30 Jahre Deutsche Einheit - und die ostdeutsche Politik schert öfter aus. Weil das tiefsitzende Gründe hat, muss das die ganze Republik scheren.
Corona mal weggedacht: Was wäre das für ein Jahr gewesen? Und wer war noch mal Thomas Kemmerich? Ein Jahr jedenfalls voller Aufreger – und einer seit 30 Jahren währenden Anregung: über die ostdeutsche Seele nachzudenken, sie ernst zu nehmen als politischen Faktor. Anlässe dafür gab es dieses Jahr genug.
Bevor die Pandemie einschlug, richteten sich die Blicke der Republik ostwärts, mit irritiertem Augenaufschlag. In Thüringen hatte sich Anfang Februar der weithin unbekannte FDP-Politiker Thomas Kemmerich mithilfe von CDU und AfD ins Amt des Ministerpräsidenten katapultiert – ein Landeschef von rechten Gnaden, das ganze Land war zurecht empört.
Die Linke warf ihm den Blumenstrauß, eigentlich für Amtsinhaber Bodo Ramelow vorgesehen, vor die Füße; die Bundespolitik schlug die Hände überm Kopf zusammen: Im Osten nix Neues. Der alte Regierbarkeitszustand konnte nur unter Schmerzen wiederhergestellt werden: Die Krisengespräche in Erfurt ließen FDP-Chef Christian Lindner fast wieder über sich selbst stolpern und Annegret Kramp-Karrenbauer machtlos das Amt als CDU-Vorsitzende hinwerfen – wegen der Pandemie und parteiinterner Zerrüttungen hat es bislang keiner aufgehoben.
Ein Gefühl aber blieb: Mit seinen politischen Entscheidungen und den dahinter hervorlugenden Gefühlen ist der Osten immer noch etwas Besonderes. Warum eigentlich?
Diese Frage versucht der nachstehende Beitrag zu beantworten:
https://www.tagesspiegel.de/politik/kem ... 49412.html