer) ist da kein Uffz. gewesen sondern ein
Zivilangestellter( ehemaliger Grenzpolizist), ein Schlitzohr vorm Herrn. Wir haben das Hundefutter von der Abdeckerei geholt und sind dann in die uns vorgegebenen Grenzkompanien gefahren. Als ich das erste mal das mit ihm
gemacht habe, sagte er bei der Einfahrt in den ersten Grenzdorf ich soll anhalten und hupen, wusste ja nicht warum, da kam der ABV( die da eigentlich alle einen Hund hatten) und der Zivilangestellte ging zum Hänger, er
nahm ein paar Brocken Fleisch raus und gab es dem ABV. So passierte es öfters. Als Dank bekam er und ich natürlich auch, wenn im Ort Schlachtfest war, ein paar schöne Päckchen mit Wurst. Natürlich zur Freude meiner
Zimmerkameraden. Brachte noch frisches Brot mit und geistige Getränke, da wurde auf der Bude schön geschlemmt! Beim nächsten Mal wusste ich ja Bescheid und habe auch ohne seiner Ansage angehalten!
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Bahndamm 68 » 8. September 2020, 21:18

steffen52 hat geschrieben:... gab es dem ABV. So passierte es öfters. Als Dank bekam er und ich natürlich auch, wenn im Ort Schlachtfest war, ein paar schöne Päckchen mit Wurst. Natürlich zur Freude meiner
Zimmerkameraden. Brachte noch frisches Brot mit und geistige Getränke, da wurde auf der Bude schön geschlemmt! Beim nächsten Mal wusste ich ja Bescheid und habe auch ohne seiner Ansage angehalten!
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Dieses Phänomen „gibst du mir was, gebe ich dir was“, traf ja bekanntlich auf die gesamte DDR zu. Es war die sogenannte „Bück dich Ware“ oder „Untertischware“.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Edelknabe » 9. September 2020, 07:24

steffen mit dem hier:

" Wir haben das Hundefutter von der Abdeckerei geholt ....."Textauszug ende

Du verwechselst da bestimmt den Schlachthof mit der Abdeckerei. Nannte man das Zeugs nicht Freibankfleisch?

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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon OaZ » 9. September 2020, 08:37

Bahndamm 68 hat geschrieben: ... „Bück dich Ware“ ...


Manchmal sorgen Rechtschreibfehler für echte Erheiterung [flash] ... Was passierte eigentlich, wenn sich die Ware nicht bückte?
Oder meintest du "Bücktischware"?

... ok. Zurück zum Thema.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Volker Zottmann » 9. September 2020, 09:08

Der Harzer war da schlichter.
Weder dich noch tisch kam dazwischen. Es hieß schlichtweg Bückware.

Gruß Volker
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon steffen52 » 10. September 2020, 19:41

Eines Tages stand der Pfarrer, von der Kirche welche gegenüber des GR-3 ist, vor den Posten am Eingang zum GR und fragte ob er den Herrn Oberst sprechen könnte. Der holte den OvD. Um es abzukürzen,
sein Anliegen war ob es nicht möglich wäre die Apostel von den Emporen vor der Kirche runder zu holen, sie sollten zur Restaurierung. Der Regimenter Oberst O. sagte natürlich zu und wir( der KFZ-Zug) holten
die Figuren mit dem G5-Kran herunter. Also ich und unserer Truppe stand nur dabei, den Rest hat der Kranführer gemacht. Der Pfarrer hat sich natürlich mit einen Gebet für unsere Truppe bedankt.
Das ist aber so bekannt gewesen, das es sogar den Polit 1984 ( Rainmen oder so) noch erzählt wurde!
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Volker Zottmann » 10. September 2020, 21:55

Besonders die katholischen Pfarrer sollen sich ja öfters Einen runder holen, hab ich heute gerade im Eichsfeld vernommen. [laugh]

Gruß Volker
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon steffen52 » 11. September 2020, 09:17

Volker Zottmann hat geschrieben:Besonders die katholischen Pfarrer sollen sich ja öfters Einen runder holen, hab ich heute gerade im Eichsfeld vernommen. [laugh]

Gruß Volker

Gut gebrüllt Löwe, mehr aber auch nicht!!! [peinlich]
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon zoll » 11. September 2020, 10:02

steffen52 hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:Besonders die katholischen Pfarrer sollen sich ja öfters Einen runder holen, hab ich heute gerade im Eichsfeld vernommen. [laugh]

Gruß Volker

Gut gebrüllt Löwe, mehr aber auch nicht!!! [peinlich]
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Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon steffen52 » 11. September 2020, 22:54

Nun einmal was zu der EK-Bewegung zu meiner Zeit. Als ich als Frischling( Pisser) in das Regiment gekommen bin, hat mir der EK ( Gefreiter, Stubenältester) meiner Unterkunft mir klar gemacht was wir Neulinge zu tun und zu lassen haben.
Wir mussten die Klos , Waschräume und Stuben putzen, mussten sie als Frischlinge auch sagte er mir und wenn wir in ein anders Diensthalbjahr kommen nicht mehr, dann müssen es die Neuen machen. Okay habe wir Neuen gemacht und
sind da nicht mit den EKs in Schwierigkeiten gekommen. Es wurde im Sommer mal die Öfen geheizt, mussten die Wattejacken anziehen und halt schwitzen wie eine Sau. Im Winter wurden die Fenster aufgerissen und wir lagen nur
in Unterhosen ohne Bettzeug in den Betten, die EKs hatten ihre Winterdienstausrüstung an. Das ist natürlich vorbei gewesen als ich dann Zwischenpisser( zweites Diensthalbjahr) gewesen bin. Mussten zwar noch etwas mehr machen
als die EKs, durften dann wenigstens im Kinoraum in der zweiten Reihe sitzen und mussten nicht mehr den EKs ihre Bandmaß schneiden, ist immer 18 Uhr gewesen. Hatten mal einen Neuling, ich war Zwischenpisser zweites Diensthalbjahr,
der wollte sich absolut nicht an diese Regel halten( ein Kerl von einen Baum, war Fahrer beim Forst). Die Gefreiten( EKs) haben gesagt okay dann halt nicht. Aber der Tag ist gekommen wo er sich kleinlaut fügen musste. Er fuhr einen
Tankwagen(G5). Er schaute immer links in seinen Spiegel beim einfahren in die Kfz-Halle und das klappte immer. Aber die Gefreiten, welche er ja nun vor dem Kopf gestoßen hatte und sich nicht an die Regel gehalten hatte,
waren vor Ort, er hat sie nicht gesehen, haben die eine Seite des Tores zugemacht und es machte bum, das Tor natürlich kaputt. Er hatte seine Familie für das Wochenende bestellt und er halt Ausgang! Das wäre natürlich ins
Wasser gefallen wäre es an gewissen Stellen angekommen. So kam er zu uns und fragte was man tun kann, die Gefreiten haben ihn gesagt , halte dich an die von uns vorgegebenen Regel und wir helfen. Er gab kleinlaut nach und
wir haben ohne großen Aufwand das Tor wieder gerichtet! So wurde aus einen Baum von einen Kerl ein Kamerad der sich auch anpasste an die EK-Regel.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Volker Zottmann » 12. September 2020, 09:28

Und wieder mal:
In Neiden war alles anders!
Wir hatten keine EK-Bewegung! Einfach undenkbar, dass wir einem alteren Gefreiten gehorcht hätten. Es gab somit auch keine abartigen Erniedrigungen der Neuen, der Spritzer. Als Vieze hast Du genauso das Klo geputzt wie als EK fünf Tage vor der Entlassung.
Der Grund war, dass es nur im V-und im I-Zug vereinzelte EKs gab, als wir einzogen. In sämtliche Baukompanien wurden zu 100%
am 4. Mai 1970 das Arbeissklavenvolk gewechselt. Nur unsere Gruppenführer, sieben an der Zahl, waren altgedient oder schruppten ihr letztes Diensthalbjahr.
Uns hat nie Jemand in Spinde gesperrt, nie als Schildkröte auf die Flurreise geschickt. Das fand ich prima. Der teils mehr als perverse EK-Kult wurde nur einmal im I-und V-Zug versucht, als die mit uns Eingezogenen selbst EKs wurden. Damals gab es angedroht welche zwischen die Hörner und der Spuk dort war für die wenigen Neuen vorbei.
Dieser Massenwechsel war bestimmt das Beste in Neiden, weil dadurch sinnlose Quälerei neuer Soldaten nie stattfand.

Gruß Volker
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon zoll » 12. September 2020, 10:29

Von einigen Nutzern höre ich oft das Wort "Kameraden". Damit verbindet sich für mich das Gefühl von Kameradschaft, also ein zusammenhalten in allen Lagen. Kameradschaft beinhaltet auch das Eintreten des Stärkeren für den Schwachen. Bildhaft, dem unsportlichen Kameraden über die Eskaladierwand helfen.
Was man immer wieder liest über diese sog. EK Bewegung ist aber genau das Gegenteil von dieser vielbeschworenen Kameradschaft.
Das hat etwas mit Ausbeutung zu tun. Man kann es auch Sklavenhaltung nennen. Der in der Truppe von den Offizieren und der politischen Führung verbreitete Glaube vom Sozialismus und Menschlichkeit steht diesem Verhalten aber total entgegen. Deshalb erhebt sich auch die Frage, wieso wurde das nicht bekämpft.
Manche AGT sprechen auch über den Polit so, als wäre dieser ein sozial verständlicher Mensch gewesen. Wo bleibt da das Verständnis?
Vielleicht spielt auch der Satz eine wichtige Rolle "Von der Sowjetunion lernen heißt Siegen lernen".
Aus damaligen sowjetischen Einheiten sind solche und ähnliche Missstände hinlänglich bekannt geworden. Nachmachen ist immer leichter als gegen steuern.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon OaZ » 12. September 2020, 10:35

@Zoll

Du hast sicher recht. Das Thema EK-Bewegung (ich persönlich kann weitestgehend nur von der Grenze reden, mein Schwager war in Marienberg als Mot.-Schütze) wurde einfach von Verantwortlichen (ab KC) weitestgehend verdrängt. Es gab kaum jemanden, der dort aufbegehrte. Nicht zuletzt brachten die EK eine gewisse Disziplin und Hierarchie (eigene natürlich) in die Einheiten. Das nutzten manche aus, auf allen Ebenen.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Dr. 213 » 12. September 2020, 10:57

Diese EK- Bewegung, schon die Bezeichnung erzeugt Würgereiz bei mir als außenstehenden Betrachter,
passt nicht zu dem Weltbild und der Erziehung in den Schulen der DDR.

Und daran sieht man auch, daß dieses ganze Jungpionier- und FDJ Gehabe nur mitgemacht aber nie verinnerlicht wurde.
Nicht bei allen natürlich. Es gab schon in der Schule den Typ Gruppenratsvorsitzender, die NVA- Bwerberkollektive und
natürlich jede Menge Mitläufer die sich darum gerissen haben, am Wandertag die braune Sanitasche oder den Wimpel zu tragen.

Ich bin froh, daß dieser Kelch damals an mir vorbeigegangen ist.

Herzlichst
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon OaZ » 12. September 2020, 11:06

Dr. 213 hat geschrieben: ... natürlich jede Menge Mitläufer die sich darum gerissen haben, am Wandertag die braune Sanitasche oder den Wimpel zu tragen ...

Herzlichst
Dr. 213


Hier muss ich widersprechen. Genau diese beiden Stücke waren es, die NIE jemand tragen wollte. Später -zum 1. Mai- kamen noch die Fahnen dazu (Arbeiter-, DDR-, FDJ- und noch andere, die mir gerade nicht einfallen) ... die wollte auch nie jemand tragen.

In Diktaturen gibt es immer Mitläufer. In Demokratien übrigens auch. Die machen in jeder Diktatur den größten Teil der Bevölkerung aus.
Am überzeugtesten scheinen die Menschen wohl noch in Monarchien zu sein. Ich hatte da kleinere Erlebnisse in Dänemark, England, Thailand und Kambodscha ... allerdings schweift das jetzt vom Thema ab.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Bahndamm 68 » 12. September 2020, 17:40

Dr. 213 hat geschrieben:Diese EK- Bewegung, schon die Bezeichnung erzeugt Würgereiz
Herzlichst
Dr. 213

Hier war das Schlagwort EK-Bewegung.
Ich glaube da passt auch dieses Bildchen dazu. Aufgenommen Ende Oktober- Mitte November 1967. Am Postenplatz meines späteren Fluchtpunktes, aber vor der Begegnung mit dem Bundesdeutschen Zolls, sprich User Zoll.
NVA-13-Entlassungskandidatenzeichen.jpg
In der Nachmittagsschicht auf einem Regenmantel die Patronen aus dem Magazin auf der eine Flasche Weinbrand-Verschnitt präsent liegt. Ob noch gefüllt oder bereits leer kann ich heute nicht mehr sagen. An Hand vom Flaschenkopf ist schon eine Menge ausgetrunken
Die beiden Kalaschnikows liegen griffbereit - und Schuss parat, über den ER-Zeichen.
Zusätzlich einen Auszug der Beschreibung aus der Fluchtanalyse über den Zustand im Umkreis dieses Postenplatzes. Das konnte selbstverständlich der Bundesdeutsche Zoll nicht erkennen.
1967-07-12-Auszug Postenplatzbeschreibung.jpg
Hinweis: am Tag der Aufnahme des oberen Bildes waren es 3 Gefr. und ein Rota....Die beschriebene Unordnung am Bahndamm ist aber bereits Wochen und Monate vorher entstanden. Nicht das jetzt einer auf die Idee kommt, die bösen Flüchtlinge sind es gewesen. Zum Zeitpunkt der Flucht waren wir beide völlig nüchtern, ich dazu sehr angespannt.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon steffen52 » 12. September 2020, 20:43

OaZ hat geschrieben:@Zoll

Du hast sicher recht. Das Thema EK-Bewegung (ich persönlich kann weitestgehend nur von der Grenze reden, mein Schwager war in Marienberg als Mot.-Schütze) wurde einfach von Verantwortlichen (ab KC) weitestgehend verdrängt. Es gab kaum jemanden, der dort aufbegehrte. Nicht zuletzt brachten die EK eine gewisse Disziplin und Hierarchie (eigene natürlich) in die Einheiten. Das nutzten manche aus, auf allen Ebenen.
Und der Fisch fangt am Kopf zu stinken an ...

Ob der Fisch von Kopf an zu stinken anfing, das ist Deine Ansicht, OaZ. Fakt ist es nun mal so gewesen das es eine Ek-Bewegung gegeben hat. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Wer in einer normalen Einheit der NVA gedient hat,
Ausnahme natürlich der Volker er diente ja auch nicht in einer normalen Einheit, hat es so erlebt. Es ist, schreiben natürlich nur von meinem erlebten, so gewesen. Wer ein Neuling war hatte das zu machen was der Gefreite( EK)
und halt der Zimmerälteste zu sagte hatte ,da war auch der Spieß( Hauptfeld) mit dabei und ließ keine Luft ran. Das waren nun mal ungeschriebene Gesetze und jeder hielt sich daran im( GR-3). Wie es in den GK gewesen ist, okay OaZ das weißt nur Du!!
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon karnak » 13. September 2020, 06:12

Diese "EK Bewegung " war einfach nur zum Kotzen. Neben dem " Delegieren" irgendwelcher Arbeiten und der Einforderung entsprechender Butlerdienste durch die Dienstälteren wurden IMMER irgendwelche Demütigungen außerhalb dieser " praktischen " Forderungen mit eingeflochten die ausschließlich der Bespaßung der " Höhergestellten" dienten. Je Dümmer und primitiver, um so eine kleinere Wurst man außerhalb der Kaserne man war, um so doller trieb man es in aller Regel. Diese ganzen Erklärungen zu einer angeblichen kollektiven Erziehung sind nichts weiter als eine unverschämte Verklärung der Situation.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Olaf Sch. » 13. September 2020, 07:01

@karnak genau so sehe ich das auch.

in unserer GK gab es das auch, hielt sich allerdings in Grenzen, an der Grenze... ich hatte ja durch meine Position als Nachrichtenuffz. keine EK Bewegung. Stube habe ich und der Waffenuffz. z.B. gemeinsam gemacht, er war auch mehr von mir abhängig, als ich von ihm - Urlaubsvertretung... In den Soldatenrängen gab es das schon, Viezschlagen ecc., allerdings so etwas wie Kegeln oder Musikbox kannte man nur vom Hörensagen, denn Fakt ist doch eins: heute erniedrigst du den Jupp und morgen bist mit ihm am Kanten mit 60 Schuss dabei und immer vorneweg ist auch nicht möglich - wenn man das Tor aufschließt zb. oder Meldung über das GMN abgesetzt werden... Es gab eher Postenpaare die sind sehr oft miteinander aufgezogen - das waren dann schon Paare... die kannten sich besser als ihre Ehepartner.

Ach ja die EK Bewegung wurde von der Wehrmacht übernommen und diese wohl sicher vom Kaiserreich.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon karnak » 13. September 2020, 07:10

AkkuGK1 hat geschrieben:denn Fakt ist doch eins: heute erniedrigst du den Jupp und morgen bist mit ihm am Kanten mit 60 Schuss dabei und immer vorneweg ist auch nicht möglich - wenn man das Tor aufschließt zb. oder Meldung über das GMN abgesetzt werden.

Diese These wird natürlich gerne angebracht, NUR welcher der Gemobbten hätte denn wirklich den Mut dazu aufgebracht. Zum Einen kostet das eine gewisse Überwindung und zum Anderen , und im Besonderen, jedem war natürlich klar, dass sowas extreme Ermittlungen auslösen würde und der Rachefeldzug auch arg in die Hose gehen könnte. Also hat man lieber ertragen und gewartet bis man selbst an der Reihe war Andere zu schikanieren, einfach nur ein furchtbarer und abstoßender Teufelskreis.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Olaf Sch. » 13. September 2020, 07:52

karnak hat geschrieben:
AkkuGK1 hat geschrieben:denn Fakt ist doch eins: heute erniedrigst du den Jupp und morgen bist mit ihm am Kanten mit 60 Schuss dabei und immer vorneweg ist auch nicht möglich - wenn man das Tor aufschließt zb. oder Meldung über das GMN abgesetzt werden.

Diese These wird natürlich gerne angebracht, NUR welcher der Gemobbten hätte denn wirklich den Mut dazu aufgebracht. Zum Einen kostet das eine gewisse Überwindung und zum Anderen , und im Besonderen, jedem war natürlich klar, dass sowas extreme Ermittlungen auslösen würde und der Rachefeldzug auch arg in die Hose gehen könnte. Also hat man lieber ertragen und gewartet bis man selbst an der Reihe war Andere zu schikanieren, einfach nur ein furchtbarer und abstoßender Teufelskreis.



der wäre dann aber im Westen gewesen... also wie schon geschrieben, bei den Muckern war die EK Bewegung viel extremer gewesen. Und nicht zu vergessen, die Soldaten die an den Kanten kamen, waren schon im Zweiten Diensthalbjahr.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon karnak » 13. September 2020, 08:11

Na gut, dass mit dem Westen wäre ein Argument, dort hätte man für diese Form des Einsatzes der Schusswaffe schon eher Verständnis gehabt. [flash]
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2020, 09:33

Eure Einlassungen sind ehrlich und genauso haben wir das immer mal gehört. Im Urlaub traf man ja seine gleichaltrigen Freunde, die zur Zeit gerade oft arg gedemütigt wurden. Von all dem Zeugs hatten wir in der Berufsschule und beim Sport schon eher erfahren.
So beschreibt es auch Opernsänger Peter Tannhoff, mit dem ich umfängliche Korrespondenz fürte, in seinem Buch. http://www.peter-tannhoff.de/ Ihm ist bei den Raketentruppen auch das alles nicht erspart geblieben.
All das sind Gründe, viele haben sich erst Jahrzehnte später genau bestätigt, weshalb ich die NVA immer abgelehnt habe. Das Militär generell. Bei mir hat mein vater gründliche Vorarbeit geleistet. Hat mir auch erzählt, was in Frankreich während der Gefangenschaft besonders die Franzosen, sich an Übergiffen gegen Gefangene, geleistet haben.
Insofern hätte meine NVA-Betrachtung auch ein Buch über die "glücklichen Umstände", dass mir dieser Mist erspart blieb, werden können.

Karnaks kritische Sicht auf die EK-Bewegung ist lobenswert, nur verkennt er, dass eben viele der ungebildeteren Offiziere und Vorgesetzten gerade diese Demütigungen für Erziehung hielten und somit mehr als duldeten.

Gruß Volker

PS: Wer sich ein Bild zur NVA machen möchte, sollte nur mal in meinem Link http://www.peter-tannhoff.de/ die Besucherseiten durchlesen. An all den Kommentaren ist zu erkenne, dass es überall die sinnlosen Erniedrigungen gab. Mein Kollege strab bei bernau, auch in einer Raketentruppe. Ursache wurde durch die Stasi bis heute nicht offengelegt.
Volker Zottmann
 

Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon karnak » 13. September 2020, 13:50

Ganz so war das nicht mit einer vermeintlichen Duldung durch Vorgesetzte, es war eher ein Umstand wie in einer JVA , es etabliert und organisiert sich eine Hirarchie gegen die man einfach nicht ankommt da sie immer weiter " vererbt " wird, die gerade Gedemütigten schon zu dem Zeitpunkt ihrer
Demütigung darauf warten endlich zu den Demütigern zu gehören, ein Aufbegehren gegen die Demütigungen wenn man " damit dran ist" die ganze Sache noch weiter ausufern lassen würde bis man " spurt", also lässt man das lieber und erträgt es einfach wenn man klug ist. Es wird irgendwann ein Selbstläufer der notfalls und größtenteils sowieso im Verborgenen vor den Augen der Vorgesetzten ablief, zumindest die richtig fiesen Aktionen. Sicher hat es den Vorgesetzten die Arbeit auch leichter gemacht, aber auch mit besten Willen wären sie nicht in der Lage gewesen dieses System der fortlaufenden Drangsalierung der Wehrpflichtigen untereinander, und das war das Elend an der Sache, zu unterbinden. Dieses üble menschliche Verhalten dürfte sich natürlich noch verstärken durch die Zwangsmaßnahme einer Wehrpflicht.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon steffen52 » 13. September 2020, 14:13

Natürlich hat es keinen Neuling bei der Truppe gefallen sich zum Heinz zumachen vor den EKs, aber es ist nun mal ein ungeschriebenes Gesetz gewesen, so wie ich es erlebt habe wurde es von den meisten Offiziere geduldet.
Hätte man sich nicht daran gehalten hätten die EKs einen das Leben schwer gemacht. Wer wollte das schon! Es kam ja auch die Zeit wo man selbst EK ist und damit ist ja alles wieder im Lot gewesen. Ich hatte damit die wenigsten
Probleme, lag ja auch daran das die EKs in meinen Zug mit davon profitierten, zwecks extra Essen und geistigen Getränken. [wink]
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon karnak » 13. September 2020, 14:26

Was heißt denn schon geduldet, natürlich kann man das Wort so benutzen, man könnte aber auch fragen, was hätten sie denn wirklich dagegen unternehmen können?
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon OaZ » 13. September 2020, 14:58

karnak hat geschrieben: ... Dieses üble menschliche Verhalten dürfte sich natürlich noch verstärken durch die Zwangsmaßnahme einer Wehrpflicht.


Genau so sieht es aus.

Es gab in Andenhausen einen P-3-Fahrer (aus Dessau), der seinen Dienst ordentlich versehen hat. Allerdings wurde er gnadenlos verheizt. Jede (!) Alarmgruppe musste er fahren (d.h. er war z.B. knapp 5 Wochen nicht im Ausgang, flog nachts oft bei Grenzalarm raus, hatte kaum Schlaf).
Zu allem Übel musste er auch oft den KC aus Geisa morgens abholen (oft 1,5 h hin und zurück). Der Fahrer drehte dann mal (aus nicht unverständlichen Gründen, es ging um EK-Bewegung, der Gefr. sah nicht ein, ständig so verheizt zu werden) durch. Der KC zeigte Härte. Er schickte ihn für 7d in den Bau (mit Nachdienen im Regimentsstab).
Keiner wusste, wie man sein Fehlen überbrücken sollte. Es war nahezu unmöglich. In dieser Zeit musste der Schlosser mit in den GD. Mit Auto (er durfte ja im Gegensatz zu den anderen MKF alles fahren). Problem: Er war im 3. DHJ und kein Postenführer. Mit wem sollte er aufziehen? Als Kontrollstreife war es nicht gestattet, den Kontrollstreifen K-6 mit dem Auto abzufahren.
Es ist heute nahezu unmöglich, einem Außenstehenden zu erklären, was dies bedeutete.

Hier geht es um 2 Dinge: einerseits die EK-Bewegung und andererseits der oft unmenschliche Umgang, pures Verheizen von wichtigen Leuten (inbes. Gruppenführer und Kraftfahrer). War an der Grenze Alltag. Ging mir auch oft so.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon steffen52 » 13. September 2020, 15:02

karnak hat geschrieben:Was heißt denn schon geduldet, natürlich kann man das Wort so benutzen, man könnte aber auch fragen, was hätten sie denn wirklich dagegen unternehmen können?

Würde sagen, nicht viel. Viele solcher Dinge spielten sich ja außerhalb der regulären Dienstzeit ab und hätte der Soldat welche angeschwärzt, dann hätte Aussage gegen Aussage gestanden. Solche Petzer kamen
auch nicht gut an beim Spieß (Hauptfeld) oder KC. Für diese Genossen zählten die alteingesessenen Gefreiten, da wussten sie das so weit mit ihnen alles rund lief und wer sich dienstmäßig daneben benahm( von den Neulingen), das richteten dann die EKs. Okay, wurde es übertrieben da kam schon einmal eine Ansage vom Spieß oder auch von den anderen EKs. Aber das habe ich eigentlich nur einmal erlebt und dieser EK war dann auch außen vor.
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon OaZ » 13. September 2020, 15:13

@steffen

Das ist das, was ich (und andere) mit einer durchaus gewollten Hierarchie meine(n). Duldung und Ausnutzung der Situation. "Divide et impera" (Teile und herrsche).
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Re: Grenzregiment-3 ( Florian Geyer) Dermbach

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2020, 16:36

steffen52 hat geschrieben:Natürlich hat es keinen Neuling bei der Truppe gefallen sich zum Heinz zumachen vor den EKs, aber es ist nun mal ein ungeschriebenes Gesetz gewesen, so wie ich es erlebt habe wurde es von den meisten Offiziere geduldet.
Hätte man sich nicht daran gehalten hätten die EKs einen das Leben schwer gemacht. Wer wollte das schon! Es kam ja auch die Zeit wo man selbst EK ist und damit ist ja alles wieder im Lot gewesen. Ich hatte damit die wenigsten
Probleme, lag ja auch daran das die EKs in meinen Zug mit davon profitierten, zwecks extra Essen und geistigen Getränken. [wink]
Gruß steffen52


Was ist Da leicht gewesen bei Dir?
Ich nenne das Freikauf!

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

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