Lothar de Maizière sieht Licht und Schatten
Lothar de Maizière wird heute 79 Jahre alt. Mit Helmut Kohl zählt er zu den wichtigsten Protagonisten der Wiedervereinigung - und blickt 30 Jahre nach dem Fall der Mauer mit gemischten Gefühlen auf das Ergebnis.
Er spricht im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk von einem "Maß an Selbstbestimmtheit, das ist der wirklich große Zugewinn, den die Einigung uns gebracht hat".
Dazu komme die Möglichkeit, sich "die Welt anzueignen", wie es de Maiziere formuliert - also etwa Reisen und Studieren im Ausland. Und nicht zuletzt: Die Infrastruktur in Ostdeutschland sei schneller als gedacht zur modernsten in Europa geworden.
Der Christdemokrat spricht aber auch von Entwicklungen, die ihn bedrückten. Ungeachtet der positiven Faktoren "erleben wir ein Gefühl der Zweitklassigkeit bei vielen Ostdeutschen. Und Abgehängt-Sein". Das führt de Maizière auf verschiedene Faktoren zurück. Zur Elite im Osten gehören seiner Erfahrung nach vorwiegend Westdeutsche. In der Bundesregierung sehe das auch so aus. Das Verständnis füreinander sei weniger schnell gewachsen als erwartet.
De Maizère nimmt also eine Unzufriedenheit in Ostdeutschland wahr - und erzählt, dass er neulich einen Freund in Prag gefragt habe, wieso es in der Tschechischen Republik denn anders laufe und die Menschen dort zufriedener seien. Dieser habe ihm geantwortet, das sei ganz einfach: "Wir vergleichen mit früher, ihr vergleicht immer noch mit dem Westen. Außerdem: Wir ändern uns, und ihr seid geändert worden."
https://www.tagesschau.de/inland/lothar ... e-101.html
"Wir vergleichen mit früher, ihr vergleicht immer noch mit dem Westen. Außerdem: Wir ändern uns, und ihr seid geändert worden."
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