Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Kumpel » 2. September 2020, 17:46

Wieso falsch? Weißt du besser über den Kenntnisstand von OaZ bescheid?
Kumpel
 

Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Volker Zottmann » 2. September 2020, 18:44

Nostalgiker hat geschrieben:OaZ, daran solltest du dich gewöhnen, ein Volker Zottmann hat grundsätzlich nur was gehört, von OibE bis hin zu Marx ......

Und nun schreib weiter deine Tagebuch Erinnerungen und lass dich von so einen Typen der vom Hörensagen zehrt nicht aus dem Konzept bringen ......


Lieber User OaZ, es passte gerade, will aber Deinen Thread auch nicht zerschießen.
Nur soviel, wer nichts hört erfährt auch nichts. Zu diesem OibE habe ich hier im Forum schon sehr ausführlich geschrieben.
Da geht es um Wissen, um Belege, wo er arbeitete, da sind auch Betroffene genannt. Dass mal zu Nostalgikers wahrheitswidrigen Anfeindungen. (Pawlowscher Reflex, er kann einfach nicht anders!)

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 2. September 2020, 19:40

Zicke hat geschrieben:
Und außer @Steffen52 hat nach meinem Kenntnisstand keiner im GR-3 gedient.


Falsch


Na los ... oute dich! [super]
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 2. September 2020, 19:46

Grenzertagebuch 20 B


... Vorher gibts ne Premiere für mich, die jeden Grenzer (sicher nicht nur in Andenhausen) einen Boiler kostet und den ich als einen ... nun sagen wir mal harmlosen "schönen Brauch" empfinde.


Gemeint ist der erste "Gebietsschiss", wie er in Grenzerkreisen genannt wird. Pinkeln zählt nicht, es gilt nur die erste Wurst, die man in den Abschnitt legt.

Meine liegt (inzwischen längst als guter Dünger der Rhönerde zugeführt) in unmittelbarer Nähe der Füst 6.
Papier hat man neben anderen nützlichen Helferchen wie bspw. C-Vitchen (DDR-Bürger wissen Bescheid) stets bei sich, mein Daumen bleibt trocken. Ich fühle mich erleichtert und gehe nach oben, nachdem ich die Tür der Führungsstelle wieder verriegelt habe.

Oben angekommen, erlebe ich die erste Ablösung übers GMN:
"20 (Rufnummer des Kommandeurs im SiA 6), hier 23 (einfacher Grenzposten). Anton Ludwig trifft ein, übergebe Paula Berta Otto Viktor und begebe mich Zeppelin Theodor"
"Bestätigt", erwidert der Feldwebel.

Donnerwetter, denke ich mir und nicke anerkennend. Klasse! Alles richtig gemacht und flüssiger Umgang mit der Postentabelle. Der Posten verdient ein anerkennendes Wort in der Grenzdienstauswertung.
So gefällt mir das. Und offenbar war doch nicht alle Theorie für die Katz.

Denke ich mir so ... Und zum Glück für mich halte ich mich in der GD-Auswertung zurück und lasse den Feldwebel sprechen. Er macht das gut, ich freue mich, dass er Worte des Lobes findet und auch Kritisches anmerkt.

Nur wenige Minuten später gibts für mich die Ernüchterung: Der Posten hat keine codierte Postentabelle verwendet:

"Anton Ludwig" steht für Ablösung
"Paula Berta" ist der Postenbereich
"Otto Viktor" steht für ohne Vorkommnisse
"Zeppelin Theodor" bedeutet, er geht zum Tor.

Ernüchtert gehe ich auf mein Zimmer ...
... doch wieder diese unendliche Spanne zwischen Theorie und Praxis ...

Manches will (und werde) ich ändern ...
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 3. September 2020, 06:32

Kumpel hat geschrieben:Wieso falsch? Weißt du besser über den Kenntnisstand von OaZ bescheid?


Ich bin ja noch nicht lange hier unterwegs und kenne auch keinen (persönlich). Hatte aus den bisherigen Äußerungen lediglich steffen52 dem GR-3 zugeordnet. Andere blieben ja (vorerst) noch in der Deckung. [blush]
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Zicke » 3. September 2020, 09:06

Andere blieben ja (vorerst) noch in der Deckung.


von Zicke » Donnerstag 9. Juli 2020, 12:48

Hallo OaZ

Ich war ca 10 Jahre vor dir in der in Geisa
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon augenzeuge » 3. September 2020, 20:39

Hallo OaZ, hier etwas aus den Tiefen des Forums. Du wirst es verstehen, hoffe ich. Es war ein Spaß meinerseits....Danach musste ich nicht mehr gedient haben. [grin]

Nur für GT-Experten:
Als der Bucklige den 2000er sah, meinte dieser: „Ich glaube ihre Keimschmiede booft.“ Frotzelnd antwortete dieser: „Du Brotfahrer, kommst wohl gerade aus der Glocke? Als Oberschwester oder Gummiohr sollten sie sich etwas zurückhalten. Meine Keimschmiede hat gerade einen Fritz gefangen, als sie einem Willi nachgerannt sind. Und das im Kulperschlamm. Dann kamen ihnen noch die Schmetterlinge entgegen. Aber auch dir konnten dem Willi vorm Streichholz nicht stoppen.“

Der 2000er entgegnete: „Ich werde mir eine bunte Maßnahme einfallen lassen. Im Jumbo durch den 2er. Übrigens, während ihrer Tapi hat ein Bunter seine Mumpeln verloren. Und die hat ein Glatter eingesteckt. Das habe ich dem Raupenschlepper schon gemeldet.“
-„Prasslig und harzig ist er auch noch. Ein Benehmen wie ein Kulper oder Druckbatzen.“


Hoffe, es passt hier hinein.

AZ
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 3. September 2020, 20:47

Ich verstehe nicht übermäßig viel.

So in etwa:
"Heute ist ein Tag, da könnte ich Bäume ausreißen ... also ... kleine Bäume sozusagen ... Sträucher zum Beispiel ... also ... kleine Sträucher ... oder Gras. Gras. Ja ... Gras ist gut!"

Vielleicht kannst du deinen Beitrag ins Verständliche übersetzen.
Es ist nicht so, dass ich GAR NICHTS verstehe.
Aber ich muss einräumen, dass der Gesamtinhalt in dieser Schreibweise zwar nicht ununterhaltsam aber schon relativ anspruchsvoll ist (vor allem für Nichtgrenzer und auch nach 3 Glas Riesling) [angst]
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon augenzeuge » 3. September 2020, 20:53

Ich hab die Übersetzung nicht griffbereit, muss suchen. [angst]

Das hab ich so vor 10 Jahren nach umgangssprachlichen Wörtern von damaligen Grenzern "konstruiert".

Aber wir hatten hier schon Leute, die das alles verstanden haben. Vielleicht kann einer helfen. [denken]

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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 3. September 2020, 21:02

Grenzertagebuch 21


Befehlsempfang zum ersten Grenzdienst als Kommandeur des Sicherungsabschnittes (K-SiA)


Seit knapp einer Woche befinde ich mich in der Grenzkompanie Andenhausen. Ich bin immer noch hoch motiviert (übrigens nahezu meine gesamte Dienstzeit!) und freue mich immer wieder, wenn ich Neues lernen kann.
Die vergangenen Tage waren von Einweisungen während diverser Kontrollstreifen in die Abschnitte 6, 7 (teilweise) und 8 gekennzeichnet.
In der folgenden Frühschicht nun werde ich erstmals als K-SiA tätig sein. Ich bin aufgeregt und auch unsicher.

Um 2 Uhr klingelt der Wecker, sicherheitshalber klopft 2:10 Uhr der UvD an die Tür. Ich bin bereits wach, bedanke mich und schicke ihn wieder weg.
Um 2.30 Uhr ist Befehlsempfang im Zimmer des KC, der als K-GSi (Kommandeur Grenzsicherung; wir haben 1982 noch die Kompaniesicherung) fungiert. Schnell gehe ich in den Waschraum, reinige mich, putze meine Beißerchen und kehre ins Zimmer zurück, um mir die Felddienstuniform (FDU) anzuziehen.
Es ist noch ruhig, die Soldaten werden erst 3 Uhr geweckt.

Gemeinsam mit anderen ZF warte ich vorm KC-Zimmer, bis wir vollzählig sind. Roland als dienstgradhöchster Ltn. klopft, wir treten ein und Roland meldet uns zum Befehlsempfang. Der KC ist leicht mürrisch, Frühschichten sind nicht die seinen, er plant sich selbst vorwiegend in Nachtschichten.

Ich erfahre, dass ich heute erstmals selbst auf der Führungsstelle sitzen werde. Füst 7. Das ist die, die eigtl. ein B-Turm ist, da die neue noch nicht fertig ist.
Aus vorangegangenen Gesprächen mit meinen ZF-Kollegen weiß ich, dass die Abschnitte 6 und 7 eher langweilig sind.
Anders gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass es "Halli-Galli" geben könnte, ist in dieser Frühschicht überaus überschaubar.
Mir solls recht sein, es wird ohnehin aufregend genug, denn alles aber auch wirklich alles wird neu sein und ganz und gar nicht so, wie man es an der OHS gelernt hat.

Ich erfahre meinen mit mir aufziehenden Posten: Uffz. L. (5. DHJ) extrem lauffaul und aus der Stadt der 3 O (Gor-Morg-Stodt) kommend.
Bislang fiel er mir nur aufgrund seiner Körperfülle auf. Man stelle sich den jungen Ottfried Fischer (http://www.bz-berlin.de/multimedia/arch ... 36927k.jpg) vor und weiß in etwa, wie er aussieht.
Ich denke an die Füst 7 und mir wird klar: Das wird eng! ...
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 6. September 2020, 22:26

Grenzertagebuch 21 B

... Ich bekomme die Postentabelle und stutze: 2 Grenzposten stehen mir nebst Kontrollstreife zur Verfügung!
2 Grenzposten!!!
Irritiert drehe ich die Postentabelle, in der Hoffnung, auf der Rückseite weitere Posten zu finden.
Die Sendung "Verstehen Sie Spaß?" bzw. "Versteckte Kamera" kenne ich 1982 noch nicht, ich wäre aber wohl ein lohnendes Motiv gewesen, wenn man im Moment des Befehlsempfanges mein Gesicht gefilmt hätte.

Zum besseren Verständnis: An der OHS verfügte im Training der K-SiA über ca. 8 (!) Grenzposten nebst Kontrollstreife, die insgesamt über mindestens 3 Kfz (!) verfügten.
Und nun die Rhön-Realität: 2 (!) Posten plus KS. Ich verfüge über einen P-3. Ich habe keine Ahnung, wie DIESE Grenzsicherung funktionieren soll, denn der Abschnitt ist ca. 12 km lang, eingerahmt von Seelesberg und Grenzkopf, den beiden höchsten Erhebungen im Verantwortungsbereich des 2. Bataillons.

Wieder einmal wird mir der Unterschied zwischen Theorie und Praxis bewusst.

Der Marschbefehl ist mir noch wie heute im Ohr: Andenhausen - Gerstengrund - Zitters - Kranlucken - Schleid - Motzlar - Einfahrt über Tor 31.
Parole und Torzahl werden genannt, nun kanns losgehen.

3.30 Uhr stehen die Züge angetreten vor ihrem Zimmer und erwarten die Befehle. Die Zusammensetzungen der Posten werden bekanntgegeben, danach beginnt die rege Vorbereitung auf den Grenzdienst.
Frühstück dauert max. 30 min, danach werden die Postentaschen gepackt. Jeder Postenführer hat seine eigenen Thermosflaschen, das Vertrauen zu den GT-eigenen Flaschen tendiert gen Null, sodass jeder PF darauf achtet, dass der Posten beim späteren Reinigen besonders sorgsam auf das Zäpfchen am unteren Teil der Flasche achtet, weil ansonsten die Thermosflasche nur noch eine Flasche wäre, die die Wärme nicht mehr halten kann.
Die Posten packen die Postenverpflegung ein. Diese wird durch die Kücher gestellt, nicht immer trifft sie den Geschmack der in der Natur befindlichen Posten und manch Küchenbulle muss sich harsche Kritik anhören ob der Eintönigkeit der Wurstsorten. Vegetarier wären wohl aus Überzeugung verendet ...
Uffz. L. ist leicht irritiert, als ich ihm befehle, die Postentasche zu packen. Da er sonst ausschließlich der PF ist, hat er diese Tätigkeit wohl vor knapp 2 Jahren letztmals gemacht. da er aber offenbar immer großen Hunger hat, ists letztlich in seinem ureigensten Interesse, sodass er sich seinem Schicksal fügt.

4.30 Uhr pfeift der UvD zum Waffenempfang, es verläuft alles reibungslos und wie ein Uhrwerk. Jeder erhält neben seiner Kalaschnikov auch die 60 Schuss. Beide Magazine werden mit der Öffnung nach unten in die Magazintasche gesteckt, man begibt sich auf den Platz, an dem die Vergatterung stattfindet.

Aber ich muss noch in die Waffenkammer ...
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon augenzeuge » 7. September 2020, 14:56

Frühstück dauert max. 30 min

Ziemlich lange.

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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 9. September 2020, 20:39

Grenzertagebuch 21 C

Ich quittiere noch den Empfang meiner Makarov, die ich unterladen als Zweitwaffe ins Pistolenhalfter unter meine linke Achsel schiebe. Von Anbeginn achte ich darauf, dies nicht vor den Augen der Soldaten zu tun. Es ist zwar kein Geheimnis, dennoch tue ichs nicht vor aller Augen. Als letzter verlasse ich die Waffenkammer.
Ich werde immer mit 2 Waffen aufziehen, auch wenn ich Kontrollstreife laufe.
Von meinen Zugführer-Kollegen bin ich der einzige, der dies konsequent so handhabt, andere machen es davon abhängig, mit wem sie aufziehen bzw. wo sie eingesetzt sind.

Hptm. R. (er stammt aus der Nähe von Wasungen und spricht den hiesigen Dialekt) vergattert die Kompanie, danach erfolgt das Aufsitzen. Es erfolgt routiniert und bedarf keines Eingreifens.

Mein P-3 setzt sich in Bewegung. In ihm fährt man recht komfortabel. Auch für die anderen insassen ist er recht bequem, wenn man das so von einem Militärfahrzeug sagen kann ... in Kürze werde ich zum ersten Mal als Kommandeur-SiA fungieren.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Volker Zottmann » 9. September 2020, 21:59

https://www.youtube.com/watch?v=xGByMFQxkGI

Kundendienst für Neugierige. Gruß Volker
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 10. September 2020, 06:36

@Volker

Passt prima dazu. Danke!

P-3 hieß auch "Eisenschwein". nahezu unverwüstlich und neben dem UAZ das Auto für Kommandeure ab KC aufwärts. Ziemlich hoher Kraftstoffverbrauch. Wimre knapp unter 30l
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Edelknabe » 10. September 2020, 16:43

OaZ mit dem hier:

"Ich werde immer mit 2 Waffen aufziehen, auch wenn ich Kontrollstreife laufe."Textauszug ende

Nur zum verstehen, also Kalaschnikow und Pistole? Und wenn ja, war das nicht üblich, das Offizier immer ne Pistole am Mann hatte? Die sichtbar trug. Ich erinnere mich dementsprechend.

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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 10. September 2020, 18:24

MPi Kalaschnikow (60 Schuss) und Pistole Makarov (6 Schuss). Korrekt.

Es war eigentlich diese Doppelbewaffnung vorgesehen. Sie wurde jedoch -wie ich bereits schrieb- nicht von allen eingehalten. Oft aus Bequemlichkeit, obwohl ich sagen muss, dass mich die Makarov unter meiner linken Achsel nicht störte.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon augenzeuge » 10. September 2020, 18:32

Was wiegt die MPi? Und dann 8h...

Ganz ehrlich, ich versteh die Doppelbewaffnung nicht. Fehlen nur noch ein paar Handgranaten am Gürtel. Für mich alles sehr übertrieben.

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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 10. September 2020, 18:34

Grenzertagebuch 22 A


Der P-3 stoppt vor Tor 31. Ich steige aus, nehme den Grenzmeldenetz-Hörer und stöpsle ihn außerhalb des Abschnittes 7 in die Meldebuchse:

"40?" (Die Füst 5 wurde "01" gerufen, die Füst 6 "20", die Füst 7 "40" und die Füst 8 "60")
"Empfängt"
"Anton Ludwig (steht für Ablösung) hier, passiere Tor 31"

Der K-SiA stellt mir eine lösbare Subtraktionsaufgabe aus der Grundschule (die zu DDR-Zeiten Unterstufe hieß), ich antworte mit der Differenz zur Torzahl und er plärrt: "Bestätigt" ins GMN.

Wir passieren Tor 31 und nähern uns dem Kolonnenweg. Es ist bereits beschriebener Postenpunkt PoP 100, der quasi der wichtigste Punkt des SiA 7 ist, da hier von westlicher Seite die meisten Einweisungen von Touristen stattfinden.
Um diese Uhrzeit (es ist kurz vor 5 Uhr morgens) schlafen natürlich die neugierigen Bundesbürger noch und wir nähern uns, von GZD und BGS unbeachtet, der alten Füst 7, die den PoP 83 bildet (manchmal staune ich selbst noch, dass ich all die PoP behalten habe. Wahrscheinlich liegts an meinem Zahlengedächtnis, denn Telefon- und Autonummern kann ich mir auch merken, ohne dass ich mich dabei anstrengen müsste. Gerade bei Tel.-Nr. ist das nicht immer gut, denn die meiner Verflossenen habe ich -leider- immer gespeichert).

An der Füst angekommen, nehme ich Postentabelle und Kartentasche (künftig werde ich darauf verzichten, jedoch lernte man uns an der OHS, dass die Kartentasche dazu gehört. - Pippifax - in der Praxis kommts auf ganz andere Dinge an!), überlasse die Tasche mit der Postenverpflegung dem stark übergewichtigen Uffz. L. aus dem 5. Diensthalbjahr und orientiere mich. In meinem Rücken der Westen (der hier witzigerweise im geografischen Osten liegt), meine Blickrichtung zeigt nach Apfelbach, das von hier aus gesehen im Westen liegt.
"Verrückte Welt", würde mein Sohn mit einem verschmitzten Lächeln sagen.

Ich klettere die Leiter nach oben. Trotz der spätsommerlichen Temperaturen dieses Septembermorgens kommen mir die Eisenstäbe der nach oben führenden Leiter ziemlich kalt vor. Vielleicht liegts aber auch nur an meiner Aufregung.

Ich lerne einen Oberfeldwebel der 7. GK kennen, der auf den Füst unserer Abschnitte noch eher unfreiwillig für viel Erheiterung sorgen wird. Er war in der vorausgegangenen Nachtschicht hier verantwortlich. Er ist ein herzensguter Mensch, der unter einer extrem ausgeprägten Lese- und Rechtschreibschwäche leidet, was man allerdings im Jahre 1982 in der DDR noch nicht diagnostiziert hatte.
Seine handschriftlichen Eintragungen in die Tätigkeitsbücher des K-SiA werden als "Klassiker" GT-Geschichte im 2. Bataillon schreiben.

Er übergibt mir den Abschnitt und ich melde die Übernahme an den Kommandeur Grenzsicherung im Bataillonsstab (K-GSi). Dieser sitzt in Geisa im Stab in einem speziellen Zimmer.
Ab jetzt bin ICH verantwortlich für alles, was in diesem Abschnitt geschieht. Ich bin 19 und theoretisch dafür ausgebildet.
Andererseits bin ich heute das allererste Mal derjenige, der hier oben Verantwortung übernehmen muss.
Mit jugendlicher Frische und Optimismus stelle ich mich dieser Aufgabe.

Inzwischen ist auch der für seine Gewicht deutlich zu kleine Uffz. oben angekommen. Er schnauft und ist glücklich, sich setzen zu können.
Mit der größten Selbstverständlichkeit greift er zur F 6 und will sich ein Lungenbrötchen zum Frühstück gönnen. Ich untersage ihm das (schließlich bin ich Nichtraucher und die Fenster lassen sich nur schwer öffnen) und erkläre ihm, dass er unten rauchen kann, wenn er das will.
Das jedoch wäre zu viel für den Guten. Schließlich war er froh, dass er seine bei ca. 1,75 m geschätzten 130 kg gerade nach oben gewuchtet hatte.

...
Zuletzt geändert von OaZ am 10. September 2020, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 10. September 2020, 18:35

augenzeuge hat geschrieben:Was wiegt die MPi? Und dann 8h ...

AZ


Um die 3,5 kg
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Edelknabe » 10. September 2020, 18:37

Ja Danke und die Kalaschnikow, wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege wurde im P3 in den dafür vorgesehenen Waffenhalter befestigt.Und blieb auch da über deine Zeit draußen am Kanten. Ich denke so bei mir, die dann unsichtbare Pistole unter der Achsel hattest du dir für so ne Art "Unvorhersehbare Fälle im Grenzdienst" aufgehoben? Korrekt oder?

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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon augenzeuge » 10. September 2020, 18:46

OaZ hat geschrieben:[b]
Ich lerne einen Oberfeldwebel der 7. GK kennen, der auf den Füst unserer Abschnitte noch eher unfreiwillig für viel Erheiterung sorgen wird. Er war in der vorausgegangenen Nachtschicht hier verantwortlich. Er ist ein herzensguter Mensch, der unter einer extrem ausgeprägten Lese- und Rechtschreibschwäche leidet, was man allerdings im Jahre 1982 in der DDR noch nicht diagnostiziert hatte.
Seine handschriftlichen Eintragungen in die Tätigkeitsbücher des K-SiA werden als "Klassiker" GT-Geschichte im 2. Bataillon schreiben.

...


Ich staune.

Schließlich war er froh, dass er seine bei ca. 1,75 m geschätzten 130 kg gerade nach oben gewuchtet hatte.
[flash]

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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 10. September 2020, 18:48

Edelknabe hat geschrieben:Ja Danke und die Kalaschnikow, wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege wurde im P3 in den dafür vorgesehenen Waffenhalter befestigt.Und blieb auch da über deine Zeit draußen am Kanten. Ich denke so bei mir, die dann unsichtbare Pistole unter der Achsel hattest du dir für so ne Art "Unvorhersehbare Fälle im Grenzdienst" aufgehoben? Korrekt oder?

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Im Fahrzeug durfte zu keiner Zeit eine Waffe unbeaufsichtigt bleiben. Auch nicht in der Halterung.

Ja, es war eine Sicherheitsmaßnahme. Ich erinnere mich an eine spätere Situation auf der Füst, als ich nach unten in die Toilette musste, um ein größeres "Geschäft" zu verrichten. Für diese Zeit befahl ich meinen Posten aufs Dach, damit oben nichts manipuliert werden kann. Ich ließ meine MPi oben zurück. Beim Posten.

Das war -theoretisch- gegen die Dienstvorschrift. Andererseits wäre es mehr als komisch gewesen, zum Kacken die MPi mit aufs Klo zu nehmen. Jetzt muss man sich aber vorstellen, dass ich dann von unten kam und mein Posten oben alles mögliche mit meiner Waffe hätte machen können. Zum Beispiel das Schloss ausbauen und mich damit handlungsunfähig machen. Oder seine Waffe auf mich richten, wenn ich die Leiter hoch kam ... deshalb kletterte ich sehr leise den ersten Abschnitt bis zur Mitte hoch und vergewisserte mich, ob er noch oben auf dem Dach der Füst als Beobachtungsposten handelt, indem ich ihn anrief und hörte, woher seine Stimme kam. dann kletterte ich den 2. Abschnitt nach oben.

Ich weiß, dass jetzt einige intervenieren werden ... letztlich wohl auch nicht zu Unrecht. Ich war tatsächlich sehr vorsichtig gegenüber dem 2. Mann, meistens mein Posten, da ich fast immer als Postenführer agierte.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon augenzeuge » 10. September 2020, 18:53

Übrigens, ich habe mir im Harz 1990 so einen Turm von innen angesehen. An Minen dachte ich damals nicht wirklich.
Von der Toilette unten bis ganz hoch. Extrem eng, die Toilette erst...
Und oben war es kalt! Die Flucht genau an dem Ding war sicher nicht verkehrt, dachte ich so. Erstens sehen die mich schwer, und eh die runter kommen....
Schießen war auch nicht einfach.

Wer das lange ausgehalten hat.... [angst]
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Edelknabe » 10. September 2020, 18:58

OaZ mit dem hier:

"Im Fahrzeug durfte zu keiner Zeit eine Waffe unbeaufsichtigt bleiben. Auch nicht in der Halterung."Textauszug ende

Entschuldige, warst du nun Zugführer oder...., denn ich erinnere mich nicht, das irgendein Offizier mit Kalaschnikow da vorne am Kanten herumrannte? Vorschrift hin, Vorschrift her, wenn du mit Fahrer und P3 unterwegs warst kommt das schon bissel komisch rüber.

Rainer Maria

PS: Kalt? Die Türme hatten Bahnheizkörper, mindestens Zwei.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 10. September 2020, 19:14

JEDER Zugführer zog mit Kalaschnikov auf. Immer. Ab Stabsebene war wohl Pistole ausreichend. Darunter nicht.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 10. September 2020, 19:16

[quote="Edelknabe"]OaZ mit dem hier:

"Im Fahrzeug durfte zu keiner Zeit eine Waffe unbeaufsichtigt bleiben. Auch nicht in der Halterung."Textauszug ende

Entschuldige, warst du nun Zugführer oder...., denn ich erinnere mich nicht, das irgendein Offizier mit Kalaschnikow da vorne am Kanten herumrannte? Vorschrift hin, Vorschrift her, wenn du mit Fahrer und P3 unterwegs warst kommt das schon bissel komisch rüber.

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Mit mir zog der (geschrumpfte) Zug auf zum Grenzdienst. Wir waren zu sechst im P-3.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Edelknabe » 11. September 2020, 05:23

Ja gut OaZ, das geht in Ordnung.Wir waren damals grenzunterstützende Einheiten, u.a Pioniere, deswegen kenne ich es nur vom Stab N. her, das Offiziere die Pistole sichtbar am Mann trugen.

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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon zoll » 11. September 2020, 10:32

Ich bin immer wieder erstaunt welches Misstrauen unter den Waffenbrüdern der GT herrschte. OaZ mit dem hier: Waffe sollte immer am Mann sein, Hühnerleiter runter zum Sch....., Hühnerleiter hoch. Nun lässt er aber vorschriftswidrig seine Waffe beim "Kameraden", hat aber letztlich kein Vertrauen zu seinem "Kameraden", weil er sich fürchtet, dieser könnte einen Anschlag auf ihn geplant haben.
Die Erziehung zum Offizier in der NVA dürfte wohl die Zweifelhafteste gewesen sein, von den allgemein üblichen Ausbildungsmethoden. Wie hätte sich diese Erziehung in einem Ernstfall, gemeinsam im Schützengraben oder eingepfercht in einem SPz ausgewirkt. Sicher wie man es aus Bildern und Beschreibungen von sowjetischen Soldaten und Offizieren aus dem 2. WK kennt, der Offizier steht hinter einer Gruppe von Soldaten mit der Pistole/MP im Anschlag und befiehlt Товарищи атаковать врага !!! (Übersetzung für jedermann: Kameraden, zum Angriff auf den Feind)
Es lebe der Sozialismus und die Weltherrschaft der siegreichen Sowjetunion. [laugh]
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 11. September 2020, 15:59

Grenze war etwas Anderes.
Und so richtig verstehen kann das nur, wer selbst dort war.
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