Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 24. August 2020, 16:21

Grenzertagebuch 18 B

... Andreas erklärt mir, dass es ein Igel war. Die verhalten sich als einzige Tiere so wie Menschen, wenn sie Geräusche hören. Sie bleiben stehen, alle anderen Tiere flüchten.

Wir bewegen uns entlang des hinteren Grenzsignalzaunes durch das Sauergehäu, das im bewaldeten Bereich Horbel genannt wird, in Richtung Trennungslinie und wollen den Posten an der Trennungslinie zum 3. Bataillon kontrollieren.
Er hat einen sehr engen Handlungsradius, sodass die Kontrollstreife quasi nur 4 Postenpunkte ansteuern muss, um herauszufinden, wo er sich aufhält.
Posten haben sich i.d.R. aller 60 min bei der Füst zu melden, erhalten dann neue Befehle. Meistens melden sie sich zur vollen oder halben Stunde.
Andreas "zapft" das Grenzmeldenetz mit seinem Hörer an, um mitzuhören, wo der Posten ist.

Auch ich habe einen GMN-Hörer erhalten (wenn ich gewusst hätte, dass es 2020 ebay geben wird und man einen solchen GMN-Hörer für lockere 100 € verkloppen kann, hätte ich mir von unserem Nachrichten-Uffz., der überall nur "Akku" genannt wird, noch einen oder auch mehrere geben lassen), stöpsle ihn in die 2. Buchse der GMN-Säule und höre zum ersten Mal, wie Posten ihre Meldung absetzen. In der Ausbildung lernt man, dass dies verschlüsselt und mit Hilfe einer Postentabelle zu erfolgen hat aber die Praxis sieht in vielen Dingen eben anders aus. Nachts würde eine Taschenlampe auch den eigenen Standort verraten, sodass man einfach abwägen muss, was sinnvoller ist: uncodiert offen oder codiert und dafür quasi mit Standortpreisgabe.

Der Posten handelt vorn am Kolonnenweg am PoP 145. Dies war auch Andreas` Vermutung.
Nun heißt es, vorsichtig am Waldrand lang und auf keinen dürren Ast treten. Bereits in der Ausbildung lernte ich, dass man im Unterholz zuerst mit dem Fußballen und erst später mit der Hacke auftritt. Sieht zwar bisschen schwul aus und ist gewöhnungsbedürftig aber äußerst effektiv für die eigene Sicherung.

Ich laufe vorneweg, Andreas im Abstand von ca. 3-5 m hinter mir. Alles total spannend, genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte, als ich mich für GT gemeldet hatte.

Plötzlich nehme ich den Posten wahr. Beide sitzen sich auf einem kleinen Hügel gegenüber. Schon mal in Ordnung, finde ich.
Andreas befiehlt mir stehenzubleiben. Wir bleiben regungslos stehen, beobachten den in ca. 10 m Entfernung sitzenden Posten eine Weile. Beide Soldaten sprechen eher laut, zumindest hört man ihre Stimmen überdeutlich. Nicht gut!
Wenn es nicht wir sondern ein bewaffneter Grenzverletzer wäre, hätten beide schlechte Chancen. Wir bleiben ca. 5 min stehen, nähern uns dann dem Posten.

Der Anruf kommt: "Halt! Grenzposten, Parole!" Wort und Gegenwort werden ausgetauscht, wir setzen uns zu ihnen. Auch Andreas wird von seinen Soldaten geduzt. Er spielt nicht den Oberlehrer, kritisiert aber dennoch deren Verhalten. Sie nehmen es zur Kenntnis.
Ob sie sich anders verhalten werden, wenn wir weg sind, können wir nicht beurteilen. Wahrscheinlich aber nicht.

Mir gefällt Andreas`Art, von ihm kann ich was lernen.
Wir laufen den Kolonnenweg in Richtung Sauergehäu zurück und nehmen mitten im Sauergehäu den zweiten zu kontrollierenden Posten wahr.
Mit dem Begriff "Gefechtsschlampen" kann auch jeder Nichtgrenzer etwas anfangen, sodass eine weitere Beschreibung von Auftreten und Tarnung hier überflüssig wird.
Er hat gerade den Befehl erhalten, vom PoP 138 zum PoP 143 zu laufen und getreu dem alten Grenzer-Motto "Mit viel Krach und mit viel Licht halten wir die Grenze dicht" läuft er laut redend und weithin sichtbar an der Zigarette ziehend den KW entlang ...
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 24. August 2020, 18:21

Bitte den letzten Beitrag von steffen52 verschieben. Er hat nichts mit dem Thema zu tun.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Kumpel » 25. August 2020, 13:29

OaZ hat geschrieben:
......................... läuft er laut redend und weithin sichtbar an der Zigarette ziehend den KW entlang ...


Ist mir sofort sympatisch der Genosse Soldat.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon ratata » 25. August 2020, 14:34

Ernest hat geschrieben:
OaZ hat geschrieben: Der hat tatsächlich den Grenzabschnitt gezeichnet (Türme, Zaun, Kolonnenweg, markante Geländepunkte). Meistens vom B-Turm aus. Ich denke, er ist sich gar nicht bewusst gewesen, dass man ihm das als Spionage auslegen konnte. Er hat es aus Freude am Zeichnen (alles mit Bleistift) und zur Vertreibung der Langeweile getan.


In meinem letzten Halbjahr (1973) hab ich das auch gemacht...... mit allem Markanten, was wichtig ist. Auf der Rückseite sind dann alle Punkte beschriftet.
Ich wollte es als Erinnerung für später.
Zum anderen hatte ich Einen in meiner Gruppe, der hatte damals eine Penti. Wenn wir beide draußen waren, hat er schön alles fotografiert. Die Vereinbarung war , dass ich später auch Fotos bekomme. Na und an Hand meiner Skizze, hätte ich die Fotos dann genau zuordnen können.

@Ernest , am Allerdurchlass Seggerde fing unser Abschnitt an . Ereigniss , Offizier von Döhren war zur Absprache Grenzsicherung am Durchlass , unser eingesetzter Posten
dort , fragte dem Offizier der dort am Tage eintraf nach der Parole . der wusste die nicht . durfte sich dafür eine Zeitlang ins Gras legen . Wurde sozusagen festgenommen . bis vom Führungspunkt das o.k kam . Der Posten wurde dafür ausgezeichnet .mfg ratata
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon ratata » 25. August 2020, 14:49

Kumpel hat geschrieben:
OaZ hat geschrieben:
......................... läuft er laut redend und weithin sichtbar an der Zigarette ziehend den KW entlang ...


Ist mir sofort sympatisch der Genosse Soldat.


Mal dem OaZ zur Kenntnis . Jeder Posten der draußen am Kanten war hat sich durch sein Verhalten für Fremde bemerkbar gemacht . Ableuchten des Postenplatzes , Krach machen beim Postenplatzwechsel , es war schon eine gewisse Taktik sich als Posten bemerkbar zu machen . Ging die Kontrollstreife nachts raus , wurde am Kompaniescheinwerfer gewackelt , oder der GMN -Melder war angesteckt um den Soldatensender , Freiheitsender zu hören , auch lief der Deutschlandfunk ab und zu .
Keine Kontrolle schlich sich so wie ihr OaZ an den Posten heran , ein kurzes rattern am Ladeschloss , da zuckte jeder . Der Posten hat sich aber später über das Verhalten der Kontrolle beschwert , denn es waren jede Woche irgendwelche Kontrollen vom Regiment in der Kompanie. ratata
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 25. August 2020, 16:17

@ratata

Ich danke dir für deine Aufklärung. Wenn ich dich jetzt nicht gehabt hätte ... hui hui hui ... gut, dass es dich gibt!

Im ernst: So richtig Ahnung scheinst du nicht zu haben. Jeder, der sich so verhalten hat, wie ich es beschrieben habe, hat sich selbst gefährdet (Bsp. Grenzdurchbruch Weinhold).
Dass es Handlungen der Posten gab, mit denen sie ihren Dienst versehen haben (z.B. sog. Scheinhandlungen am Scheinwerfer, bewusstes Auslösen der Signalgeräte, Handleuchtzeichen zünden u.ä.), das musst du mir nicht erklären. Ebenso Handlungen, wo man BEWUSST etwas an einem einsehbaren Ort tat, um kurze Zeit später an einem anderen Ort zu handeln (als Täuschung/Finte sozusagen).
Ein Kompanischeinwerfer, der von der Kompanie aus im Abschnitt sichtbar gewesen wäre ... den würde ich gern mal sehen. Sorry, aber das ist einfach nur Unsinn, was du da schreibst. Und am GMN Radio hören? Vielleicht "Neues aus dem Märchenwald" ...
Keine Ahnung, ob und wo du gedient hast. Aber an der Grenze ging es anders zu.

Natürlich weiß ich, dass es Posten gab, die sich selbst dadurch in Gefahr begeben haben. Die allermeisten hatten Glück. Die anderen findest du u.a. hier: https://www.chronik-der-mauer.de/todesopfer/
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Olaf Sch. » 25. August 2020, 16:23

Licht und Lärm hält Späcker fern!
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Volker Zottmann » 25. August 2020, 16:33

Ich denke mal, des Ratatas Einlassungen stimmen. Denn umso auffälliger und lauter der Grenzer war, desto weiter konnte ein Grenzverletzer einen Bogen schlagen. Er kam im Normalfall also seltener in Bedrängnis.
Bei leisem Verhalten konnten beide zufällig aneinander geraten. Und dann wäre man vielleicht selbst Opfer oder hätte aus Notwehr schießen müssen. Denn ich glaube kaum, dass alle Grenzer gern einen Flüchtling erschossen hätten.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Bahndamm 68 » 25. August 2020, 17:10

@ratata, Na Günter, mit Sicherheit hast Du deine Erfahrung gemacht, die ich in jedem Fall nicht in Abrede bringen möchte.

Durch die Kenntnisnahme bei der Vergatterung war uns bewusst, welche Posten links oder rechts neben dir in einem bestimmten Abstand standen. Es war klar, welche Unteroffiziersstreife oder Offizierstreife unterwegs waren. Wir wussten aber nicht, wer wann und aus welcher Richtung die Streifen kamen. Nun bestand noch der Unterschied in der Tages- und in der Nachtschicht.
Bewusst bemerkbar haben wir uns nicht, bis auf die Raucher. Das auch nachts 4 Personen mal zusammen waren, ist die Seltenheit, aber es gab diese Treffpunkte. Na und am Tag waren Streifen recht selten und da kam es schon vor, dass man sich verabredet hatte und dann die halbe Schicht als Gruppe zusammen war, mit Bier und Weinbrand Verschnitt.

Das die Streifen sich an die Posten herangeschlichen hatten, kann ich so auch nicht verallgemeinern.

Ich war nicht dabei, es geschah in einem kleinen Waldgebiet, so war es lange ein Kompaniegespräch. Überraschenderweise ging der Polit, im Rang eines Leutnants, auf Streife. Über das GMN wurde er über unsere Codier Sprache angemeldet. Das Postenpaar im Haidholz, Grenze vom Abschnitt Hötensleben zu Ohrsleben, verlagerte seinen Postenplatz um ca. 50-70 m in die Richtung der Streife entgegen. Natürlich ohne Geräusche. Der Polit mit seinem Posten, lief nicht auf den vorgegebenen Feldweg, sondern auch zur Tarnung an der Baumgrenze. Normal, ich möchte es trotzdem erwähnen, durfte der Postenplatz nur verlassen werden, mit vorheriger Meldung an den Führungsbunker. Dies hat man aber nicht gemacht. Es war Handlungsbedarf, eventuell Grenzverletzer oder -störer. So am nächsten Tag in der Auswertung innerhalb der Kompanie. Ich habe nicht mehr erlebt, dass der Polit nochmals auf Streife gegangen ist.

Bei einer Distanz von ca. 25-30m kam vom Postenführer der Hinweis, „Halt stehenbleiben, Grenzposten“. Der Polit war sehr erschrocken und rief zurück, „Nicht schießen, ich bin der Politoffizier“. Über Wochen war es das Gespräch in der Kompanie, im Grenzdienst der Lacher.

Ja, so is dat Leben gewesen, ich füge hinzu unser Leben.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon augenzeuge » 25. August 2020, 18:14

, „Nicht schießen, ich bin der Politoffizier“. 

[laugh]
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon pentium » 25. August 2020, 18:37

augenzeuge hat geschrieben:
, „Nicht schießen, ich bin der Politoffizier“. 

[laugh]
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Was ist da jetzt so lustig daran, was soll er Mann sonst sagen, wenn er nun mal der Politoffizier ist?
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Bahndamm 68 » 25. August 2020, 19:27

augenzeuge hat geschrieben:
, „Nicht schießen, ich bin der Politoffizier“. 

[laugh]
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Vielleicht ist es manchmal besser 2,3 Worte zu schreiben gegenüber einem Smiley zu setzen
Ich habe zwar vom Lacher im Grenzdienst geschrieben.
Das Lachen vom Smiley versteh ich nicht.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon pentium » 25. August 2020, 19:35

Bahndamm 68 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
, „Nicht schießen, ich bin der Politoffizier“. 

[laugh]
AZ

Vielleicht ist es manchmal besser 2,3 Worte zu schreiben gegenüber einem Smiley zu setzen
Ich habe zwar vom Lacher im Grenzdienst geschrieben.
Das Lachen vom Smiley versteh ich nicht.


Sagen wir mal so, wir hatten Soldaten, welche auf Wache in dunkler Nacht und mitten im Wald mit durch geladener Waffe ihre Runden gedreht haben. Gut war nicht an der Grenze...aber nur mal so als Gedanke.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 25. August 2020, 19:54

Grenzertagebuch 18 C

... Wir haben uns in einen kleinen Graben neben den Kolonnenweg gelegt, verhalten uns still und warten, was passiert. Ich rechne fest damit, dass der Posten uns sieht und uns anruft.
Er ist noch 15 m entfernt,
10 m entfernt,
5 m, ...
... er muss doch rufen, denke ich mir. Aber nichts passiert. Viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, laufen sie weniger als 2 m an uns vorbei.
Andreas lässt sie noch 5 m laufen und ruft sie laut von hinten an:"Grenzposten - Parole!"
Sie zucken zusammen, ihnen wird klar, dies wärs für sie im Ernstfall gewesen. Nichts um sich selbst herum haben sie wahrgenommen ... wahrnehmen können.

Andreas rüffelt sie. Der Postenführer ist für eine laxe Dienstdurchführung bekannt, er wird sich in der Auswertung herbe Kritik anhören müssen.

Unsere Kontrollstreife wird nun ruhiger, nur noch den Posten im mittleren Bereich sollen wir kontrollieren. Es ist inzwischen schon fast 3 Uhr, es ist eine laue Sommernacht, wenige Sterne sind zu sehen ... dennoch immer noch ziemlich dunkel.
Wir stoppen kurz an der Füst, klopfen und erfahren, dass alles ruhig ist und es keine Vorkommnisse gegeben hat.

Die letzte Postenkontrolle verläuft unspektakulär, kurz vor Schichtschluss lagern wir in Nähe von Tor 39, um zu kontrollieren, wie die Ablösung verläuft.

Trotz der Tatsache, dass hier doppelt so viele Kräfte im Abschnitt sind, ist dies immer die "Achillesferse" während des Grenzdienstes, weil die alten Kräfte schon in Gedanken nicht mehr und die neuen noch nicht bei der Sache sind.
Es gibt einiges zu kritisieren, in der Auswertung und bei der nächsten Befehlsausgabe wirds mit zur Sprache kommen.
Wir verlassen den Abschnitt und ich fühle mich gut. Hab ne Menge gelernt und bin immer noch nicht müde.

Freue mich auf Kommendes.
Grenze ist verdammt spannend!
OaZ
 
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Volker Zottmann » 25. August 2020, 21:04

Bahndamm 68 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
, „Nicht schießen, ich bin der Politoffizier“. 

[laugh]
AZ

Vielleicht ist es manchmal besser 2,3 Worte zu schreiben gegenüber einem Smiley zu setzen
Ich habe zwar vom Lacher im Grenzdienst geschrieben.
Das Lachen vom Smiley versteh ich nicht.


Der Lacher ist gut, denn der Polit hatte offenbar an seiner eigenen Grenze Schiss, wo es doch ein einziger "Friedenswall" war.
Was wenn einer rief "Nicht schießen ich bin Flüchtling!" ??? Flüchtende wurden ja auch oft ohne Vorwarnung umgenietet.
Es war DIE Verbrechergrenze der Ostberliner Machthaber. Das ist da sicher dem Politnik klar geworden.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Volker Zottmann » 25. August 2020, 21:13

OaZ hat geschrieben:Es gibt einiges zu kritisieren, in der Auswertung und bei der nächsten Befehlsausgabe wirds mit zur Sprache kommen.
Wir verlassen den Abschnitt und ich fühle mich gut. Hab ne Menge gelernt und bin immer noch nicht müde.

Freue mich auf Kommendes.
Grenze ist verdammt spannend!


Mir wird da schlecht bei diesen Sätzen, egal wann gedacht und niedergeschrieben!
Ich lese die aufgeführten 67 Namen, die allein an Sachsen-Anhalts Grenze während der 40 DDR-Jahre gemeuchelt wurden. Dazu noch die toten NVA-Soldaten und die Suizide, die keiner wirklich zählte und die kaum einen interessierten. Statistik bisweilen, mehr nicht.

Gruß Volker
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Bahndamm 68 » 25. August 2020, 21:23

Volker Zottmann hat geschrieben:
Bahndamm 68 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
, „Nicht schießen, ich bin der Politoffizier“. 

AZ

Vielleicht ist es manchmal besser 2,3 Worte zu schreiben gegenüber einem Smiley zu setzen
Ich habe zwar vom Lacher im Grenzdienst geschrieben.
Das Lachen vom Smiley versteh ich nicht.

Der Lacher ist gut, denn der Polit hatte offenbar an seiner eigenen Grenze Schiss, wo es doch ein einziger "Friedenswall" war.
Was wenn einer rief "Nicht schießen ich bin Flüchtling!" ??? Flüchtende wurden ja auch oft ohne Vorwarnung umgenietet.
Es war DIE Verbrechergrenze der Ostberliner Machthaber. Das ist da sicher dem Politnik klar geworden.
Gruß Volker

So oft ist der Polit nicht draußen gewesen, aber er war bekannt für seine linke Tour.
Ich kann heute nicht mehr sagen, ob es nun Gefr. Meier oder Lehmann als Postenführer war. Er war in jedem Fall ein EK. Der EK ist irgendwann gegangen, der Polit ist geblieben mit seinen Wissen für die Politschulungen.
Wer die Vergangenheit nicht kennt,
kann die Gegenwart nicht begreifen
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Volker Zottmann » 25. August 2020, 22:02

Schade Hermann, dass Du die linke Ratte nicht bei Deiner Flucht noch an den Zaun binden konntest.
Ich stelle mir das gerade so schön vor.... [grins]

Gruß Volker
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon augenzeuge » 26. August 2020, 07:04

Bahndamm 68 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
, „Nicht schießen, ich bin der Politoffizier“. 

[laugh]
AZ

Vielleicht ist es manchmal besser 2,3 Worte zu schreiben gegenüber einem Smiley zu setzen
Ich habe zwar vom Lacher im Grenzdienst geschrieben.
Das Lachen vom Smiley versteh ich nicht.


Ich lache über diesen Politoffizier, der selbst die einfachsten, selbst mit vermittelten Regeln in der Praxis nicht anwenden konnte, so wie die Kompanie darüber gelacht hat. Verstanden?
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon ratata » 26. August 2020, 08:38

OaZ hat geschrieben:@ratata

Ich danke dir für deine Aufklärung. Wenn ich dich jetzt nicht gehabt hätte ... hui hui hui ... gut, dass es dich gibt!

Im ernst: So richtig Ahnung scheinst du nicht zu haben. Jeder, der sich so verhalten hat, wie ich es beschrieben habe, hat sich selbst gefährdet (Bsp. Grenzdurchbruch Weinhold).
Dass es Handlungen der Posten gab, mit denen sie ihren Dienst versehen haben (z.B. sog. Scheinhandlungen am Scheinwerfer, bewusstes Auslösen der Signalgeräte, Handleuchtzeichen zünden u.ä.), das musst du mir nicht erklären. Ebenso Handlungen, wo man BEWUSST etwas an einem einsehbaren Ort tat, um kurze Zeit später an einem anderen Ort zu handeln (als Täuschung/Finte sozusagen).
Ein Kompanischeinwerfer, der von der Kompanie aus im Abschnitt sichtbar gewesen wäre ... den würde ich gern mal sehen. Sorry, aber das ist einfach nur Unsinn, was du da schreibst. Und am GMN Radio hören? Vielleicht "Neues aus dem Märchenwald" ...
Keine Ahnung, ob und wo du gedient hast. Aber an der Grenze ging es anders zu.

Natürlich weiß ich, dass es Posten gab, die sich selbst dadurch in Gefahr begeben haben. Die allermeisten hatten Glück. Die anderen findest du u.a. hier: https://www.chronik-der-mauer.de/todesopfer/


Man ,man , danke für deine Einschätzung . Aber wer hier keine Ahnung von Dienst an der Grenze hat ???? Deine Märchen hier im Forum handeln nur um Posten draußen am Kanten zu kontrollieren , anzuscheißen . Mehr hattest Du nicht drauf . Selbst im Forum DDR Grenze haben höhere Gestalten von der Stasi akzeptiert ,was wir ehemaligen Grenzsoldaten über unsere Zeit am Kanten schrieben . Hast du noch nie etwas vom DEUTSCHEN SOLDATENSENDER gehört . Der war ein super Sender bis 1972 . Nun fehlt noch in deinen Schilderungen , wie ihr auf euren Parteiversammlungen in der Kompanie , Posten auf Grund ihres Fehlverhaltens schikaniert habt . MfG ratata
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Ernest » 26. August 2020, 10:43

OaZ hat geschrieben:@ratata
Ein Kompanischeinwerfer, der von der Kompanie aus im Abschnitt sichtbar gewesen wäre ... den würde ich gern mal sehen. Sorry, aber das ist einfach nur Unsinn, was du da schreibst.
Und am GMN Radio hören? Vielleicht "Neues aus dem Märchenwald" ...Keine Ahnung, ob und wo du gedient hast. Aber an der Grenze ging es anders zu.



Ich lese was von "Unsinn" und "an der Grenze ging es anders zu". Wie kommst du darauf ???
Wir hatten auf unserem Hundezwinger einen Scheinwerfer, der strahlte in Richtung "Erste Waldecke" und vom Wasserturm aus strahlte ein Scheinwerfer ebenfalls zur "Ersten Waldecke", wo sich dann beide Lichtstrahlen kreuzten. Das war also eine durchgehende Lichtsperre. (siehe Foto)
Diese Lichtsperre konnte man von der Straße Döhren/Weferlingen sehen. Einige hundert Meter weiter war schon die Grenze. Und gerade in dem Wirkungsbereich des Kompaniescheinwerfers wurden eigentlich nie Posten eingesetzt. Also diente es der Abschreckung.
Das war doch eine ganz normale Sache der Grenzsicherung, zumal, wenn sich die Kompanie bereits im Grenzgebiet befand.
Bis Sept. 1972 befand sich Döhren innerhalb des Schutzstreifens. Ortseingang mit Schlagbaum und ständig besetzt. Also begann die Grenzsicherung (mit Scheinwerfer) bereits im Bereich Kompanie.

Na und auch die Sache mit Radio am GMN stimmt. Je nach Wetterlage hörten wir den Deutschlandfunk mal sehr schwach, mal deutlicher und oft genug auch gar nicht. Da gab sogar ein paar Pfiffige, die bauten sich einen Transistor o.ä. in das Gummiohr, um die Signale zu verstärken. Darum wurden sie irgendwann einmal eingesammelt und kontrolliert.
Das alles muss wohl eine Eigenart unserer Freileitungen vom GMN gewesen sein. Ihr werdet später wahrscheinlich Erdleitungen gehabt haben, wo so etwas dann flach fiel. Darum kennst du es nicht.

Ja, und das ist nämlich der Fehler...………...jeder kennt nur seine Zeit, seine Kompanie und die jeweiligen, dort herrschenden Gegebenheiten. Und dann wird das Gegebene hingenommen und es wird verallgemeinert.
Nur so war es eben nicht. Man muss die Zeitschiene beachten und auch die Gegebenheiten in den Kompanien. Was in der einen Kompanie normal war, kann in der anderen schon ganz anders ausgesehen haben.
Darum sollte man nie sagen...."""Ich kenne das nicht, also gab es das auch nicht"""

Du schreibst z.B. abschließend an ratata………….""""Keine Ahnung, ob und wo du gedient hast. Aber an der Grenze ging es anders zu.""""
Ich muss zwar sagen, ich lese deine Beiträge gern, sind gut geschrieben. Aber all deine Eingebungen von damals basieren auf das Schulwissen, was sie euch vorher in der Schule beigebracht hatten.
Das ist alles "Dienst nach Vorschrift". Und aus der Sicht hast du auch damals die "Fehler" der Anderen erkannt und bemängelt.
Nur an der Grenze lief es nun mal anders. Da lief es nicht nach Schulwissen und Dienstvorschrift. Der Alltag an der Grenze war ein ganz anderer. Zumindest nicht immer so, wie es angedacht war. Der eigentliche Grenzdienst war oftmals nur Nebensache und ging in der Routine unter.
Die Mär mit den "ach so gefährlichen Grenzverletzern" war doch nur ein Druckmittel der Obrigkeit, um die Leute bei der Spur zu halten. Das hat doch keiner verinnerlicht....das waren Einzelfälle.
Na und bei der Kontrollstreife, sich an Posten anschleichen, sie aus naher Entfernung erst mal ausspionieren...………….das war bei uns sogar verboten, weil man befürchtete, es könnte da zu ungewollten Zwischenfällen kommen. Da sollte kein Posten hochgezogen oder erschreckt werden, weil das zu unberechenbaren Spontanreaktionen führen konnte.

Aber so hat es eben jeder anders erlebt......da kann man nichts verallgemeinern.

Hier noch das Foto mit den eingezeichneten Scheinwerfern.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Olaf Sch. » 26. August 2020, 11:00

Entspannt euch mal, die Grenze 1970 war eine ganz andere als 1984.

Das hier ein Grenzer dem Anderen hier Unwissen vorgeworfen hat ist allerdings ein Novum OaZ.

Die Wahrscheinlichkeit das ein Weinhold kam, da erschlägt einen doch eher der Blitz beim Scheißen...

Und sicher hat ein Grenzer der jeden Tag am Kanten war, mehr Ahnung als ich, dafür kenne ich mich mit der Technik besser aus, von der Funke bis zum Notstromaggregat. Ach ja und auch wie so n RWA72 funktioniert und wieviel davon in unserer GK zu finden waren.

Allerdings war ich oft genug draußen um mitreden zu können.
Olaf Sch.
 

Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon zoll » 26. August 2020, 11:28

Manche Erzählungen von gedienten Grenzsoldaten erscheinen im heutigen Licht als Räubermärchen.
Heran pirschen, Geräusche vermeiden, Licht vermeiden, sprechen unterlassen! Und dann der Enthusiasmus erzeugt bei mir nur noch Kopfschütteln.

In meiner Dienstzeit an dieser unseligen Grenze war nur eines wichtig - nicht von den Kontrollorganen (Zollkommissar und seinen Vertretern) bei unüblichen Tätigkeiten, wie z. B. Kneipenbesuch, Nickerchen im Büdchen, Verabredung mit der Dorfschönheit und sonstigen Dingen, die mit der Grenzbeobachtung nichts zu tun hatten, erwischen zu lassen. Solche Sachen waren nicht alltäglich, sind aber durchaus vorgekommen.
Noch hinzufügen möchte ich, dass viele Beamte einen treuen und zuverlässigen Freund an ihrer Seite hatten. Meiner hieß "Dulex".
Warum ich das so locker sehe? Ganz einfach, ihr dort drüben hinter dem Zaun, ward die perfekten Wächter über euch selber und eure nach Freiheit dürstenden Mitmenschen.
Wenn etwas bei euch ungewöhnliches geschah wurde es z. B. durch Leuchtspur angezeigt, oder durch Fahrzeugbewegungen oder sonstige nicht gleich erkennbare Aktivitäten.
Wenn es aber um Dinge wie Schleusungen ging, so wurden diese durchgeführt wenn kein Zoll oder BGS im betreffenden Raum gegenwärtig war.
zoll
 

Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Dr. 213 » 26. August 2020, 13:32

Dein Kopfschütteln ist absolut berechtigt.
Weil es eben keine Räubermärchen sind.
Doch doch, die Mehrheit der Grenzer war wohl so drauf und, ich schrieb es unlängst, sie wollten ihren "Friedensdienst"
bestmöglichst ausführen. Normales menschliches Verhalten hat man durch Selektion und Rotlicht verhindert.

Das fängt beim Nichtgrüßen von BGS und Zoll an, und gipfelt im Finger krumm machen um Flüchtlinge zu stoppen.

Darum sind ja hier beschriebene geheime Treffen, die es verbotenerweise selten aber doch gab, so wohltuhend anders.

Herzlichst
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 26. August 2020, 13:59

zoll hat geschrieben:Manche Erzählungen von gedienten Grenzsoldaten erscheinen im heutigen Licht als Räubermärchen.
Heran pirschen, Geräusche vermeiden, Licht vermeiden, sprechen unterlassen! Und dann der Enthusiasmus erzeugt bei mir nur noch Kopfschütteln.
...
Warum ich das so locker sehe? Ganz einfach, ihr dort drüben hinter dem Zaun, ward die perfekten Wächter über euch selber und eure nach Freiheit dürstenden Mitmenschen.
Wenn etwas bei euch ungewöhnliches geschah wurde es z. B. durch Leuchtspur angezeigt, oder durch Fahrzeugbewegungen oder sonstige nicht gleich erkennbare Aktivitäten.
...


Das ist der Unterschied von Grenzüberwachung seitens der Bundesrepublik und Grenzsicherung von DDR-Seite. Ersteres wurde mit polizeilichen Mitteln realisiert, letzteres mit militärischen.
Dass ich das heute alles anders sehe, habe ich in meinen (anderen) Beiträgen mehrfach geschrieben. Was ich hier beschreibe, ist meine Sicht von damals. Natürlich würde ich heute anders handeln. Auch das schrieb ich bereits.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 26. August 2020, 14:00

AkkuGK1 hat geschrieben: ...

Die Wahrscheinlichkeit das ein Weinhold kam, da erschlägt einen doch eher der Blitz beim Scheißen...


Ja, das stimmt. Seinerzeit wurde es von den Oberen geschickt benutzt. Es eignete sich aufgrund der Tragik auch hervorragend.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Olaf Sch. » 26. August 2020, 14:15

Dr. 213 hat geschrieben:Dein Kopfschütteln ist absolut berechtigt.
Weil es eben keine Räubermärchen sind.
Doch doch, die Mehrheit der Grenzer war wohl so drauf und, ich schrieb es unlängst, sie wollten ihren "Friedensdienst"
bestmöglichst ausführen. Normales menschliches Verhalten hat man durch Selektion und Rotlicht verhindert.

Das fängt beim Nichtgrüßen von BGS und Zoll an, und gipfelt im Finger krumm machen um Flüchtlinge zu stoppen.

Darum sind ja hier beschriebene geheime Treffen, die es verbotenerweise selten aber doch gab, so wohltuhend anders.

Herzlichst
Dr.213


Das sehe ich anders, die meisten Grenzer wollten einen Dienst ohne Vorkommnisse. Warum wurden die Westkollegen nicht gegrüßt, weil dies streng bestraft wurde.
Olaf Sch.
 

Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon OaZ » 26. August 2020, 14:58

Dr. 213 hat geschrieben:Dein Kopfschütteln ist absolut berechtigt.
Weil es eben keine Räubermärchen sind.
Doch doch, die Mehrheit der Grenzer war wohl so drauf und, ich schrieb es unlängst, sie wollten ihren "Friedensdienst"
bestmöglichst ausführen. Normales menschliches Verhalten hat man durch Selektion und Rotlicht verhindert.

Das fängt beim Nichtgrüßen von BGS und Zoll an, und gipfelt im Finger krumm machen um Flüchtlinge zu stoppen.

Darum sind ja hier beschriebene geheime Treffen, die es verbotenerweise selten aber doch gab, so wohltuhend anders.

Herzlichst
Dr.213


Viele wollten "nicht anecken" und ihre Dienstzeit ohne Vorkommnisse überstehen.
Dass BGS und Zoll nicht gegrüßt werden durften, ist ohne Frage bereits damals fragwürdig und z.T. unverständlich gewesen. Es war ein Befehl, sie zu ignorieren bzw. deren Gruß nicht zu erwidern. Für diesen (aus heutiger Sicht widersinnigen) Befehl sind andere als Kompaniechef oder Bataillonskommandeur verantwortlich gewesen.

Es ist allerdings ziemlich leicht, aus heutiger Sicht Dinge von damals zu beurteilen (noch dazu wenn man sie nur vom Erzählen kennt). Letzteres beziehe ich nicht zwangsläufig auf @Dr.123 oder andere. Ich meine es allgmein.
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Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Olaf Sch. » 26. August 2020, 15:26

Das wurde als Verbindungsaufnahme gewertet, ein politisches Verbrechen, die Vorstufe zur Fahnenflucht.
Olaf Sch.
 

Re: Grenzertagebuch, Dienstzeit OaZ, GR-3 Dermbach, Rhön

Beitragvon Kumpel » 26. August 2020, 15:36

OaZ hat geschrieben:Dass BGS und Zoll nicht gegrüßt werden durften, ist ohne Frage bereits damals fragwürdig und z.T. unverständlich gewesen.


Das war es keines Falls , es war konsequente Abgrenzung. Eine Normalisierung bis nach unten war absolut unerwünscht.
Irgend wann wäre es zu netten Plaudereien gekommen und der BGS und der Zoll hätten ihre Funktion als Feindbild verlieren können , von den subversiven Gefahren mal ganz abgesehen.
Kumpel
 

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