von Dieter1945 » 9. Januar 2013, 17:59
Bericht aus der "Schweriner Volkszeitung" . 1989
"G 743 auf Grenzpatrouille
SVZ (Schweriner Volkszeitung) war dabei, als das Grenzsicherungsboot 743 der Bootskompanie Garnitz des Grenzregiments "Robert Abshagen" zur Kontrollfahrt auf der Elbe ablegte.
Tristes Novemberwetter, Stabsobermeister Andreas Salomo, Kommandant des Grenzsicherungsboots empfängt uns an Bord. Als er den Gashebel vorschiebt und die beiden 105-kW-Otto-Motoren
"Musik" machen, hebt sich der Bug kraftvoll aus dem Wasser. Im Nu ist der schmale Hals des einstigen Getreidehafens passiert. Während wir stromauf fahren, den Hafen hinter uns lassen, präzisiert der Kommandant die Beobachtungsgaben' Mit einer schnittigen Wende steuert er eine dammgeschützte Buhne an. Matrose Andrè Kunert misst die Tiefe und wirft nach militärisch knapper Anordnung auch den Anker. Auf dem Vorpiek genannten Vorschiff bestätigt er mit geschulterter MPi den Beobachtungssektor, sucht mit dem Fernglas vor Augen den weithin überschaubaren Strom und das andere Ufer ab. Auch Maat Jörg bekommt seinen Beobachtungssektor zugewiesen. Danach setzt der stabsobermeister über Funk die Meldung ab: "Wir sind auf Position".
"Ich bin Parteimitglied und meine nicht miteinander nicht miteinander verwandten Kunerts, nämlich Motorenmeister Jörg sowie der MPi-Schütze Andrè, sind FDJler. Wir wollen unseren Bestentitel auch
Soldatenwettwerb zum 40. DDR-Geburtstag verteidigen."
Genosse Salomon berichtet das mit sachlicher Bestimmtheit. Nachdem über Funk eine Antrage mit "Keine besonderen Vorkommnisse" quittiert ist, erfahren wir über die Männer in den blauen Uniformen mit dem grünen Ärmelstreifen "Grenztruppen der DDR" auch Persönliches. Das erste Jahr seines Grundwehrdienstes hat der 24jährige André hinter sich - er ist verheiratet, hat in Schwedt Frau und zwei liebenswerte Kinder. Natürlich sei der Abschied jedes Mal schwer, aber die Notwendigkeit des Grenzdienstes habe ihm schon vor der Armeezeit eingeleuchtet. Übrigens hat er sich wie der 20jährige Motorenmeister und Maat Jörg Kunert für später einen neuen Berufsstart im Kernkraftwerk Nord vorgenommen.
Der 25jährige Bootskommandant Andreas Salomon, bereits im siebenten Dienstjahr, ist in der Nachbarschaft verlobt mit einer Kindergärtnerin aus Klein Schmölsen. Er liebäugelt mit einer der 40 in Dömitz neugebauten "WE". Für ihn ist es eine beschlossene Sache, dass er noch über Jahre dem festgefügten Kollektiv der Bootskompanie die Treue halten wird. Stolz ist er besonders darauf, dass er die Gelegenheit bekam, an der Perleberger Unteroffiziersschule die Meisterprüfung abzulegen. Er fühle sich durch die hohe Verantwortung an der Grenze und gleichermaßen als Technikspezialist herausgefordert. Mit Recht stolz sind die drei auf die 868 Liter Treibstoff, die sie im letzten Halbjahr einsparen konnten. Fahrweise und der vorzügliche Wartungsstand von Boot und Maschine hätten das entscheidend beeinflusste. Jörg Kunert, der an seiner Schützenschnur die zweite Eichel trägt und demnächst seine "Klassi" III wiederholen will, bringt das Gespräch darauf, dass im Diensthabenden System die Anforderungen an die Grenzer besonders hoch sind. Allerdings: Manche zusätzliche Härte wäre vermeidbar, wenn die Vorgesetzten bei notwendigen Dienstplanänderungen vorher mit den Besatzungen sprechen und somit auch persönliche Vorhaben planbarer sein würden - eine Kritik, die inzwischen im Sinne der Grenzer von den Vorgesetzten beherzigt wird.
Im Wechsel von Beobachtung und Gespräch ist die Zeit wie im Fluge vergangen. Ab und zu reißen jetzt sogar die regenschweren Wolken auf. Vorab passieren immer wieder schwerbeladene Motorgüterschiffe.
Plötzlich schreckt das Heulen von Hubschrauberturbinen auf. Eine Maschine des Bundesgrenzschutzes fliegt exakt die gedachte Linie in der Mitte des Grenzstromes ab. Nichts Außergewöhnliches. So sind die Realitäten, auch wenn sich die BRD-Regierung immer noch dagegen sträubt, die dem Völkerrecht entsprechende Grenzziehung in der Strommitte anzuerkennen. Ein regelrechtes Spektakel, so erfahren wir, habe es am Vorabend des 17. Juni gegeben. Einige unverbesserliche Möchtegerne, die ihre Geschichtslektion noch nicht lernten, hätten am anderen Ufer eine voll gegen uns gerichtete Schau abgezogen.
Schließlich gibt der Kommandant den Befehl zum Ankerlichten. Gleichmäßig gewinnt das Boot an Fahrt. Es geht dem Hafen zu, in dem die schweren und auch bei Eisgang einsatzfähigen Winterboote unter Persenning und Schutzfilm noch fest vertäut sind. Kräftig heulen noch einmal die Motoren auf, dann wird das Boot am schwimmenden Steg festgemacht. Wartungsarbeiten und Waffenreinigen sind noch angesagt. Nach der wohlverdienten Freizeit wird es sehr bald wieder heißen: G 743 auf Patrouillenfahrt! Zum sicheren Schutz unserer Staatsgrenze - auch am morgigen Ehrentag der Grenztruppentag der DDR."
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