Fluchthelferin

Fluchthelferin

Beitragvon Interessierter » 17. August 2021, 09:33

Wie eine LeipzigerinTausende Menschen über die DDR-Grenze holte

Als Brigitte Klump (heute 86) im Frühjahr 1992 in der Bundesbehörde für Stasi-Unterlagen auf ihre Akten wartete, traute sie ihren Augen nicht: Ein Mitarbeiter schob tatsächlich einen Wagen voller Ordner an ihren Tisch – aneinandergereiht war die Aktenschlange fünf Meter lang.

Dass die Stasi die Schriftstellerin im Visier hatte, ist kein Wunder: Denn fast im Alleingang ermöglichte sie Tausenden DDR-Bürgern die Flucht in die Freiheit.

Rückblick. Brigitte Klump wuchs in Glöwen bei Havelberg (Sachsen-Anhalt) auf, nach dem Abitur volontierte sie in Berlin und begann 1954 in Leipzig mit dem Journalistik-Studium. Über ihre Studienzeit schrieb sie das Buch „Das rote Kloster“ (so hieß in der DDR die Leipziger Fakultät). 1957 floh sie nach West-Berlin, ließ die DDR hinter sich.

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Für ihr Freiheits-Engagement wurde Klump mit demBundesverdienstkreuz geehrt
Foto: privat


Bis 1978 ihr Neffe Klaus (heute 61) einen Fluchtversuch wagte und scheiterte. Er wurde zu 14 Monaten Haft im Cottbuser Gefängnis verurteilt. Brigitte Klump kämpfte für die Freilassung und Auslieferung ihres Neffen. Ohne Erfolg. Deshalb schlug die Schriftstellerin einen weiteren Weg ein – den diplomatischen. Sie bat u. a. Politiker wie Außenminister Hans-Dietrich Genscher († 89, FDP) um Hilfe.

Die glückliche Wende brachte eine Entdeckung bei den Vereinten Nationen. „Bei der UNO stieß ich auf die ,Resolution 1503‘, die auch von der Ostberliner Staatsführung unterschrieben wurde“, erzählt Brigitte Klump, die heute in Bayern lebt, dem BILD-Reporter. Sinngemäß heißt es darin, dass Bürger eines Staates bei Menschenrechtsverletzungen das Land verlassen dürfen.

Zu diesen Verletzungen zählt u. a., wenn dem Menschen das Recht auf Hoffnung und auf das Streben nach Glück verwehrt wird. Dies traf auf Klumps Neffen zu – wie auch auf viele andere DDR-Bürger, denen nach Ausreiseanträgen u. a. der Job gekündigt oder ein Studium verweigert wurde.

Damit der Plan wirklich funktionierte, sammelte Brigitte Klump unzählige Fälle und reichte eine umfangreiche Sammel-Petition ein. „Für meine Reisen in die UNO-Büros nach Genf und New York kaufte ich mir extra ein Seidenkostüm für 735 Mark“, erinnert sich Klump.


Am 7. November 1980 durfte Neffe Klaus mit seinen Eltern die DDR verlassen. Und ihm folgten in den nächsten Jahren Tausende DDR-Bürger auf diesem Weg – wie Zahnärztin Traudl S. (78) aus Chemnitz. Ihr Ausreiseantrag wurde 1986 abgelehnt, durch die Hilfe von Brigitte Klump verließ sie 1988 die DDR.

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Interessierter
 

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