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Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

BeitragVerfasst: 7. November 2018, 16:27
von Zicke
327 Todesopfer soll es an der innerdeutschen Grenze gegeben haben – so eine von der Bundesregierung geförderte Studie. Doch nach rbb-Recherchen ist diese Zahl nicht korrekt. In der Studie werden sogar Täter zu Opfern gemacht.
https://www.rbb24.de/politik/beitrag/20 ... tudie.html

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

BeitragVerfasst: 7. November 2018, 17:13
von Volker Zottmann
Was meint Ihr alle,
wie viele Tote mehr an der Grenze wird es gegeben haben, die in den 40 Jahren nicht gezählt wurden, nur weil die Verschleierungen und Legendenbildungen der Staatssicherheit geglaubt wurden?

Gruß Volker

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

BeitragVerfasst: 7. November 2018, 17:33
von augenzeuge
Ist schwer zu sagen. Wenn Selbstmorde von AGT als Opfer der Grenze genannt wurden, so ist da doch nicht unbedingt falsch.

Und natürlich, ich traue aufgrund der bekannten Umstände dem MfS zu, dass ein Fluchtversuch auch als Selbstmord verkauft wurde.

Eine Studie, die gefördert wird, kann auch Fehler beinhalten, oder?

AZ

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

BeitragVerfasst: 7. November 2018, 17:47
von pentium
augenzeuge hat geschrieben:Ist schwer zu sagen. Wenn Selbstmorde von AGT als Opfer der Grenze genannt wurden, so ist da doch nicht unbedingt falsch.

Und natürlich, ich traue aufgrund der bekannten Umstände dem MfS zu, dass ein Fluchtversuch auch als Selbstmord verkauft wurde.

Eine Studie, die gefördert wird, kann auch Fehler beinhalten, oder?

AZ


Fragwürdig ist etwa der Fall von Hans Schmidt aus Glöwen. Der Major erschießt sich 1988 nach einem Dienstgespräch im Grenzausbildungsregiment. Autor Staadt begründet die Aufnahme in das Buch so: "Er hat vorher als Major gedient. Er ist an den Anforderungen des Dienstes zerbrochen und hat Suizid begangen. Das ist für mich ein Opfer des DDR Grenzregimes."

Belege dafür fand der rbb in den Akten nicht. Stattdessen gibt es viele Hinweise, dass der Offizier mit seinem Alkoholproblem nicht mehr zurechtkam. Mehrere Verwandte bestätigen die Alkoholprobleme. Sein damaliger Vorgesetzter Horst Jüttner sagte dem rbb: "Das war eine eindeutige Alkoholgeschichte. Das Militärische hat damit nichts zu tun." Die Zeitzeugen wurden im Übrigen allesamt nicht von den Autoren befragt.


Der rbb legte dem Historiker und Vertreter der Union der Opferverbände, Christian Sachse, die Akten vor. Major Schmidt ist "ein gescheiteter Täter des Grenzregimes, aber niemals ein Todesopfer dessen", bewertet Sachse den Fall. Sachse spricht dem Buch auch zu Teilen die Wissenschaftlichkeit ab: "Ich denke, dass es an vielen Stellen Lyrik ist, was hier drin steht, ja. Klingt zwar ein bisschen hart für einen Kollegen, aber es ist so."


Man sollte sich an die Fakten halten und nicht herum spekulieren...Sachse spricht dem Buch auch zu Teilen die Wissenschaftlichkeit ab: "Ich denke, dass es an vielen Stellen Lyrik ist, was hier drin steht, ja. Klingt zwar ein bisschen hart für einen Kollegen, aber es ist so."

...

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

BeitragVerfasst: 8. November 2018, 22:37
von Dr. 213
Die Fakten sind die Fälle, wo es belastbares Aktenmaterial gibt. Und das ist einfach, weil reine Mathematik.

Der rbb- Artikel soll suggerieren, dass die Zahl der Toten nach unten korrigiert werden muss.
Und genau bin ich anderer Meinung.

Es gibt schon diese Fälle, da wurden auf Westseite Schüsse oder Minenexplosionen gehört.
Dann wurde in Salzgitter ein Strich gemacht und damit war es ersteinmal amtlich.
Und also nur auf die Vermutung hin wurde ein Maueropfer angenommen. Bei Youtube gibt es einen geschilderten Fall.
Dort ist für ein Opfer (der Mann hatte zusammen mit seinem Kumpel die Selbstschußanlage ausgelöst)
vom Westen aus ein Toter angenommen worden und es wurde sogar ein Kreuz für den Mann aufgestellt.
https://www.youtube.com/watch?v=Oh5-y5PZO7g

Allerdings sind mir mehr Fälle in Erinnerung, wo die Stasi's die Grenzopfer zu unbekannten Wasserleichen,
Opfern des Strassenverkehrs oder sonst wie legendiert oder besser "umfrisiert" haben.
Die freuten sich auch immer ganz diebisch, wenn die Tatorte mit Sichtblenden abgeschirmt werden konnten.
Oft wurde in den Stasi- Akten auch stolz vermerkt, wenn es im Westen keinerlei Zeugen gegeben hat.

Man muß bei den Opferzahlen lieber etwas großzügig hochrechnen.
Nicht aus Gründen von Hass auf SED- und Stasi. Das ist es nicht.

Es liegt vielmehr einfach an der damaligen Arbeitweise der Tschekisten.
Wo es nur ging, wurde bei Grenzvorfällen getrickst und gefälscht.
Und dazu hatten die Täter sogar bis weit in das Jahr 1990 noch Gelegenheit.

Es ist wie mit den Hinrichtungs- Opfern der DDR- Justiz.
Wenn man da die Todesursachen nur alleine anhand von Totenscheinen und Aufzeichnungen der Krematorien
richtig bestimmen wollte, wird man wahrscheinlich auch falsch liegen und eine eher zu niedrige Zahl erhalten.

Herzlichst
Dr. 213

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

BeitragVerfasst: 9. November 2018, 10:23
von augenzeuge
Wenn man da die Todesursachen nur alleine anhand von Totenscheinen und Aufzeichnungen der Krematorien
richtig bestimmen wollte, wird man wahrscheinlich auch falsch liegen und eine eher zu niedrige Zahl erhalten.


Nee, 100%ig liegt man da falsch!

AZ

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

BeitragVerfasst: 11. November 2018, 14:09
von Verratnix
Moin moin,

so "ganz sauber" ist der Dr. Staadt nicht. Ich pers. halte den für eine Freie Universität untragbar.

M.E. nach haben Suizide, die keinen Hintergrund des Regimes Grenze haben, in der Aufstellung nichts zu suchen. Wenn sich der Major X (Beispiel!) wegen Geliebter und unehelichen Kindern oder Alkoholerkrankung Selbstmord begeht ist nicht das Grenzregime der Auslöser. Und falls doch, dann sind die Gründe eher zweitrangig.

Das Dr Staadt es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt musste ich selber feststellen. In der ersten Publikation fiel mir zum Thema Weinhold auf das 60 Schuß Mun angegeben waren. Tatsächlich hatte Werner Weinhold aber 360 Schuß dabei, entsprechende Einlassungen vor der Staatsanwaltschaft, Polizei, etc der BRD gab und gibt es.

Der entsprechende Hinweis an Dr Staadt wurde mit Häme, Spott und anderen, sehr arroganten Kommentaren beantwortet.

Eine Mail an den Präsidenten der FU Berlin führte dann dazu das die Website entsprechen umgestaltet wurde, es wird seit 07/ 217 keine Angabe zur Anzahl der entwendeten Munition durch Herrn Weinhold gemacht.

MfG Berlin

Re: Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch

BeitragVerfasst: 12. November 2018, 21:55
von Dr. 213
Trotzdem ist es wichtig, solche Fälle am Rande auch mit zu besprechen.
Schon alleine nur deßhalb, damit spätere Lohnschreiber die "Ihr" Wissen u.a. aus diesen Arbeiten beziehen,
beim Nachrechnen und Vergleichen mit wiederum anderen Publikationen die unterschiedlichen Zählweisen besser erkennen können.

Herzlichst
Dr. 213

Die DDR-Opfer waren sechs Monate bis 81 Jahre alt

BeitragVerfasst: 2. Februar 2021, 15:39
von Werner Thal
GESCHICHTE / Die DDR-Opfer waren sechs Monate bis 81 Jahre alt

Mindestens 327 Menschen starben 1949 bis 1989 an den Sperren zwischen SED-Diktatur und
Bundesrepublik, zeigt eine neue Studie. Hinzu kommen die Toten der Berliner Mauer.
Weitere Forschungen sind nötig.

https://www.welt.de/geschichte/article1 ... e-alt.html

W. T.

Re: Die DDR-Opfer waren sechs Monate bis 81 Jahre alt

BeitragVerfasst: 2. Februar 2021, 15:52
von pentium
327 Todesopfer soll es an der innerdeutschen Grenze gegeben haben – das ist das Ergebnis einer Studie, die 2012 in Auftrag gegeben wurde. 2017 wurde diese Zahl in einem Handbuch des Forschungsverbunds SED-Staat der Freien Universität Berlin erneut bestätigt. Seitdem galt sie als "offizielle" Opferzahl des DDR-Grenzregimes.

Nach RBB-Recherchen müssen allerdings mindestens 50 Tote von dieser Liste wieder gestrichen werden. So würde die Studie von 2012 unter anderem auch Offiziere der Grenztruppen, die Suizid begangen haben, zum Beispiel nach einem Ehestreit, oder Volkspolizisten, die Opfer eines Amoklaufes wurden, fälschlicherweise zu den Opfern zählen. Der Autor der kritisierten Studie, Historiker Jochen Staadt, weist die Vorwürfe zurück. "Wir haben das so formuliert nach gutem Denken und Überlegen, wie wir mit solchen Biografien umgehen", sagte er dem RBB.
https://www.mdr.de/zeitreise/stoebern/d ... e-100.html


Wie nun mit den verliegenden Opferzahlen verfahren wird, ist noch unklar. Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die in der Bundesregierung für das Thema zuständig ist, kündigte aber eine Überprüfung der Vorwürfe an. "Wenn es ernsthafte Zweifel gibt, dann werde ich dem sofort nachgehen", sagte sie.