OaZ hat geschrieben:augenzeuge hat geschrieben: ...
Sorry, aber ich finde, dass er keinen Fehler gemacht hat. Er hat eben erkannt, dass man seinen Posten nicht wie einen Hund behandeln muss, der immer vor einem laufen muss.
AZ
Man behandelt seinen Posten deswegen nicht wie einen Hund, wenn man ihn beobachtet/stets im Blick hat.
Und: ja, Roland hat einen Fehler gemacht.
Nicht falsch verstehen, aber manches kann man als Nichtbeteiligter nicht richtig beurteilen.
Ständig bist du täglich mit anderen Soldaten im Dienst gewesen, zwar hauptsächlich aus dem eigenen Zug. Es ist ständig die Kameradschaft, der Zusammenhalt, die Einigkeit gepredigt worden. In Wirklichkeit wollte man die Kameradschaft aber gar nicht haben. In der Sicherung der Grenze schon, aber jegliche Kameradschaft untereinander, ich spekuliere, nicht.
Ich hatte es an anderer Stelle bereits geschrieben. Im Mai hatte mir mein Kamerad mitgeteilt, wenn er die Möglichkeit hat, dann würde er flüchten. Bis 10 Minuten vor dem Fluchtvorgang, es war der 12.Juli hatte er nicht die geringste Vermutung von meinem Vorhaben.
Das war das gewollte Misstrauen an der Grenze, ausgesprochen hat das kein Mensch, kein Offizier. All das geht aus den Stasi-Unterlagen heraus zu lesen. Ich bin bis zu diesem Zeitpunkt mit ihm nicht ein einziges Mal auf Schicht gewesen.
Wo lagen nun die Ursachen dieser oder meiner doppelten Fahnenflucht.
Hauptaugenmerk lag in der Handlungsweise vom Zugführer, einem Oberleutnant. Er hat offenkundig zu wenig zu Papier gebracht, weil er ja viele Dinge selbst im Zug geklärt hat und dies nicht weitergegeben hatte.
In der Fluchtanalyse diese Doppelfahnenflucht gab der Brigadekommandeur, im Rang eines Oberst, später General, den Befehl heraus:
Durch die Kommandeure und Stellvertreter für Politische Arbeit ist energischer an der Erfüllung der gestellten Aufgaben zu arbeiten.
Die Durchsetzung ist straffer zu kontrollieren. Die gesamte Führungstätigkeit ist stärker auf die Verbesserung der Arbeit mit den Menschen, der Herstellung des sozialistischen Verhältnisses auszurichten und eine offensive, wirkungsvolle, politische-ideologische Arbeit zu führen.
Es ist nicht zuzulassen, das Disziplinarverstöße und andere Vorkommnisse bagatellisiert bzw. die Ursachen nicht aufgedeckt werden. Der Wettbewerb ist ehrlich und real zu führen. Handlungen, die die reale Lage verschleiern (besonders das Unterlassen von Meldungen, unreale Bewertung u.a.) sind zu unterlassen und bei Feststellung streng zu ahnen.Es gibt noch weitere Punkte, die ich jetzt nicht unbedingt aufführen möchte, dennoch ein Auszug:
Die Einstufung der einzelnen Armeeangehörigen ist nur der Kp.Chef, Stellvertreter für politische Arbeit, Stellvertreter für Grenzsicherung und den Zugführer für den jeweiligen Zug bekanntzugeben.Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, was dies zu bedeuten hat.
NIX ist mit Vertrauen.
Stellt euch doch die Frage, was es bedeutet: „
Der Wettbewerb ist ehrlich und real zu führen“.
Ja, so war der Sozialismus / Kommunismus und auch da, wo es ihm heute noch gibt.
VG Bahndamm 68