„Was gibt es für politische Witze in der DDR?“ – lautet eine Scherzfrage einst
in jenen wunderbaren Jahren. Und die Antwort: „Mindestens zwei Jahre“ . Das
Lachen darüber gefriert beim Lesen der vorliegenden Schrift. Was Hans-
Joachim Föller über den „Sicherungsbereich Karneval“ zur Kenntnis bringt, die
Überwachung der Narren in Wasungen, der Hochburg des thüringischen
Karnevals, das ist alles andere als lustig. Seine Erinnerung daran, wie bierernst
das Ministerium für Staatssicherheit – ganz „Ideologiepolizei“ – selbst den
Karneval unter Kuratel gestellt hat, mag heute grotesk wirken, auf eigene Weise
komisch, aber sie lehrt, wie sehr die Herrschenden im Staat der SED selbst den
politischen Witz gefürchtet haben müssen. Jede komische Pointe eine
„konterrevolutionäre Provokation“ – das liest sich wie Realsatire. Tatsächlich
wurde der Wasunger Carneval Club, wie auf den folgenden Seiten eindringlich
beschrieben wird, von der Staatssicherheit „operativ bearbeitet“, weil
Büttenreden, Gesangstexte und Karnevalszüge alljährlich gegen „feindlichnegative
Einflüsse“ abzuschirmen waren. Die „spezifischen Mittel und
Methoden“ reichten von der Vorzensur bis zur Durchdringung der närrischen
Szene mit Inoffiziellen Mitarbeitern, um im Karneval sicherzustellen, „daß die
Linie der Partei durchgesetzt wird“ – wie einer der früheren Ideologiewächter
nach dem Umbruch `89 zu Protokoll gegeben hat. Das könnte rückblickend erheiternd wirken, wären da nicht Folgen gewesen, die einen aufmüpfigen
Karnevalisten treffen konnten – Auftrittsverbote, gesellschaftliche Ausgrenzung,
peinliche Vernehmungen zum Beispiel. Die Erinnerung daran ist nicht schön, sie
trübt die nostalgische Verklärung des Sozialismus in den Farben der DDR, die
Methode geworden ist – und sie wird zum Ärgernis, wenn die Dunkelmänner
der Vergangenheit in der Gegenwart wieder oder noch immer pädagogisch
wirken dürfen. Deshalb ist die Erinnerung daran notwendig – und wer, wenn
nicht ein Bürgerkomitee, wäre mehr dazu legitimiert, die Dinge zur Sprache zu
bringen? Die einst in der DDR Herrschenden waren humorlos, weil sie um die
„befreiende“ Wirkung der politischen Pointe wußten – auch und gerade im
Karneval. „In einem Lande leben“, heißt es bei Bertolt Brecht, „wo es keinen
Humor gibt, ist unerträglich, aber noch unerträglicher ist es in einem Land, wo
man Humor braucht.“ In der DDR, das ist ein empirischer Befund, brauchten die
Menschen viel Humor.
http://www.buergerkomiteethueringen.de/ ... e/karn.pdf
Gibt es User, die über Erfahrungen mit dem Karneval berichten können?
" Der Interessierte "