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Neues Licht auf Österreichs Grenze

BeitragVerfasst: 25. Januar 2019, 13:25
von Interessierter
Am Eisernen Vorhang zwischen Österreich und der Tschechoslowakei sind annähernd so viele Menschen umgekommen wie an der Berliner Mauer. Diesen Schluss legen bisher geheime Akten nahe.

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Zwei slowakische Grenzpolizisten an der Drei-Länder-Ecke zwischen Österreich, der Slowakei und Ungarn (1999). (Bild: Keystone / AP)

Während die Augen der Welt im Kalten Krieg vor allem auf die Todeszonen an der innerdeutschen Grenze und an der Berliner Mauer gerichtet waren, ereigneten sich am Eisernen Vorhang zwischen Österreich und der damaligen Tschechoslowakei nahezu im Verborgenen nicht weniger blutige Vorgänge. Anhand von bisher unter Verschluss gehaltenen Geheimakten wirft der Grazer Historiker Stefan Karner in seinem jüngst erschienenen Buch «Halt! Tragödien am Eisernen Vorhang» ein Schlaglicht auf das Morden an Österreichs nördlichen und östlichen Grenzflüssen Thaya und March.

Naturidyll in der Todeszone

Heute bieten die Zonen, die bis Mitte der fünfziger Jahre zu Todesfallen für 129 Personen wurden, ein friedliches Bild. Der Eiserne Vorhang mit seinen Minengürteln, Stacheldrahtverhauen, Wachttürmen und Bunkern ist längst verschwunden, und die nahezu unsichtbar gewordenen Grenzen zur Tschechischen Republik und zur Slowakei sind idyllische, fast unberührte Naturparadiese – gerade weil sich hier einst ausgedehnte, hermetisch abgeriegelte und völlig unbewohnte Sperrzonen befunden hatten.

Doch einst wurden hier Flüchtlinge von tschechoslowakischen Grenzsoldaten erschossen oder von deren Hunden zerrissen. Zudem kamen nach den Erkenntnissen Karners zahlreiche Grenzwächter bei Unfällen ums Leben, manche begingen Selbstmord. Aber selbst wenn die Flüchtlinge die nahezu unüberwindbare Grenze doch überwunden hatten, drohten ihnen laut Karner auf österreichischem Gebiet neue Gefahren; sie mussten Verrat, Verfolgung und Verhaftung fürchten.

Österreichische Beamte in der sowjetischen Besatzungszone hätten viele Flüchtlinge den sowjetischen Besatzern übergeben, deren Geheimdienste eng mit den tschechoslowakischen zusammengearbeitet hätten. In der Tschechoslowakei drohten den ausgelieferten Flüchtlingen in der Folge hohe Haftstrafen und Geldbussen. Die an der Grenze getöteten Menschen wurden nach 1952 in unmarkierten Gräbern verscharrt, um jeden Hinweis auf die blutigen Vorgänge zu vertuschen.


Unterschiedliche Quellen

Karner zeichnet zahlreiche Einzelschicksale an der 453 Kilometer langen Grenze zwischen der Tschechoslowakei und Österreich, vom Ende der vierziger Jahre bis Mitte der fünfziger Jahre, detailliert nach. Grundlage bildeten Akten aus den tschechischen und slowakischen Geheimdienst-Archiven. Karners Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung, das in Wien und Graz sowie in Raabs an der Thaya domiziliert ist, hatte Zugang zu den Geheimakten. Die Schicksale von Flüchtlingen wurden mithilfe verschiedener Quellen rekonstruiert – sowohl Zeugenaussagen als auch Protokollen der offiziellen Berichte der Grenzwachen.

Karner beleuchtet auch die Rolle der tschechoslowakischen und der sowjetischen Geheimdienste, die zu den grössten osteuropäischen Nachrichtendiensten gehörten, auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Die Namen von 12 000 Österreichern befinden sich in den Akten des früheren tschechoslowakischen Staatssicherheitsdienstes. Diese wurden observiert oder arbeiteten mit ihm zusammen.

https://www.nzz.ch/neues-licht-auf-oest ... 1.18184292

Re: Neues Licht auf Österreichs Grenze

BeitragVerfasst: 25. Januar 2019, 16:51
von augenzeuge
Das die Tschechen damals an der Grenze nicht "netter" als die "ostdeutschen" waren, ist bekannt. Einmal hatte ich mit denen auch grundlos schlimme Erfahrungen machen müssen. [angst]

AZ

Re: Neues Licht auf Österreichs Grenze

BeitragVerfasst: 25. Januar 2019, 16:58
von pentium
augenzeuge » 30. Januar 2014

Die tödlichste Grenze Europas war nicht die Mauer
... schwer. Sechs Menschen entkamen; ob über die Grenze oder ... in seinem neuen Buch "Halt! Tragödien am Eisernen Vorhang", das zum ersten Mal die ...

von pentium » 18. November 2013

Tragödien am Eisernen Vorhang
... Karner, Sie haben am Montag Ihr neues Buch „Halt! Tragödien am Eisernen Vorhang“ vorgestellt. Es geht um die Grenze ...